Aus unserer Serie „Meilensteine der Chopper-Geschichte“: Das Jubiläums-Bike von Paul Yaffe zum hundertsten Jahrestag des US-Bundesstaates Arizona – angetrieben von einem Harley-Davidson Twin Cam V2.
Die Idee, Kupfer an einem Custombike zu verwenden, ist nicht neu, selbst wenn das weiche Metall als Werkstoff denkbar ungeeignet ist. Dennoch ist Paul Yaffes „Copper Chopper“ das Custombike des Jahrhunderts, im übertragenden Sinne, denn es wurde gebaut als offizielle Hommage an den drittjüngsten Staat der USA, der gleichzeitig eines der wichtigsten Kupfer-Abbaugebiete des Landes ist: Arizona, offiziell zum Bundesstaat erklärt am 14. Februar 1912.
Die USA sind ein Traumland für Motorradfahrer, so sagt man. Nicht selten wird man jedoch von der Realität eingeholt und muss feststellen, dass auch hier Regeln und Gesetze existieren, an die man sich halten muss. Und was für restlose Verwirrung sorgen kann, ist die Tatsache, dass die Gesetze von Staat zu Staat unterschiedlich sind. Die meiste Freiheit auf zwei Rädern erlaubt noch immer der Südwesten der Vereinigten Staaten, von Kalifornien einmal abgesehen. Allen voran in Sachen Bikerfreundlichkeit ist Arizona
Arizona bildet als Biker-Staat die Spitze in den USA
Hier im ehemaligen Wilden Westen ist nicht nur aufgrund des heißen Wüstenklimas das ganze Jahr über Biker-Saison, auch der Gesetzgeber und die private Wirtschaft tragen der hohen Motorraddichte Rechnung, wenn auch manchmal nicht ganz ohne eigennützige Absichten. Egal, welche Motivation im Einzelnen dahinterstecken mag, ohne Übertreibung kann man sagen, dass Arizona als Biker-Staat die Spitze in den USA bildet. Somit war es nur logisch, zum „100th Anniversary“ des Staates ein offizielles Custombike in Auftrag zu geben.
Die Wahl fiel auf den in Phoenix ansässigen, weltweit bekannten Master Builder Paul Yaffe, das Ergebnis ist der Copper Chopper. Das Edelmetall Kupfer ist, wie schon gesagt, als Werkstoff für Motorräder – außer in Kabeln oder anderen stromleitenden Elementen – eher ungeeignet. Für strukturelle Teile, die Belastungen standhalten müssen, ist Kupfer zu weich, daher ebenso für Motorteile nicht brauchbar, auch wenn der Schmelzpunkt mit über 1000 Grad Celsius merklich höher liegt als der von Aluminium, jedoch weit unter dem von entsprechend komponiertem Stahl.
Harley-Davidson Twin Cam im Yaffee-Rahmen
Zur Oberflächenveredlung oder für Accessories dagegen ist Kupfer gut geeignet, solange man mit der weichen Oberfläche und der damit verbundenen Anfälligkeit für Beschädigungen leben kann. Ebenfalls ein Argument für die Verwendung von Kupfer ist, dass das Metall mit der Zeit durch Korrosion eine charakteristische Patina entwickelt. Wirklich zu kontrollieren ist dieser Prozess aber nicht, das damit verbundene Resultat ist dem jeweiligen Geschmack unterworfen.
Praktische Überlegungen dieser Art standen beim Design des Copper Chopper allerdings im Hintergrund, da die Verwendung des in diesem Staat vornehmlich abgebauten Bodenschatzes ein fester Bestandteil des Auftrags war. Äußerst hilfreich war dann auch, dass einer der größten Minenbetreiber des Landes nicht weit entfernt seinen Stammsitz hat und seine tatkräftige Mitwirkung bei der Verarbeitung anbot. Rein technisch gesehen ist der „Copper Chopper“ in unseren Augen natürlich kein Jahrhundert-Custom. Dennoch ist dieses Bike einzigartig und wird es auch bleiben, denn ein Staat wird nur einmal 100 Jahre alt.
Verdammt viel Kupfer am Copper Chopper
Außerdem spannt dieser Chopper den Bogen zu einer amerikanischen Ikone mit französischer Abstammung, die ebenfalls aus Kupfer geformt wurde und bereits seit 1886 Besucher und Einwanderer an der Ostküste der Vereinigten Staaten begrüßt: die Freiheitsstatue. Die beiden letzten Staaten, denen das runde Jubiläum noch bevorsteht, sind Alaska und Hawaii. Man darf gespannt sein, was für Custombikes die auf die Räder stellen. Auf baldige Resultate sollte man da aber nicht hoffen, schließlich dauert das noch bis 2059.
Info | baggernation.com