Flat Track kann Indian schon mal ganz gut. Bagger-Race auch. Als nächstes ist Drag Racing dran – zum Beispiel mit einer Indian Chief.

Wieviel Gummi passt wohl in die Serienschwinge der Indian Chief? Vor dieser Frage stand die Bike-Farm Melle, als sie das Projekt „#26 Chief Racer“ in Angriff nahm. Sie wollte das 35-jährige Jubiläum ihres Hauses mit einem eigenen Custom-Projekt feiern. Die neue Indian Chief bot sich da an. Mit ihrem im Jahr 2021 vorgestellten Rohrrahmen machte sie für die Customizer einiges einfacher. Aber die Frage der Breitbereifung wollte eben auch noch geklärt werden.

Berechnung der Breitbereifung

Nach sorgfältigem Vermessen und den folgenden Berechnungen hatte man die Antwort: Bei einem 240er auf 8 Zoll Felgenbreite könnten Schwinge, Rahmen, Motor und Getriebe serienmäßig bleiben, lediglich ein um 12 Millimeter nach außen versetztes Getriebepulley wäre nötig. Fällig war dafür aber zunächst die Felgenverbreiterung des Indian-Serienrades, die der Rad-Spezialist „Rindt-Felgen“ in Oberhausen durchführen konnte.

Die Felgenverbreiterung des Indian-Serienrades zur Aufnahme des 240er Pirelli Rosso führte Rad-Spezialist Rainer Rindt in Oberhausen durch

Der Trick des Experten ist nur beim genauen Vergleich von Vorder- und Hinterradfelge zu erkennen: Seitlich angesetzte Verbreiterungen ergeben die gewünschten 8 Zoll und einen auf 17 Zoll vergrößerten Raddurchmesser des eigentlichen 16-Zöllers. Pirellis vorne und hinten würden den passenden Grip auf dem Asphalt vermitteln. Damit war #26 auf den Weg zur Rennstrecke gebracht.

Indian Chief im Dragstyle-Outfit

Inzwischen glühten in der Bike-Farm schon die Bleistifte beim Skizzieren weiterer Ideen: Natürlich ist #26 ein Dragstyle-inspiriertes Custombike, dafür stehen schon die vorverlegte Fußrastenanlage und eine niedrige Sitzposition. Die neuen Indianer sind seit ihrer Wiedererweckung durch Polaris im Dirt Track erfolgreich, obendrein auch auf den Bagger-Rennen der amerikanischen und nun auch deutschen Racetracks.

Die Akrapovic-Schalldämpfer in Abstimmung mit einem neuen Mapping lassen die Pferdchen des Thunderstroke-Boliden schneller in die Hufe kommen

Und jetzt weist die Bike-Farm den Weg eben auch noch ins Drag Racing. Zumindest im Design. Nun ist der Thunderstroke-Motor auch in seiner 1890-ccm-Version nicht unbedingt ein Dragster-Triebwerk, doch mit 162 Nm und 88 Serien-PS ist er durchaus geeignet für einen Ampelsprint. Insbesondere wenn man auf dem Prüfstand der Bike-Farm noch ein paar Pferde vom Zügel lässt: Akrapovic-Auspuffanlage und K&N-Luftfilter helfen dabei.

Der Scheinwerfer stammt von Harley-Davidson

Die durchgestylte Form der #26 integriert gekonnt einige Serienteile: Der Tank ist durch seitlich aufgesetzte Bleche verbreitert und wirkt, als ob er Lufteinlässe rechts und links hätte – was sich in der Frontansicht als reines Stilmittel entpuppt. Der Spoiler verdeckt den vorderen Rahmen, lässt aber noch genug Kühlluft an Motor und Regler durch.

Kein Scheiß, der Scheinwerfer der Indian kommt von einer Harley-­Davidson Breakout

Besonders gelungen ist die Lampenverkleidung, die über die gekürzten Riser hinaus auch die an der Lenkerklemme montierten Serieninstrumente verdeckt. Dass auch Teile einer Serien-Harley stilistisch an einen Indian-Umbau passen, zeigt das Headlight: Das kommt von einer Harley-Davidson Breakout und zeugt von einem Gespür der Meller für Hintersinn.

Indian Chief mit spektakulärem Lackkleid

Besonders viel Heavy Metal steckt im handgefertigten Heckteil, das mit den eingelassenen Kellermann LED-Leuchten ganz besonders clean wirkt und zudem die Sitzbank einrahmt. Blinker und Rück-/Bremslicht-Einsätze sind konventionell und nicht als 3-in-1-Option verbaut. Rück- und Bremslicht sind damit doppelt vorhanden. Das seitlich verlegte Nummernschild räumt die Optik zusätzlich auf.

Geschickt sind die Kellermänner in den Heckfender integriert

Das spektakuläre Lackkleid mit teils sichtbarer gebürsteter Metalloberfläche wurde von AHA-Design Alex Henkemeier in Szene gesetzt: Statt auf das blanke Metall setzte Alex auf Blattsilber-Beschichtung und erhielt somit für alle Teile eine einheitliche Basis, die später mit House of Kolor „Candy-Orange“ als Dreischichtlack abgedeckt wurde. Als Kontrast ist eine Pinstriping-Linie in „Petrol“ gehalten.

#26 – Die geheimnisvolle Zahl

Grafik und Sponsoren-Logos sind detailliert in Szene gesetzt. Das Geheimnis der Startnummer #26? Wer im Alphabet bis sechs zählen kann, der erkennt das hinter der Zahl stehende Kürzel der Bike-Farm. Ach, richtig, die Bike-Farm war es ja, die mit diesem Motorrad ihr Fünfunddreißigstes feiern wollte. So wird ein Schuh draus.

Info | indian-melle.de