Der Buddy Seat wurde 1933 von William S. Harley und Frank Tripsel ersonnen und 1934 als Zubehör auf den Markt gebracht. Man könnte ihn fast als den Vorläufer der heutigen Sitzbank bezeichnen, wenn seine Befestigung nicht eine andere gewesen wäre: Eigentlich war er nämlich ein verlängerter Schwingsattel und eine Variation zu dem von Harley-Davidson patentierten „Ful-Floteing“-System.

Herstellen ließ Harley-Davidson den Sitz von der im Ort ansässigen Firma „Milwaukee Saddlery Company“, die ihr Pferdesattel-Business 1948 an Sears, Roebuck & Co. verkaufte, um sich dann in „Milsco“ umzubenennen und fortan ganz dem Automotive-Seat-Business zu widmen. Milsco existiert übrigens heute noch, hat seinen Hauptsitz nach wie vor in Milwaukee und betreibt inzwischen vier Fertigungsstandorte in den USA und jeweils einen in Großbritannien und in Mexico.

Die versteckte Botschaft war wohl: Kauf dir einen Buddy Seat und du bist nicht mehr lange allein

Fahrtechnisch gesehen – und das war wohl der wahre Grund für die Einführung – brachte der Buddy Seat eine wesentliche Verbesserung in die etwas unruhige Fahrstabilität bei Soziusbetrieb. Der Sozius/die Sozia thronte nicht mehr – entkoppelt von allem Fahrgeschehen – auf einem ungefederten Sitz hoch über dem Hinterradschutzblech.

Harley-Davidsons Buddy Seat – Bahnbrechender Erfolg

Aber als geradezu bahnbrechend für den Erfolg des Unternehmens erwies sich ein ungewollter Nebeneffekt. Durch den Buddy Seat verbesserte sich nämlich nicht nur der Fahrkomfort, sondern da er als Doppelsitz konzipiert war, bescherte er auch einen ungemein engen Körperkontakt 
zwischen den Passagieren, der das Motorradfahren mit Sozia völlig veränderte.

Frühe Buddys: Schlicht, flach, elegant

Die Beifahrerinnen fühlten sich wohl auf dem Sitz. Sie saßen auf gleicher Höhe mit dem Fahrer auf dem breiten, gut gepolsterten, durch „Ful-Floteing“ gefederten Sitz – eine intime Tuchfühlung, die alle Schwingungen und Vibrationen des Motors im Gleichtakt und Gleichklang weitergab und eine atemberaubende Intensität erzeugte.

Harleys Buddy Seat kam vor allem bei den Frauen an

Der Buddy Seat kam vor allem bei den Frauen an, aber natürlich hatten auch die Männer rein gar nichts dagegen, wenn die Sozia sich während der Fahrt eng anschmiegen musste. Sicher war es dieser intime, allzu menschliche Grund, der den Buddy Seat in kürzester Zeit zum wohl begehrtesten Zubehörteil überhaupt machte.

Später wurden die Buddy Seats schon recht ausladend – wobei es bei Schwergewichten wie dieser FLH-Panhead gut ins Bild passt

War der Buddy Seat zunächst flach und elegant, wandelte sich seine Form im Laufe der Zeit immer mehr zu einem unförmig gepolsterten Monster-Sofa, das vor allem die Panheads verunzierte. Es gab ihn in vielen Varianten, allerlei Farben und auch als – sehr fragwürdigen – Doppelsitz für die Sportster-Modelle, dort auch noch widersinnig fest verschraubt; bis in die 60er Jahre bot die Company den Doppelsitz für die Sporties an.

Aufgeputzten Electra Glides wurden als „Garbage Wagon“ bezeichnet

Für die Custom-Ausführungen war er meist in weißem Vinyl gehalten, mit reichlich Fransen, Chromnieten und verchromter Reling bestückt. Diese über
ladenen Buddy Seats trugen im wesentlichen dazu bei, dass die Nachkriegs-Bikerszene die solchermaßen aufgeputzten Duo- und Electra Glides als „Garbage Wagon“ (Müllwagen) bezeichnete.

Das ist es, was die ersten Hardcore-Chopperfahrer geringschätzig als „Garbage Wagon“ bezeichneten

Doch sei’s drum. Der Buddy Seat ist 
Teil der Geschichte von Harley-Davidson und er hat etwas fertiggebracht, was nicht vielen seelenlosen Dingen gelingt. Er 
hat die Menschen und vor allem die Geschlechter über Generationen hinweg im wahrsten Sinne des Wortes näher zusammengebracht.