Hinter Themenbikes stecken oft interessante Geschichten. Die Entstehungsgeschichte dieser Harley-Davidson Softail erzählt der Erbauer Paul Daxberger von Terror-Machines selbst.

Als Josef seine Road King mit frisch montierter Penzl-Auspuffanlage abholt, fällt ihm ein im Aufbau befindliches Oldschool-Projekt auf. „So ein Oldstyler wäre auch noch was für mich“, meint er. Zwar besitzt der Mann auch noch eine originale Knucklehead, die ist ihm aber fast zu schade zum Fahren und bietet auch nicht die Zuverlässigkeit modernerer Bikes.

Harley-Davidson Softail – Sweetie Face

Während wir überlegen, was er sich vorstellt, zeigt er mir auf seinem Smartphone das Foto eines amerikanischen Kampfflugzeugs. Das finde ich zwar hübsch, kann aber darüber hinaus nicht viel mit dem Flieger anfangen. Josef klärt mich auf: „Die alten Mustang P-51 aus dem Zweiten Weltkrieg sind heutzutage fest in Privathand.”

Als Vorlage diente die P51-Mustang namens „Sweetie Face”

„Außerdem haben sie alle einen Namen, so wie bei hochkarätigen Custombikes. Das hier ist ‚Sweetie Face‘. Auf der habe ich in den Staaten meinen Flugschein gemacht.“ Das klingt nach einer ziemlich coolen Nummer, finde ich, und Josef fragt, ob ich ihm was Passendes bauen kann. Ja klar, kann ich. „Dann gib Vollgas“, meint er nur. Das ist sein Standardspruch, und schon ist er vom Hof gerauscht.

Basis ist eine 1996er Harley-Davidson Softail

Recht schnell findet sich die passende Basis für das Projekt „Sweetie Face“, eine 1996er Softail mit nur 16000 Meilen auf der Uhr. Sie stammt von einem in Belgien stationierten US-Offizier. Kaum in der Werkstatt angekommen, wird das Bike zerlegt. Motor, Getriebe und Primär werden chemisch entlackt. Später sollen sie in schwarzen Schrumpflack gehüllt werden.

Einige Detaillösungen erinnern an entsprechende Teile des Fliegers, wie Propellerabdeckung oder seitliche Auspufföffnungen

Doch zuvor stehen einige andere Arbeiten an. Das originale 21-Zoll-Vorderrad wird auf 16 Zoll umgespeicht, beide Felgen schwarz beschichtet und Ballonreifen von Avon aufgezogen. Die Führung übernimmt vorn eine Springergabel, kombiniert mit einer kleinen Scheibenbremse. Das hintere Pendant ist eine Ritzelbremse am umgerüsteten Kettenantrieb.

Vorbild in vielen Details ist die P51-Mustang

Zu den Blecharbeiten: Der Tank ist im Terror-Machines-Stil gehalten, auch der Öltank wurde modifiziert. Beim Heckfender kommt ein Penz-Rohling zum Einsatz, der angepasst und mit einem kleinen Rücklicht versehen wurde. Den Lenker änderte Erbauer Paul so ab, dass ein passender Windschild, der an ein Cockpitglas erinnern soll, montiert werden kann. Drucktaster und die kleinen Armaturen von Kustom Tech sorgen für eine aufgeräumte Optik.

Das Plexiglaswindschild ist der Cockpitverglasung des Jagdfliegers nachempfunden

Auch der selbst entworfene und gebaute Auspuff soll an den eines Flugzeugs erinnern. Die seitlichen Öffnungen sind so ähnlich auch an den Mustang-Jagdfliegern zu finden, die Aluminiumendkappe dagegen nimmt die Form der Propellerabdeckung auf. Dem Stil entsprechend ist ein Solositz verbaut, wie er in den frühen Jahren des Motorrads üblich war. Echte alte Trittbretter wurden an die Rastenanlage angepasst. Ebenfalls ein altes Stück ist der Scheinwerfer, in dem nun ein Tacho von Motogadget sitzt.

Die Schweißnähte bleiben unbearbeitet

Ein nachgerüsteter Kicker sorgt für ein stimmiges Bild, der Elektrostarter funktioniert aber weiterhin. Nachdem alles angefertigt oder modifiziert war, kam der Lackierer ins Spiel. Die Farbgebung ist inklusive des Schriftzugs dem Flieger nachempfunden. Gabel und Rahmen sind in Silbermetallic lackiert. Mit Absicht blieben die Schweißnähte unbearbeitet, das soll den Stil der alten Flieger bewahren. Die waren ja früher noch autogen geschweißt oder Teile waren genietet.

Einige Detaillösungen erinnern an entsprechende Teile des Fliegers, wie Propellerabdeckung oder seitliche Auspufföffnungen

Der Vorderteil des Tanks nimmt die blaue Nase des Flugzeugs auf, der Rest sieht dank Speziallack wie poliertes Aluminium aus. Nach dem Zusammenbau und der Verkabelung ging’s zum TÜV. Pünktlich zu Weihnachten lieferte ich die zweirädrige „Sweetie Face“ bei Josef ab. Der saß alsbald drauf und unternahm eine Probefahrt, natürlich mit Vollgas, wie es so seine Art ist …

Info | www.terror-machines.de