Sind die Zeiten der gigantischen Vorderräder schon wieder vorbei? Dieser Harley-Davidson Road Glide Special genügt jedenfalls auch ein 21-Zöller am Frontend um den Dicken zu machen!

Unsere erste Frage war womöglich etwas unhöflich: „Würdest du mit so einem Motorrad auch verreisen?“ „Klar“, sagt Patrizio wie aus der Pistole geschossen, „ich hab darauf schon 25000 Kilometer abgeritten!“ Wir hätten es nicht glauben wollen. Eher schon, dass an diesem Bike echtes Blattgold verarbeiten ist. „Gebürstet“ und „geflammt“, letzteres tatsächlich eine Oberflächenbehandlung, die unter Flammen erfolgt, um die interessanten Musterungen herauszukitzeln.

Ein echtes Kunstwerk: Der Kage-Fighter-Lenker von LA Choppers

Dazu erfolgten Vergoldungen der Schrauben mit 18 Karat, ein Vorderrad von Fred Kodlin, eine Gabel von Arlen Ness, eine Schalldämpferanlage von Kess Tech und ein Lenker von LA Choppers, der „Kage Fighter“ heißt. Kage Fighter wird wirklich mit „K“ geschrieben, das ist die angesagte Ghetto-Sprache, und wer aus dem Ghetto kommt, der muss pimpen.

Minimum an Komponenten, Maximum an Bagger

In Patrizios Adern fließt italienisches Blut, die ersten Schraubereien absolvierte er an den Vespas, die sein Großvater als Motorradhändler verkaufte. Dann fand er seinen Weg in die Harley-Szene. Die hat es sowieso mit hohen Lenkern, und dort hat er jahrelang T-Bar-Lenker im Club-Style an schwarzen Harleys verbaut. Nun wollte er aber eine neue Markierung setzen, diesmal für seine eigene Firma, die sich „Pam Bikes“ nennt und im schwäbischen Nürtingen residiert. Er wollte zeigen, wie mit einem Minimum an Komponenten ein Maximum an Bagger rauszuholen ist. Gepimpt natürlich.

Bei 5000 Umdrehungen braucht Patrizio keine Leistung mehr. Wir auch nicht …

Es ist ihm gelungen. Das Triebwerk konnte unbearbeitet belassen werden. Halt, eine Andrews-Nocke hat Pam Bikes verbaut. Um den Motor schärfer zu machen? Mitnichten. Sein Bagger sollte untenrum unter Druck stehen, denn so Patrizios Urteil, wenn’s um Harley geht: „Bei 5000 Umdrehungen brauche ich keine Leistung mehr.“

Harley-Davidson Road Glide Special mit Ness-Gabel

Den Sound des Boliden, der aus dem Keller kommt, zaubert nun eine elektronisch geregelte Anlage von Kess Tech. Der Regelknopf für das Konzert zwischen bieder und böse, zwischen gut und Gangsta befindet sich oben rechts am Lenker. Und das Frontend ziert nun ein 21-Zoll-Rad von Kodlin in Verbindung mit einer Gabel von Arlen Ness.

Im Motor rotiert eine Andrews-Nocke für mehr Power untenrum. Darüber hinaus ist der Twin Cam äußerlich aufgehübscht. Die schwarzen Kess-Tech-Rohre lassen die Wahl zwischen „Gut“ und „Gangsta“

Die Gabel ist mit einer Federung von Progressive Suspension verkürzt und hat einen zusätzlichen Rake von sieben Grad. Das gleicht den überlangen Nachlauf aus, den der 21-Zöller sonst verursachen würde. „Fährt sich genau wie vorher“, beteuert Patrizio. Erst ab 23 Zoll würde es komplizierter werden und aufwändigere Fahrwerksmodifikationen erfordern. Verreisen scheint mit diesem nicht übertieben großen Vorderrad also gut möglich zu sein.

Hoher Lenker? Gerne mit Tempomat …

Bleibt nur noch die Frage nach dem Lenker. Wie ist das mit dem Fahrtwind, in den die Hände nun trotz Verkleidung wieder hineinragen, und wie ist das überhaupt mit einer Position, in der einem das Blut aus den Armen schwindet? Patrizio erklärt, er sei schon immer Apehanger gefahren. Die wirksamste Linderung aller Unbequemlichkeiten sei der Tempomat, und dann eben mal die Arme runter. Das allerdings geht nur bei einem modernen Bagger, der mit einem Tempomaten ausgestattet ist.

Info | instagram.com/pambikes_motorcycles