Seit 2018 gibt es Harleys Big Twins auch mit Flüssigkeitskühlung. Dabei ist das doch ein alter Hut, wie diese wassergekühlte Knucklehead zeigt.

Bereits in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstanden auf Basis des damals aktuellen Harley-Davidson Knucklehead wassergekühlte Motoren, die in kleinen Rennwagen, sogenannten „Midget Race Cars“, verbaut wurden. Rund 400 dieser speziellen Motoren sollen bei der Firma Drake seinerzeit in unterschiedlichen Hubraumgrößen entstanden sein.

Die wassergekühlte Knucklehead hatten keine Wasserpumpe

Diese Zweizylinder waren, im Gegensatz zu den damals oft verbauten Vierzylindermotoren von Fred Offenhauser, um rund achtzig Kilo leichter und bauten auch kompakter. Durch ihr bereits bei niedrigen Drehzahlen anliegendes hohes Drehmoment konnten sich die damit ausgerüsteten Renner beim Viertelmeilen-Rennen und anderen Kurzstreckenrennen durchsetzen. Auf längeren Fahrstrecken allerdings überhitzten diese wassergekühlten Knuckleheads, denn sie besaßen keine Wasserpumpe, sondern arbeiteten nach dem Thermosyphon-Prinzip (heißes Wasser steigt nach oben, kühleres fällt nach unten).

Da gehört er hin: Voll im Fahrtwind platzierter Wasserkühler

Später sind auch Dragster-Motorräder mit diesen Motoren aufgebaut worden. Was den zivilen Einsatz auf der Straße angeht, gibt es jedoch nur eine Handvoll Motorräder weltweit mit dieser seltenen Motorenvariante. Custom-Legende Jesse James schuf eines davon. Inzwischen besitzt James auch die alten originalen Gussformen und die Rechte, die Gehäuse nachzufertigen.

„Das wird der Antrieb für meinen nächsten Chopper!“

Ein Pärchen dieser Rohlinge bekam Dan „Bacon“ Carr von DC Choppers in die Finger. Sein Entschluss stand schnell fest: Das wird der Antrieb für meinen nächsten Chopper! Um den Motor für längere Touren standhaft zu bekommen, baute ihn Dan komplett nach eigenen Vorstellungen auf. Dabei nutzte er eine Kurbelwelle von Truett & Osborn und Pleuel eines ULH-Flathead-Motors.

Länge läuft: Für endlos gerade Highways ist das Bike sicherlich okay, mit der ungefederten Gabel um eine Ecke zu zirkeln, artet aber garantiert in Arbeit aus

Die Zylinder bohrte Bacon mit dem relativ schmalen Maß von 3 3/16 Inch auf, um so die Problematik, den Wassermantel zu beschädigen, zu umgehen. Zwar kam so ein im Verhältnis zu den Urversionen etwas kleinerer Hubraum zustande mit 1.177 Kubikzentimetern darf sich der Motor aber dennoch 1.200er nennen. In Ron Weber fand Bacon einen Spezialisten, der früher an den Drake-Rennmotoren geschraubt hat. Weber übernahm das Schleifen der Zylinder und das Einsetzen der Ventile. Die dafür benötigten Werkzeuge hat er noch in seinem Besitz.

Knucklehead mit zwei Guzzi-Vergasern

Damit der Motor nicht, so wie die Originale, schnell heiß läuft, hat Dan sich entschlossen, eine Wasserpumpe zu verbauen. Die sorgt nun für ständiges Umpumpen der Kühlflüssigkeit, was für thermische Stabilität sorgt. Befeuert wird der Motor durch zwei Vergaser, die von einer Moto Guzzi stammen. Zwar kennt sich Dan mit alten Motoren aus, sein wassergekühlter stellte ihn aber auf eine harte Probe. Es war ein schwerer Kampf, bis er die Feinabstimmung der italienischen Gasmischer im Griff hatte.

Unter dem Sitz ist die kleine Elektropumpe platziert, die das Kühlwasser umwälzt

Dafür war der restliche Aufbau vergleichsweise einfach. Der fertige Motor, der zwei Zoll höher baut als ein originaler Knuckle, wurde in einen frühen Panhead-Rahmen eingepasst. Von Gabelspezialist Freddy Hernandez stammt das lange, starre Frontend. Diese Version war Ende der 60er Jahre sehr beliebt und bietet genau die klassische Optik, die dem Erbauer vorschwebte.

Gleichschenkligen Dreieck aus Gabel, Rahmen und Lenkkopf

Der stark nach hinten geneigte Lenkkopf bildet die Spitze eines gleichschenkligen Dreiecks mit Gabel und Rahmen. Lenker und Fender stammen aus eigener Fertigung. Dann noch einen Sportster-Tank auf den Rahmen gesetzt, das Ganze lackiert und fertig war ein Bike, nach dem sich die Leute umsehen, wo immer sein Besitzer mit ihm auftaucht. Ziel erreicht!