Seit einigen Jahren bauen führende Motorrad-Hersteller Bus-Systeme in ihre Fahrzeuge ein. Sie ersetzen den bekannten Kabelbaum, der mit all den neuen Funktionen eine absurde Größe bräuchte, damit alles funktioniert. Doch lassen sich trotz Can-Bus einfach die Blinker am Motorrad tauschen? 

Ab und an streunen Gerüchte durchs Netz, dass auch Harley nur elektronisch gekennzeichnete Blinker zulässt oder der Fahrer in die Werkstatt muss, um die neuen Blinker freischalten zu lassen. Falsch. Unser Test und Technik zeigt’s: den Blinker tauschen trotz Can-Bus. Wir haben die Pferdehufe für Blinker und Rückleuchten der Low Rider S einfach mal abgeschraubt und versucht gegen geile, kleine Motogadget-Edge-Blinker zu tauchen.

Trotz Can-Bus – Blinker am Motorrad tauschen geht problemlos

Mental vorbereitet auf den elektronischen Super-Gau und die Nummer von Harley-Rhein-Neckar schon mal in den Kurzwahlspeicher gesetzt, doch Überraschung: Alles funktioniert auf Anhieb. Die Steckverbindung unter der Sitzbank ist zwar nur mit etwas Gefummel zu finden, aber dann auch recht schnell getrennt.

Da hat sich Harley bei der Kabelei nicht mit Ruhm bekleckert. Ein bissl unordentlich unter der Sitzbank

Der Heimschrauber steht nur vor dem Problem, dass Harley sehr hochwertig wirkenden Kombistecker verwendet, die nur klitzekleine Spitzen haben, also bleibt nur das originale Blinkerkabel zu zerschneiden, um an den Gegenstecker zu kommen. Zusammen mit der noch nötigen Verbindung zum neuen Blinker wird das handwerklich etwas unsauber.

Alles etwas knifflig und weit weg von: Mal hurtig getauscht

Im Vergleich zur mechanischen Verbindung des Motogadgets mit dem Motorrad aber ein Klacks, denn der Serienblinker hat einen breiten Fuß der gleich zwei Bohrungen abdeckt: eine fürs das Kabel und eine für die Schraube SW-13, die den Blinker festzieht und gleichzeitig den Fender an den Strap zieht. Sprich: Bei Montage des Motogadgets bleibt ein Loch übrig und man muss noch etwas Hirnschmalz investieren, damit die neue Schraubverbindung einigermaßen aussieht. Erschwerend kommt hinzu, dass das Gewinde des Motorgadgets zu kurz ist, um am hinteren Loch montiert zu werden. Also alles etwas knifflig und weit weg von: Mal hurtig getauscht.

Hier geht der Umbau erst los: das übrige Loch des Serienblinkers muss irgendwie verblendet werden

Anruf bei Harley Rhein-Neckar: 311,50 Euro inklusive Blinker kostet der gesamte Blinkerumbau bei allen Harley-Modellen. Rechnen wir die 178 Euro für die Blinker noch raus bleiben 1,5 Stunden á 89 Euro für die Arbeit übrig. Eigentlich ein Schnäppchen verglichen mit den vermeintlichen Kompromissen in Sachen Montage in der heimischen Garage. Bei 20.000 Euro fürs Moped müssten wir da nicht lange überlegen. Am Schluß bleibt stehen: den unveränderlichen Horror-Can-Bus gibt’s bei Motorrädern von Harley (noch?) nicht und es ist weiterhin für jeden machbar sein Bike nach eigenem Dünken mit neuen Blinker zu versehen.