Nachdem sich Tobias Guckel beruflich viel mit Youngtimern wie etwa Kawasakis Dreizylinder-Zweitaktern oder den legendären Reihenvierern der Z900-Baureihe befasst hat, mußte wieder ein Milwaukee Iron an den Start. In diesem Bilderbuch-Chopper mit Harley-Davidson Wishbone Rahmen steckt ein S&S V2-Aggregat im Knucklehead-Style.

Vor einigen Jahren verkaufte Tobias das Bike, mit dem er im Dezember 2009 den Biker Build-Off in Bad Salzuflen für sich entscheiden konnte. »Irgendwann dachte ich mir: Es ist mal wieder an der Zeit, ein Bike für mich selbst aufzubauen.« Zunächst war ein Knickrahmen-Projekt mit Shovelhead-Motor geplant, aber dann kam alles ganz anders. Als Fan der 60er und 70er Jahre (Tobias ist Anfang der 70er Jahre geboren) kam natürlich nur ein Hippie-Chopper in Frage.

Alles dran, was ein Chopper braucht: Starrrahmen, Springer, Ape, Tropfentank, King-and-Queen-Sitz, Sissybar und Upswept-Tüten

Es sollte von den Papieren her etwas Altes sein, so alt, dass sich wegen eines lauten Auspuffs keine Probleme mit der Polizei ergeben würden. Das war aber gar nicht so leicht umzusetzen, denn alte originale Starrrahmen sind aus oben genannten Gründen heiß begehrt und werden nicht an jeder Ecke feilgeboten. Tobias’ Suche blieb deshalb zunächst erfolglos. Dann kam der Zufall zu Hilfe. Ein Kunde besaß noch einen originalen alten Wishbone-Rahmen von Harley-Davidson, den er veräußern wollte, und die beiden wurden sich schnell handelseinig.

Harley-Davidson Wishbone Rahmen mit S&S-V2

Da der Rahmen aus dem Modelljahr 1948 stammt, musste Tobias umdenken und änderte seine Pläne. Er verwarf seine ursprüngliche Idee, einen Shovelhead zu verbauen, denn in den Wishbone-Rahmen passt rein zeitgenössisch und auch optisch nur ein Knucklehead. Allerdings wollte er mit Ausnahme des Rahmens keine Oldtimer-Technik an dem Bike, deshalb verwendete er als Antriebsquelle den 1520 Kubikzentimeter großen Knuckle-Style-Motor von S&S.

Der Knucklehead-Motor ist kein Original aus Milwaukee, sondern ein Klon von S&S

Auch der offene Primärantrieb ist moderne Ware, ein 2-Zoll-Belt von BDL schickt die Kraft des Motors zur Kupplung. Bei der Schaltbox griff Tobias auf das Fünfganggetriebe einer Evo zurück, dem er nachträglich eine Kickstart-Mechanik verpasste. »Wer weiß, wenn man mal Knieprobleme hat oder im Sommer bei 38 Grad im Schatten keinen Bock hat, den großen Motor anzukicken, kann man einfach den E-Starter drücken«, erklärt der Erbauer den Umbauaufwand.

»In a Gadda da Vida, honey«

Des Weiteren standen eine Springergabel, ein nachträglich tief getunnelter, kleiner Mustang-Tank, ein schmaler Apehanger, eine King-and-Queen-Sitzbank, eine lange Sissybar und viele Chrom- und Aluteile auf dem Plan. Viele Teile mussten modifiziert werden, da sie mit anderen Teile nicht kompatibel waren. Oberstes Ziel war, eine bequeme Sitzposition zu erreichen, alles sollte einfach, leicht bedienbar und überschaubar sein. Absolute Pflicht war ein 18-Zoll-Rad hinten. Da traf es sich prächtig, dass ein solches Rad schon seit Jahren im Lager Staub ansetzte und jetzt endlich seiner Bestimmung zugeführt werden konnte. Und da Tobias auch eine Reihe hauseigener Parts vertreibt, kam natürlich ein Luftfilter und auch ein Rücklicht von TGS zum Einsatz.

Schriller Lack: Reminiszenz an die 60er-Jahre-Band Iron Butterfly und ihren Welthit „In-A-Gadda- da-Vida“

Das Tüpfelchen auf dem i ist bei jedem Hippie-Chopper die Lackierung, die möglichst verschwurbelt und psychedelisch sein muss. Was das angeht, ging Tobias schon fünfzehn Jahre lang mit einer bestimmten Idee schwanger, hat sie aber nie verwirklicht, weil es thematisch nie gepasst hat. Zu diesem Bike jedoch passte das perfekt! Ein End-60er-Chopper mit dem Namen Iron Butterfly. Da können wir nur sagen: »In a Gadda da Vida, honey«.

Info | tgs-motorcycles.de