Dieser Tiefflieger mit Harley-Davidson Evolution V2 ist genauso inspirierend wie der Film, der die Idee lieferte. Wir wissen nicht, wann der belarussische Customizer Yuri Shif zum ersten Mal einen Stanley-Kubrik-Film gesehen hat, denn als 1987 „Full Metal Jacket“ in die Kinos kam, war der „Kalte Krieg“ noch ziemlich eisig und Weißrussland noch Bestandteil der damaligen Sowjetunion.
38 Jahre später heißt Weißrussland Belarus und Harley-Davidson-Motorräder und Custombikes haben die ehemaligen Staaten der UdSSR längst erobert. Yuri Shif baut seit mehr als zwanzig Jahren Top-Custombikes und hat mit seinen Kreationen auch international für Furore gesorgt: 2010 wurde seine Doppelmotor-Ural „World Champion“ der metrischen Klasse in Sturgis! Für seine zahlreichen Besuche auf der CUSTOMBIKE-Show in Bad Salzuflen hatte er stets ganz heiße Eisen auf die Räder gestellt und gewann sogar den European Biker Build-off 2015.

„Full Metal Jacket“ ist ein nahezu kompletter Eigenbau. Wie bei seinen früheren Kreationen ist fast jedes Teil selbst gefertigt oder zumindest heftigst überarbeitet. Der Rahmen – oder wie immer man das wie einen Schweizer Käse gelochte Fahrwerk nennen mag, ist als „Single Tube“-Konstruktion aus Flachstahlprofilen gefertigt, denen der Meister auf die Kopf- und Fußseite zwecks Erhöhung der Stabilität jeweils schmale, aber recht kräftige Stahlbänder aufgeschweißt hat, sodass die Profile jetzt aussehen, als wären sie aus gelochten Doppel-T-Träger geformt worden. Im Gegensatz zu den Softail-Rahmen schlängelt sich der einzelne Träger nahezu bis hinten zur Schwingenlagerung. Diese sitzt wiederum an einer Stelle, wo auch eine normale Serienschwinge angelenkt werden würde.
Harley-Davidson Evolution – Ein Rahmen wie ein Schweizer Käse
Nur drückt die Schwinge in diesem Fall auf zwei unter dem Sitz platzierte Federbeine, die sich versteckt zwischen den Rahmenoberzügen befinden. Auch die Gabel im Springer-Stil besteht aus Profilen dieser Machart. Zulassungstechnisch scheint Juris Heimat noch eine Oase der Glückseligkeit zu sein, denn ganz offensichtlich müssen die Erbauer in Weißrussland noch keinem TÜV Rede und Antwort stehen …

Der Rahmen ist durch eingesetzte Rohrstücke versteift und mit einem Schweißbrenner gebläut, um den gewünschten „ausgeglühten“ Look zu erhalten. Was den Zeitaufwand in die Höhe trieb, war die Oberflächenbehandlung der Motor- und Getriebeteile. Jeder Deckel und jedes Gehäuseteil wurde mit Sandpapier oder Stahlwolle abgeschliffen. Das ergibt diese Naturmetall-Optik, die das Bike so interessant macht. Die Zeit der Evolution-Motoren ist also noch lange nicht vorbei! Es sieht im Gegenteil fast so aus, dass die Evos der 80er und 90er die Basis einer neuen Oldschool-Generation werden.
Info | shifcustom.com