The biggest, the largest, the thickest, the best … nichts lieben die Amis mehr als Superlative. So gesehen war es nur konsequent, dass ein Bike-Builder aus Florida eine Harley-Davidson Sportster vorn und hinten auf riesige 26-Zoll-Räder gestellt hat.

Sick Cycles nennt sich die Firma, was soviel wie „Kranke Zweiräder“ bedeutet. Und ein bisschen Verrücktheit hilft schon, wenn man solch ein Projekt plant. In Amerika sind 26-zöllige Vorderräder zwar gar nicht so selten zu sehen; diese sind in der Regel aber an Custom-Baggern verbaut, bei denen die Hinterräder dann meist der OEM-Seriengröße entsprechen. Die Besonderheit an der hier gezeigten Sporty aber ist, dass sie vorn und hinten (!) auf diesen riesigen schmalen Rädern rollt, eine bisher einmalige Konfiguration.

Harley-Davidson Sportster mit 26-Zoll-Rädern

Wegen seines großen Durchmessers passte das Hinterrad natürlich nicht in die serienmäßige Schwinge der 2009er XL. Und selbst die gewählte Schwinge aus dem Zubehör musste Paul Rogers, der Erbauer des Bikes, noch einmal um 7,5 Zentimeter verlängern, damit das aus dem Vollen gefräste „Riesenrad“ reinpasste. Indes, nicht nur die Räder machen diese Sportster zu etwas Einzigartigem.

Riesenräder vorn und hinten werden selten verbaut. Denn auch wenn es gut ausschaut, ist fahrdynamisch sicher nicht das Gelbe vom Ei

Mal abgesehen von der an Sporties eher selten verbauten, vollverchromten Springergabel ist es vor allem das selbst gebaute Heck, das die Blicke des Betrachters magisch auf sich zieht. „What the hell is this?“ dachte der Verfasser dieser Zeilen spontan, als er dieses Heck das erste Mal auf der Rat’s Hole Show in Daytona sah. Solch eine aufs Wesentliche beschränkte, schicke Formensprache kennt man sonst nur aus Europa, und da vor allem von den designtechnisch begnadeten Italienern.

Ein wuchtiges Heck hätte in keinem Fall gepasst

Schlank, schmal, rassig – das sind die Attribute, die einem sofort angesichts dieses Hecks in den Kopf schießen. Was beweist, dass der Erbauer seinen Job versteht, denn über diesen hohen schmalen Heckpneu hätte ein wuchtigerer Abschluss auch in keinem Fall gepasst. Doch auch sonst besticht die Maschine durch ihren dezenten, angenehm cleanen Look.

Reduziert auf das Wesentliche: Im schlanken Heck sitzen die LEDs für Rücklicht und Blinker

Das Lack-Design ist geschickt und mit viel Geschmack gewählt. Der in Silber gehaltene schmale Zierstreifen auf den Tankflanken fließt – sich verjüngend – in das einteilige Sitzbank/Heckteil über und verbindet dieses optisch gekonnt mit dem tiefer gelegten und verlängerten Spritbehälter. Dazu kommen schön anzuschauende Bremsen (hinten eine Riemenradbremse).

Harley-Davidson Sportster mit zweifelhaften Fahreigenschaften

Wie sich die hochbeinige Schönheit mit den großen Raddurchmessern fährt, blieb allerdings das Geheimnis von Erbauer Paul Rogers und Besitzer Robert Hofmann, einem in Florida ansässigen Deutschen, bei dem man im beliebten Cape Coral Ferienhäuser, Motorräder, Autos und Boote mieten kann.

Die schicke Riemenradbremse vereint zwei Funktionen an einem Bauteil

Wer im Physikunterricht aufgepasst hat, weiß aber um die nicht unerheblichen Kreiselkräfte, die bei solchen Raddurchmessern auftreten. Hübsch und elegant ist diese Sporty ohne jeden Zweifel, was ihre Fahreigenschaften angeht, wird sie aber der handlichsten eine wohl eher nicht sein. Wie so oft in unserer Custom-Szene trifft auch hier das Sprichwort zu: „Wer schön sein will, muss leiden!“