Hot-Dock Custom Cycles aus Tokio hat einmal mehr ein sensationelles Gerät im Flat-Track-Stil rausgehauen. Nicht nur der Motor einer Buell XBRR ist etwas ganz Besonderes.

Das Projekt nahm seinen Anfang, als es dem Gründer und Mastermind von Hot-Dock, Keiji Kawakita, gelang, einen jener super seltenen originalen Rennmotoren der Buell XBRR zu ergattern. Nur 50 fahrfähige Exemplare sind weltweit aus Homologationsgründen von dieser Rennmaschine entstanden, ziemlich wahrscheinlich handelt es sich bei Keijis Aggregat um einen originalen Ersatzmotor für eines dieser Race-Bikes.

Der V2 aus der Buell XBRR bringt es auf 150 PS

Da er nur über den exquisiten Motor verfügte, beschloss Keiji, das Motorrad drumherum selbst zu entwerfen. Das fiel ihm allerdings nicht sonderlich schwer, denn der Race-Fan baut seit Jahrzehnten für sich und seine Kunden rattenscharfe Board- und Flattracker, die er auch persönlich und mit reichlich Begeisterung auf Rennstrecken herzudreschen weiß.

Wie bei allen originalen XB-Buells ist der Benzintank nicht dort, wo man ihn vermutet. Bei Keijis RR-Renner sitzt er unter dem Motor, dort, wo bei den XBs regulär der riesige Endtopf beheimatet ist

Ganz Rennfahrer, war er es auch, der schon vor über 15 Jahren den ersten Vierventilkopf für den Sportster-Evolution-Motor entwickelt hat. Für sein Projekt Gladiator – der martialische Name deshalb, weil der RR-Motor satte 150 PS leistet – konstruierte Keiji aus Stahlrundrohren einen Rahmen, der es erlaubte, Erik Buells geniale Uniplanar-Aufhängung des Motors weiterzuverwenden.

Buell XBRR-Motor, Ducati-Einarmschwinge, Kawa-USD-Gabel

Bei den Abmaßen und der Fahrwerksgeometrie orientierte sich der Flat-Track-Freak nach eigenen Angaben eng an den Maßen des legendären Harley-Renners XR 750. Die Upside-down-Gabel stammt von einer Kawasaki, die massive Einarmschwinge von einer Ducati 998. Die allerdings musste der Japaner auf den Kopf drehen und an der anderen Fahrzeugseite montieren, da die Abtriebswelle bei dem Buell-Motor rechts liegt.

Beatmet wird der Rennmotor über zwei mächtige Einspritzschlünde in Fallstromanordnung

Vorne kreiselt ein edles Schmiederad von Performance Machine, das Hinterrad mit der Einarm-Achsaufnahme, einem großem Zwischenring und geschraubten Schmiede-Speichen fertigte der Meister selbst an. Keiji bestand auf 19-Zöllern für vorne und hinten, weil er – das war ihm ein Herzensangelegenheit – nur auf diese Weise den Dunlop DT4 aufziehen konnte, also genau den Reifen, den die wilde Drifter-Horde in der American Flattrack Serie derzeit benutzt.

Benzintank und das Ölfass sind unter dem Motor platziert

Bei den Bremsen vertraut der Japaner auf edles Material von Brembo, lediglich vorne beißen Zangen von Tokico in schwimmend gelagerte Italo-Eisen. Allerdings galt es, noch zwei Probleme auszuräumen. Bei der Buell XBRR ist der Sprit – wie auch bei allen zivilen Buells der XB-Baureihe – serienmäßig in den voluminösen Seitensträngen des Aluminiumrahmens untergebracht, das Öl der Trockensumpfschmierung hat seinen Platz normalerweise im linken Seitenarm der Schwinge.

Kurios: Die Einarmschwinge von Ducati wurde auf den Kopf gedreht und auf der rechten Fahreugseite montiert

Beides fehlt an Keijis puristischer Konstruktion, also platzierte er sowohl den Benzintank als auch das Ölfass kurzerhand unter den Motor. Das ist zwar leicht unbequem beim Tanken und auch die Reichweite fällt nicht sonderlich üppig aus, aber wer schön sein will, muss halt leiden.   

Halbwegs legal durch’s nächtliche Tokio …

Der Ober-Clou ist allerdings, dass dieser Racer hinten tatsächlich einen Kennzeichenträger hat, dazu gesellt sich eine komplette Beleuchtung und selbst ein Rückspiegel ist vorhanden. Somit kann Keiji mit seinem Buell-Tracker also auch halbwegs legal durch’s nächtliche Tokio und am nächsten Tag direkt auf Achse zum Racetrack ballern. Wir ziehen mal wieder den Hut vor der japanischen Customzunft!