Es gibt sicher eine Menge verschiedenster Motivationen, einen Chopper zu bauen. Der Anstoß für Jeremy Johnson war der frühe Tod seiner Mutter. Mit seiner Harley-Davidson Shovelhead als Basis hat er ihr ein würdiges Denkmal gesetzt.

Als wir Jeremy im Frühjahr in Daytona trafen, war der junge Mann noch längst nicht über den Tod der wichtigsten Bezugsperson in seinem Leben hinweg. Seine Mutter starb im im Alter von nur 54 Jahren, nachdem sie und ihre Ärzte zwei Jahre lang gegen einen Brustkrebs gekämpft und dann doch verloren hatten. Ihr zu Ehren baute Jeremy diesen 60er Jahre Starrrahmen-Chopper und fuhr er damit von Georgia zur Rallye nach Sturgis, eine Good Will-Tour, auf der er Geld für bedürftige Frauen sammelte, die unter der gleichen Krankheit leiden wie seine Mutter.

King&Queen-Sitzbank mit sehr hoher Rückenlehne – stilecht

Jeremy ist der festen Überzeugung, dass über das Thema Brustkrebs in der amerikanischen Öffentlichkeit viel zu wenig bekannt ist, und das will er – zumindest im Rahmen seiner eigenen bescheidenen Möglichkeiten – ändern. Sobald man diese Hintergründe kennt, erklären sich auch der sehr feminine, leuchtend pinkfarbene Lack (die Lieblingsfarbe seiner Mutter) und die sargähnliche Form des Spritfasses wie von selbst. Jeremy wollte durch die Gestaltung dieses Bikes neugierige Fragen provozieren … und das gelingt ihm vollauf.

Harley-Davidson Shovelhead im Starrrahmen

Jeder, der das Bike und das verschlungene Freundschaftsbändchen auf dem Sargtank sieht, möchte wissen, was es damit und mit den Zahlen auf den Flanken des Öltanks auf sich hat; so auch wir … Von technischer Seite gibt es kein großes Aha- oder Ohoo. Die meisten Teile, aus denen der junge Amerikaner den Old School-Chopper komponiert hat, sind bis auf wenige Ausnahmen auf dem einschlägigen Custombike-Aftermarket erhältlich. Lediglich den Heckfender entlehnte sich der findige Erbauer von einem Autoanhänger.

Vintage-Tank in Sargform

Die wichtigsten, weil stilbildenden Elemente dieses Choppers hat Jeremy jedoch selbst angefertigt. Sowohl das riesige, weit nach hinten zum Fahrer gerichtete Lenk-Geweih als auch die schmale, mit einer sehr hohen Rückenlehne versehene King & Queen-Sitzbank hat Jeremy selbst gemacht. Auch der zehneckige Öltank geht auf sein Konto. Unser Wunsch: Möge sein Charity-Projekt erfolgreich sein, und möge sich sein Idealismus tatsächlich für Dritte auszahlen. Dann hätte der vergleichsweise frühe Tod von Jeremys Mutter zwar immer noch keinen Sinn, aber erhätte zumindest bewirkt, dass anderen Menschen geholfen würde. Und das ist ja schließlich auch ein kleiner Trost!