Die Verwandlung dieser Harley-Davidson Softail von einem altbackenen Heritage-Entlein zu einem stolzen Breitreifen-Schwan fand in einer Privatgarage statt.

1988er Evos werden heutzutage nicht mehr allzu oft umgebaut. Immerhin gelten Fahrzeuge mit diesem Alter bereits als staatlich anerkannte Oldtimer, die ein H-Kennzeichen tragen oder mit dem roten Sammlerkennzeichen bewegt werden dürfen. Das setzt aber voraus, dass sich besagtes Fahrzeug im Originalzustand befinden muss, nur dann gibt’s das wohlwollende Kopfnicken des Gutachters.

Der Motor wurde grundüberholt und bekam eine Nockenwelle von Andrews

Reinhard Jakobs aus Bielefeld aber hatte anderes im Sinn. Er besorgte sich eine 88er Heritage Softail, pfiff auf den Oldtimer-Status und zerlegte das Bike komplett. Der Motor wurde grundüberholt und bekam eine Nockenwelle von Andrews. Viel später besorgte die Bike-Farm Melle das Einstellen des Dell’Orto-Doppelvergasers, und überhaupt half Bike-Farm-Inhaber Gerd Remmert bei der TÜV-Abnahme des Bikes.

Viel Eigenbau in der heimischen Garage

Fast alles andere ist das Werk von Besitzer Reinhard Jakobs, der beruflich eigentlich gar nichts mit Customizing zu tun hat. Lediglich Fräsarbeiten, um den offenen Primärkasten an den Anlasser zu bekommen, erledigte Reinhards Nachbar Bernd Naujoks. Alle anderen Arbeiten erfolgten durch Reinhard in seiner heimischen Garage. Dabei half, dass der Bielefelder eine Firma für Laser-, Nibbel- und Stanztechnik betreibt; mit Metall umzugehen, ist also sein Metier.

Branding allerorten: Die Hitzeschutzbleche sind, wie etliche andere Bauteile auch, Eigenanfertigungen des Erbauers

So nimmt es kein Wunder, dass der Front- und auch der Heckfender samt Haltern in Eigenregie entstanden sind. Auch der Solositz und die darunter verbaute Blende sind Eigenbau. Für das breite Heck zeichnet TTS verantwortlich. Die Räderspezialisten lieferten nicht nur das Speichenrad im Format 6 x 16 Zoll, sondern auch die dafür benötigte breitere Dreiecksschwinge und die Bremsanlage. Die Gabel hingegen stammt aus einer Springer Softail und passt passte problemlos an die Heritage.

Harley-Davidson Softail Heritage mit 240er Heckwalze

Der 240er-Reifen kommt bestens zur Geltung, weil das seitlich angebrachte Kennzeichen den Blick auf den Pneu nicht beeinträchtigt. Was die Optik des Bikes angeht, hat Richard vielerorts guten Geschmack bewiesen. Etwa bei den Contrast-Cut-Tastern am Lenker, dem sauber eingelassenen Instrument in der Lenkerklemmung, dem zweifarbigen Sitzbezug mit gesticktem Bar-and-Shield oder bei dem zurückhaltenden, edel wirkenden Lackkleid.

Was die Breite des Lenkers angeht, hat Reinhard offenbar einen außerordentlich eigenen Geschmack. Den Tank ziert ein Dashboard einer Softail Blackline

Unser Lieblingsteil am ganzen Motorrad ist aber das wunderschöne Dashboard. Das originale Dash einer Softail Blackline, einem Modell, das fürs Modelljahr 2012 kam und lediglich zwei Saisons angeboten wurde. Dieses Dash passt zu der Gesamtanmutung des Bikes wie die Faust aufs Auge, hätte es das Teil nicht gegeben, hätte der Customizer es erfinden müssen. Alles in allem ist diese Evo aus Bielefeld ein gutes Beispiel dafür, dass nicht nur Profis schöne Motorräder bauen können, auch in so mancher Privatgarage wird auf hohem Niveau geschraubt.