Streamlined & ready to race: Das Erbacher-Team dengelte ein Aluminium-Kunstwerk der absoluten Extraklasse um einen Knucklehead.

Schweizer Custombike-Kenner kennen die Fakten: Wer sein Bike in Dornach bestellt hat, bekam schon immer das gewisse Etwas mitgeliefert. Die Edelbike-Schmiede der mehrfachen Dragster-Europameister liefert extreme Custombikes, auf Wunsch auch mit wirklich beeindruckenden Leistungswerten! Nach zwei Jahren Bauzeit rollte das Fat Attack-Team ein absolutes Meisterwerk auf die Straße.

Knucklehead im Streamline-Outfit

Im Rohbau war das Projekt fast zwei Jahre im Workshop von Fat Attack zu bestaunen – und es war von Anfang an klar, dass dieses Projekt alle bisher gebauten Kreationen übertreffen würde. Ganz im Stil der Stromlinien-Fahrzeuge in den 1930er Jahren hämmerte das Team einen kompletten Aluminium-Body um einen Motor im Knucklehead-Stil. Selbst Joe Petrali würde bei diesem Anblick schwach werden!

Selbst der Motogadget-Tacho wurde strömungsgünstig umhüllt

Rückblende: Daytona Beach, 13. März 1937. Am Strand in Ormond Beach steht eine blaue Harley-Davidson Knucklehead, im Sattel der berühmteste Harley-Davidson-Werksfahrer seiner Zeit. Das Ziel: Einen neuen Motorrad-Geschwindigkeitsweltrekord aufzustellen. Die Rekord-Knucklehead von Joe Petrali ist eine der Ikonen des Harley-Davidson-Museums in Milwaukee.

Geschwindigkeitsrekord auf Knucklehead

Um die Performance des 1936 neu vorgestellten OHV-Twins zu unterstreichen, plante man bei Harley-Davidson, in den Kampf um den Motorrad-Geschwindigkeitsweltrekord einzusteigen. Rekordfahrten fanden in dieser Zeit vorwiegend am Strand bei Daytona Beach statt. Die Startlinie war bei Ormond Beach. Am 13. März 1937 erreichte Petrali eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 136,183 mph (ca. 219 km/h) aus zwei gemessenen Rekordläufen.

Kupferleitungen mit gelöteten Fittings sorgen für klassischen Vintage-Look

Zurück ins Heute: Über solche Geschwindigkeiten kann man in Dornach nur lächeln: Der Top Fuel-Dragster von Urs Erbacher passiert die 200 km/h Marke nach knapp zwei Sekunden und beschleunigt innerhalb von 400 Metern auf über 500 km/h! Auch der 1584 ccm Knucklehead-Motor von S&S ist um einiges leistungsstärker als sein 1937 Pendant, welches mit Flugzeugbenzin und einer Verdichtung von 12,5:1 gerade mal 65 PS aus dem Motor lockte.

Fast alles an diesem Motorrad ist handgefertigt

Der aus edelsten Teilen montierte „Knuckle Attack“-Motor liefert mehr als die doppel­te Leistung, was in bester Erbacher-Tradition steht. Um die Kühlung des verschalten Triebwerks zu gewährleisten, besitzt der Motor gleich zwei Öltanks: Einen unter dem Sitz und ein weiteres Reservoir im Sitzhöcker. Zudem sorgt ein Ölkühler unter dem Heck für zusätzliche Kühlung.

Mit Guckloch: Der Sitzhöcker ist der Zusatz-Öltank

Die Leitungen sind – wo immer es ging – in Kupferrohr ausgeführt, was den Oldschool-Charakter des Bikes noch unterstreicht. Fast alles an diesem Motorrad ist handgefertigt und ein Einzelstück. Der Serienrahmen, die modifizierte Springergabel und der Lenker sind verkupfert, viele Komponenten zur Gewichtserleichterung „im Stil der Zeit“ durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Die Aluminium-Verkleidungen um den Motor lassen sich relativ schnell demontieren – auch Petrali fuhr ja seinen Rekord ohne Verkleidung.

BST – Bocki’s Special Parts

„Der Stil liegt irgendwo zwischen Boardtracker, Sprint- und TT-Racer“, erklärt Urs Erbacher, wobei die Aluminiumverkleidete NSU Rennmax „Delphin“ der 1950er Jahre wohl auch einen gewissen Einfluß auf die Macher hatten. Das handgemalte Tankemblem „BSP“ steht für den Fat Attack Haus-Metallspengler Bockholt und bedeutet: „Bocki’s Special Parts“. Bocki hatte an der Fertigung vieler Komponenten entscheidenden Einfluss.

Die modifizierte Springergabel und der Lenker sind verkupfert und passen sich hervorragend ins Gesamtbild ein

Um der satten Motorleistung adäquate Bremsen gegenüberzustellen, speichte man vorn eine wuchtige Doppel-Duplexbremse ein. Was eine Münch Mammut zum Stillstand bringt, kann auch für die Knucklehead nicht falsch sein? Die Speichenräder sind ebenfalls eine Einzelanfertigung: Bereift mit einem 3.00 x 23 Zoll „Blockley“ vorn und einem massiven 6.50 x 16 „Cheng Shin“-Gummi hinten ist die Maschine weniger aufs Kurvenfräsen ausgelegt – das Profil ähnelt jenem der frühen Street-Dragster der 50er Jahre, als sich aus den „wilden“ Landstraßenrennen die NHRA-Dragster-Rennserie entwickelte.

Egal ob retro oder ultramodern, diese Jungs können einfach alles bauen

„An diesem Bike hatte das ganze Fat Attack-Team seinen Anteil“, erklärt Boss Urs Erbacher. Es führt die Tradition extremer Custombike-Aufbauten dieser Schweizer Profis fort. Egal ob retro oder ultramodern, diese Jungs können einfach alles bauen.

Info | erbacher.biz