Einen deutlich verschlankten Kabelbaum brachte das Harley-Davidson CAN-Bus System, doch bei Umbauten bringt es auch Nachteile mit sich. Wir blicken auf die Entwicklung zurück …

Den Bus auf der Straße kennt jeder, aber ein Datenbus ist den meisten nur als Wort geläufig. Dabei liegt die ursächliche Ähnlichkeit der beiden auf der Hand. Das Wort Bus an sich ist die Kurzform von „Omnibus“, das kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt „Für alle“. Es ist also ein Beförderungsmittel, das von allen benutzt werden kann. Auf der Straße von Menschen und in der Elektronik von Daten. Was im städtischen Linienverkehr die Haltestellen sind, sind beim Datenverkehr die verschie­denen angeschlossenen Bausteine. Und in beiden Fällen wird untereinander kommuniziert. Natürlich über andere Medien und in spezifischen Sprachen.

Harley-Davidson CAN-Bus – Yes we CAN

Im Falle des CAN-Bus sind für die Übertragung zwei umeinander gewickelte Kabel nötig. Das Verdrillen ist wichtig, da jedes Kabel bei Stromdurchfluss ein Magnetfeld bildet. Wie jeder weiß, ziehen sich Mag­nete an oder stoßen sich ab und genauso ist das bei den Kabeln. Ist zwar alles sehr minimal, aber bei der Menge an übertragenen Einzelinformationen könnte es sonst schnell zu Fehlern kommen. Auch gegen Beeinflussung von außen schützt diese recht einfache Maßnahme.

Dickes Ding: Das Handbuch für die elektrische Anlage kann mit Telefonbüchern großer Städte konkurrieren

CAN ist eine Abkürzung und steht für Controller Area Network. Dieses Netzwerk arbeitet mit einem positiven und negativen Signal, wodurch die Sicherheit weiterhin erhöht wird. Zum einen bezüglich der Eindeutigkeit der Signale und zum anderen funktioniert noch alles auch dann weiterhin, wenn einmal ein Draht des Busses beschädigt ist. Eine Fehlermeldung bringt es dann an den Tag. Entstanden ist diese Technik auf Drängen der Autoindustrie, da die steigenden Zusatz- und Komfortfunktionen in den Autos ihren Tribut in Form von immer dicker und länger werdenden Kabelbäumen forderten.

Die Harley-Davidson CAN-Bus Historie

Wen wundert es da, dass das Stuttgarter Unternehmen Bosch seine Finger mit im Spiel hatte. Zwischen 1983 und 1987 entwickelten sie zusammen mit Intel die entsprechende CAN-Bus-Technik. Bereits 1995 wurden in Harleys Touring-Modellen mit Einspritzung die ersten Bus-Technologien verbaut. Dadurch war es erstmals möglich, Informationen des Motormanagements und Fehler im System am Diagnosegerät (Scanalyzer) sichtbar zu machen.

Kabelsalat: So sah das viele Jahre bei den meisten Bikes aus. Dank CAN-Bus ist es heute wesentlich aufgeräumter

Bereits vier Jahre später konnten sich fast alle Modelle auf diesem Weg mit dem Servicetechniker austauschen. Mit der Implantation des elektronischen Security Systems im Jahre 2001 konnte das neu entwickelte Einspritzmodul schon mit den Blinkern kommunizieren, um aufgrund der gemessenen Geschwindigkeit die Blinker automatisch abzuschalten. Im Folgejahr hielt bei den Vertragshändlern dann das „Digital Technican Computer Service-Modul“ Einzug. Kurz gesagt, die Diagnose war am Computer möglich und bot somit wesentlich mehr Möglichkeiten.

Eine Menge Kabel, Relais und Sicherungen eingespart

Die 2011er Softail-Modelle bekamen als erste das HD-LAN von der Company spendiert. LAN bedeutet das gleiche wie bei den Computern: lokales Netzwerk. Natürlich bedient es sich der CAN-Bus-Technologie. Es ist aber ein umfassendes System, das alle Elektro-Komponenten in sich vereint. Dadurch werden eine Menge Kabel, Relais und Sicherungen eingespart.

Funktionszuwachs: Die linke Lenkerarmatur erhielt 2011 statt dem bekannten Taster für die Hupe …

Das BCM (Body Control Modul), welches das Gehirn des Ganzen darstellt, übernimmt die Überwachung und schaltet im Bedarfsfall den jeweiligen Verbraucher ab. Außerdem schaltet es das Abblendlicht ein, wenn das Fernlicht ausfällt; oder es schaltet den Motor aus, wenn das Motorrad umfallen sollte, der Scheinwerfer bleibt aus Sicherheitsgründen aber an. Und wer bei der Starthilfe die Kabel falsch herum anschließt, wird von der Hupe sofort darauf aufmerksam gemacht.

Bessere Schalter am Lenker

Auch wenn die Schaltereinheiten am Lenker auf den ersten Blick aussehen wie vorher, haben auch sie ihren Vorteil gezogen. Links ist die Trip- und rechts eine separate Warnblinklicht-Funktion mit aufgenommen worden. Neben diesen Nützlichkeiten sind die Taster aber allesamt schöner zu bedienen. Selbst durch den Handschuh merkt man bei der Betätigung ein spürbares Einrasten. Das kommt von der eigentlichen Technik innerhalb der Einheiten, die sehen nämlich jetzt aus wie das Innenleben einer Fernbedienung: Eine Platine mit darüber liegender Gummi-Kontaktplatte.

… eine Wippe, mit der man Hupe und Tacho bedienen kann

Und an dieser Stelle schreien die Customizer auf, denn ein einfaches Wechseln der Armaturen und anderer elektronischer Bauteile ist jetzt nicht mehr so einfach möglich. Aber Rebuffini, Motogadget, Jost Elektronik und andere haben längst entsprechende Lösungen parat. Harley-Davidson hat natürlich schon seit Jahren alle Modellreihen auf CAN-Bus umgestellt. In den neuen Tourern Street Glide und Road Glide gibt es gar vernetzte Infotainment-Optionen, die von Harley-Davidsons Skyline Operation System unterstützt werden. Aber das ist eine andere Geschichte …