Hübsche Städte, traumhafte Strecken und jede Menge Sehenswürdigkeiten – mit der Harley durch Schottland zu fahren, ist eine grandiose Erfahrung!

Schon die Vorbereitungen für die neuntägige Tour haben uns einen guten Vorgeschmack darauf gegeben, wie viel es auf unserer Tour mit der Harley in Schottland zu entdecken gibt. Ob Edinburgh, das zu den schönsten Städten in Europa zählt, der Trossachs National Park, Glen Coe, Loch Ness, die Isle of Skye, die zahlreichen Burgen, der legendäre Whisky-Trail und die einzigartigen Panoramastraßen in den Highlands: Unser Programm war ambitioniert, da wir es einfach nicht über uns brachten, etwas zu streichen.

Mit der Harley durch Schottland – Regenkombi nicht vergessen

Auf vielfaches Anraten von Schottland-Kennern wurde der Regenkombi noch ganz oben, also stets griffbereit in der Satteltasche verstaut und los ging es Richtung Amsterdam. Nach einer entspannten Nacht auf See verließen wir am Morgen die Fähre in Newcastle und steuerten – Achtung: Linksverkehr! – entlang der Küste Richtung Alnwick Castle. Alnwick Castle ist nach Windsor Castle der zweitgrößte Adelssitz Englands und erlangte als Drehort für Harry Potter-Filme Berühmtheit. Nur wenige Kilometer nördlich hielten wir noch einmal in Bamburgh, dass von der mächtigen Seefestung Bamburgh Castle überragt wird und einen tollen Ausblick auf das Meer bietet.

Abseits der Städte ist die Verkehrsdichte erfreulich gering, die Strecken dafür umso schöner

Bei herrlich warmem Licht, das jedes Fotografenherz höher schlagen lässt, stoppen wir die Maschinen am Fuße des Ehrfurcht heischenden Edinburgh Castle, das seit rund 800 Jahren hoch oben auf einer zerklüfteten Felsnase thront. Es hat als Königspalast, Garnison und Schlachtfeld gedient und wird jährlich von mehr als einer Million Menschen besucht. Der nächste Morgen verwöhnt uns erneut mit strahlendem Sonnenschein. Als erstes Ziel des Tages lockt Stirling. Hoch auf einem steilen Felsen überragt Stirling Castle die Stadt, wo Maria Stuart gleich nach ihrer Geburt aus Angst vor einer Entführung in Sicherheit gebracht und ihr im Alter von nur neun Monaten die Krone aufs Haupt gesetzt wurde. Auf der anderen Seite des Tals weckt das nadelschlanke Wallace Monument unsere Neugier, wo uns nur wenige Minuten später sehr lebendig und anschaulich das Leben und Wirken von William Wallace (Braveheart) vermittelt wird.

Die sagenumwobenen Highlands locken

Dann geht es endlich in die Highlands. Der Whisky-Trail und die mystischen Burgruinen wollen entdeckt werden. Über Killearn und Arden erreichen wir Loch Lomond, mit rund 35 Kilometern der längste See Großbritanniens. In malerischer Landschaft und entlang der Uferstraße biegen wir hinter Tarbet rechts ab, um die langsam ansteigende Hügellandschaft Richtung Pitlochry samt zahlreichen Kurven ausgiebig zu genießen. Schon jetzt sind wir von der Natur begeistert. Die Angus Glens, eine Gegend mit dichter Heide an den Abhängen, Wildbächen samt Wasserfällen und einsamen, eng geschwungenen Straßen zwischen Pitlochry und Breamer verleiten uns zu vielen Fotostopps.

Braemar Castle – Braemer ist bekannt für die berühmten Highland Games

In Breamer halten wir an dem türmchen- und zinnenbewehrten Breamer Castle, das auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken kann. Nur wenige Kilometer weiter haben wir am Balmoral Castle weniger Glück: Die königliche Familie verbringt gerade ihren Sommerurlaub in eben dieser schottischen Residenz; wir müssen deshalb draußen bleiben, was wir aber anhand der einzigartigen Landschaft ganz entspannt verkraften. Unser nächstes großes Ziel ist Dufftown, Sitz von sieben Whisky-Destilleries, unter anderem auch der berühmten Glenfiddich Destillery. Nach nur wenigen Kilometern ist die Whisky-Probe allerdings erst einmal vergessen.

Harley, Schottland, Milch und Whisky

Rasch steigt die Straße höher und die Ausläufer der Cairngorm Mountains versetzen uns einmal mehr in pure Begeisterung. Diese Landschaft wurde 2003 zum zweiten Nationalpark in Schottland ernannt und erstaunt seine Besucher mit einer Mischung aus alpiner Vegetation, Hochmoor und Heidelandschaft. An einem der zahlreichen Aussichtspunkte stellen wir die Maschinen ab und werden von Glen angesprochen, einem waschechten Schotten mit entsprechendem Akzent. Wir sprechen ihn auf den 5-Liter Kanister in seiner Hand an. Milch, versichert er uns, sein Lieblingsgetränk nach Whisky, versteht sich. Und schnell gerät er ins Schwärmen und gibt uns nach zahlreiche Tipps mit auf dem Weg, als wir erwähnen, dass wir auf dem Weg nach Dufftown sind. Wieder einmal sind wir verzaubert von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Einheimischen.

Anfahrt zum Trossachs National Park. Achtung: In Schottland herrscht Linksverkehr

Alsbald nach dieser Begegnung befahren wir ihn nun – den berühmten Whisky-Trail und steuern über Shenval und Favillar unser Tagesziel, Dufftown und die Glenfiddich Destillery, an. Die Atmosphäre der Anlage und die Führung versetzen uns in eine andere Zeitrechnung und die Leidenschaft der Mitarbeiter für dieses weltberühmte Produkt ist ansteckend. Wir sind also höflich und probieren ohne großen Widerstand am Ende der Führung den einen oder anderen schmackhaften Tropfen. Das gute Wetter bleibt uns auch am folgenden Morgen treu. Wir fahren gutgelaunt über Carrbridge, wo die älteste Steinbrücke der Highlands über den Fluss Dulnain führt, nach Inverness, die Hauptstadt der Highlands. Nur wenige Kilometer südlich von Inverness beginnt wohl der berühmteste See: Loch Ness.

Mit der Harley durch Schottland – Schlösser und Burgen

Wir bummeln mit unseren Motorrädern gemütlich entlang der Uferstraße und sind von der Stimmung und Schönheit dieser Landschaft überwältigt. Etwas weiter südlich halten wir an der mystischen Burgruine von Urquhart Castle, von wo Nessi angeblich immer wieder mal gesichtet worden sein soll. Bei Invermoriston verlassen wir Loch Ness und halten durch die einsame und beeindruckende Natur der Highlands zielstrebig auf Eilean Donan Castle zu, der wohl meistfotografierten Burg Schottlands. Seit 1220 liegt sie auf einer kleinen Insel, trotzte den Engländern und war schon oft der Drehort von Kinofilmen.

Loch Ness – mystisch und eindrucksvoll

Auf einem Rundkurs – die Sonne scheint – erkunden wir am nächsten Morgen die Isle of Skye. Es geht zunächst nach Dunvegan Castle, das bekannt ist für seine jahrhunderte alte Flagge, die einst von Elfen gewebt worden sein soll. Wasserfälle, Hochmoorebenen und steile Klippen säumen immer wieder unseren Weg und an Talisker, wo die einzige Malt Whisky Destillery der Insel beheimatet ist, fahren wir tapfer vorbei. Schließlich erreichen wir den Fährhafen von Armadale. Wir liegen gut in der Zeit, so dass wir noch einen kurzen Abstecher zum nahe gelegenen Armadale Castle unternehmen. Anschaulich wird dort die Geschichte des McDonalds-Clan dargestellt. Auch der Besuch des Museums, des Schlossgartens und der Bibliothek ist lohnenswert.

Unsere Vorfreude passt kaum noch in die Satteltaschen

Nach der Überfahrt von Armadale nach Mallaig passt unsere Vorfreude kaum noch in die Satteltaschen. Denn nun nehmen wir die spektakuläre Road to the Isles unter die Räder. Sie führt durch das atemberaubende Hochland und einer einzigartig dramatischen Seen- und Bergwelt nach Fort Williams. Fort Williams liegt am Fuße des Ben Nevis, mit 1344 Meter der höchste Berg Großbritanniens. Nach einer kleinen Pause geht es ungeduldig weiter, denn ein weiteres Highlight erwartet uns: Glencoe! Staunend durchfahren wir dieses gewaltige Tal mit den schroffen Felsen der Three Sisters, zerklüfteten Bergspitzen und oliv schimmernden Hängen.

Glen Coe, von Charles Dickens auch „Friedhof der Giganten“ genannt

Östlich von Glencoe liegt Rannoch Moor, eines der einsamsten Gebiete Großbritanniens. Über Luss am Loch Lomond erreichen wir nach einer kurzen Tagesetappe schließlich wieder Edinburgh und genießen den Nachmittag, um noch einmal ausgiebig durch die Stadt zu schlendern. Und nun geschieht es doch noch: Auf unserer Schlussetappe begleiten uns erstmalig auch dichte, regenschwangere Wolken. Der stets griffbereite Regenkombi kommt aber letztendlich nicht zum Einsatz.