Diese steinerne Harley-Davidson Sportster ist eine Wiederholungstat. Chris’ Erstlingswerk hat es inzwischen in ein Museum geschafft.

»Ich habe schon immer genau das Gegenteil von dem gemacht, was andere gut finden«, meint Chris Zernia, der verrückte Hund aus der Eifel, der gleichermaßen Steinmetz- und Bildhauermeister ist. Dem ein oder anderen Leser ist er nicht unbekannt, sorgte er doch einst mit seiner »FUKKER«-Honda-CX aus einheimischer Basaltlava auf der CUSTOMBIKE-Show in Bad Salzuflen für Aufregung.

Unterm Tankcover steckt ein drei Liter fassender Behälter

Das ganz im Cafe-Racer-Stil gehaltene Bike überzeugte auch den Macher des Custom-Szene-Blogs BikeEXIF aus Neuseeland und so wurde Chris mit dem Beitrag „The heave Hitter“ geadelt. Nach einigen Messen, Fernseh- und Radioauftritten hat die steinerne »Güllepumpe« inzwischen ihren neuen Heimathafen im Technikmuseum Sinsheim angelaufen und wird dort wohl für immer vor Anker gehen. Das wäre eigentlich das Ende der Geschichte, wenn Chris nicht der wäre, der er ist. Und deshalb steht sie jetzt vor uns: »The Rohling Stone«, eine 86er Evo-Sportster im Basaltlava-Trimm.

Harley-Davidson Sportster

 »Den Namen musste ich wegen des gleichnamigen Musikmagazins leicht abändern«, grinst der in Mendig wohnende Bildhauer, »und sorry, aber das kleine Wortspiel konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Und nein, ich wollte kein in Stein gemeißeltes Denkmal für Harley-Davidson erschaffen. Ich denke, dass das nicht der Stil der Company ist. Aber vielleicht stößt meine Stein-Harley ja auf Wohlwollen bei Willie G’s Leuten. Ich lade sie hiermit gerne zu einer Runde auf dem Motorrad ein.«

 

Das erste steinerne Detail für die Sporty war der Ansaugtrichter

Fünf Monate hat Chris an den schwergewichtigen Komponenten für die Sportster gehauen, geflext und geschliffen, alles in Handarbeit. 120 Kilogramm Mehrgewicht kamen so zustande. Tankcover, Sitzbank, Scheibenräder, Griffe, Pointcover, Fußrasten, Lampenmaske und Ansaugtrichter entstanden nach und nach aus dem porigen Mendiger Lava-Gestein, wobei der Ansaugtrichter übrigens das erste Teil für die Sporty war.

Fünf Monate Steinarbeit

Der echte Tank – er steckt unter dem steineren Cover – besteht aus Blech und fasst drei Liter Benzin. Unter den Steinscheiben an den Rädern verbergen sich die originalen Aluminium-Scheibenräder einer Softail Fat Boy. »Ich bin kein Bikebuilder und bin auch nicht so vermessen, mich so zu nennen. Ich liebe Motorräder und ich liebe dieses Gestein. Da habe ich einfach zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Aufpassen musste ich nur, dass ich nicht zu viel daran herumschnitze, die Linie sollte stimmen«, sagt Chris und schlürft aus seiner Kaffeetasse, die aus – na was wohl!? – Basaltlava besteht.

Was für ein Trümmer …

Das mit der stimmigen Linie hat der Steinkünstler aus unserer Sicht sehr gut hinbekommen, davon könnte sich so mancher grobmotorische Möchtegern-Designer eine gehörig dicke Scheibe abmeißeln. Die Rohling Stone fährt sich wie eine gedopte Rüttelplatte, nur viel schlimmer. Da bleibt nichts an seinem Platz. »Und die Firestone-Reifen habe ich nur aus einem einzigen Grund aufgezogen. Der Name passt so gut zu meinem Flintstone-Hobel!«

Sportster aus der Steinzeit

Damit die 120 Kilo Mehrgewicht und die schweren ungefederten Massen an den Rädern die Sporty fahrwerkstechnisch nicht in die Bredouille bringen, wurde vorn eine massive Gabel von CPO verbaut. Das Hinterrad steckt in einer ebenso kräftigen Kastenschwinge, die sich an den robusteren Federbeinen einer FX abstützt. Vorn verzichtete Chris aus ästhetischen Gründen auf eine Bremse, eine einzelne Scheibe mit Doppelkolben-Bremssattel am Heck soll das gewichtige Stein-Trumm einigermaßen in Zaum halten. Tja, ride the rock, baby.