Als Kind findet er Granaten in Tomatenfeldern, heute würde er sie an Motorrädern verbauen. Yaniv Evan ist mit seiner Customschmiede Powerplant einer der Stars der US-Customszene, seine Story passt nach Hollywood.

Melrose Avenue, mitten in Hollywood. Es ist irgendwie logisch, dass Yaniv Evans Werkstatt nicht allzu weit weg vom Walk of Fame und Beverly Hills liegt. Und wer durch das Filmviertel von Los Angeles fährt, sollte nicht verwundert sein, wenn Jogger oder Flanierer in T-Shirts mit Powerplant-Graphics den Weg kreuzen. Yanivs Firma ist schwer angesagt, der gebürtige Israeli einer der Stars der Szene – und Hollywood liebt seine Stars.

Als Kind spielt er mit Raketen- und Granatenteilen

Die Biographie des Yaniv Evan ist eine spannende Angelegenheit. Geboren in Israel, spielt er als Kind mit Raketen- und Granatenteilen, die er beim Rumtoben im Kibbuz findet. Als er acht Jahre alt ist, wandern seine Eltern in die USA aus. Über die erste Station Miami geht es 1988 weiter nach Los Angeles, Yvans Vater arbeitet in der Filmbranche.

In der stilvoll eingerichteten Werkstatt entstehen die Powerplant-Umbauten

Der junge Yaniv entwickelt schon bald eine Leidenschaft für alte Autos. Er fährt Mustang, aus der Anlage dröhnen die Ramones, Black Sabbath und Blondie. Später ergänzen Shelby, Chevy Chevelle, Mercury und Corvette den automobilen Werdegang. Repariert und getunt wird selbst, die Teile für die Autos klaut er. Yaniv ist 18 Jahre alt und hält nichts von Regeln.

»Ich wusste, es ist scheiße, was ich mache«

„Doch ich musste umdenken. Ich wusste, es ist scheiße, was ich mache. Und irgendwann kriegen sie dich.“ Er fängt an, für seine Parts zu zahlen, das Pomona Swap Meet wird zu seiner Pilgerstätte. Nach dem Schulabschluss absolviert er ein Ausbildung zum Flugzeugmechaniker am LAX Airport. Dort erlernt er die Metallbearbeitung.

Egal, ob Harley oder Engländer, Hauptsache Oldschool

Nach dem Abschluss geht er arbeiten, bei einem der größten und bekanntesten Hot-Rod-Builder weltweit. In Gene Windfields Werkstatt arbeitet Yaniv ohne Bezahlung. „Ich habe dort die miesesten Jobs gemacht, die Werkstatt gewischt und das Klo geputzt. Ich habe dafür nichts bekommen, aber durfte auch an den Autos arbeiten. Es war das Größte.“ Danach arbeitet er für James Bruns, ebenfalls ’ne große Nummer im Bau von Hot Rods.

Powerplant steht für authentische 60er-Jahre Chopper

Nach acht Jahren im Autogeschäft hat er die Schnauze voll, baut sich einen Triumph-Chopper und gründet seine eigene Firma: Powerplant. Sein erster Auftrag ist eine 500er Triumph, er baut sie zu Hause in seiner Garage. Durch Mundpropaganda kämpft er sich durch die ersten Jahre, nimmt jeden Auftrag an, putzt Klinken. Der Erfolg stellt sich erst vor drei, vier Jahren ein, als die Oldschool-Welle rollt und Yaniv mit seinen authentischen 60er Jahre-Choppern nach vorne spült.

Die Fender-Endkappe sind Yanivs Spezialität

Seit einiger Zeit nun residiert er mit seinen zwei Mechanikern in diesem grandiosen Hinterhof in der Melrose Avenue. Wände mit fetten Graffities, riesige Zahnräder am Eingang zur Werkstatt, auf den Hebebühnen nonkonforme Harley- und Triumph-Chopper, aber auch BSA und Norton. Der Stil seiner Firma ist einzigartig, ein Sammelsurium aus antiken Möbeln, Motorrad-Parts und über Jahre zusammengetragenen Devotionalien. In der eigenen „Backyard-Boutique“ werden Powerplant-Klamotten verkauft. „Ich bin angesagt, das nutze ich aus, klar. Aber ich bin authentisch, meine Geschichte ist echt.“, erklärt Yaniv, der in seiner Handwerker-Schürze vor uns steht.

Powerplant Homebase – Melrose Avenue, Hollywood

Die Bikes von Powerplant stechen aus der Masse hervor. Reduzierte Chopper mit klassischen Springer-Gabeln und einem Lenker, den Yaniv eigens für seine Umbauten entwickelt hat. Jedes Teil ist handgefertigt, die Rahmen selbst gebaut, Tanks im alten Stil, technische Detaillösungen, reichlich Motherfucker-Attitüde. Und dazu grandiose Lackierungen, die die Patina von 50 Jahre alten Geräten suggerieren oder einzigartige Bare-Metal-Arbeiten.

Konventionelle Griffgummis sind nur was für Abteilungsleiter

Der Flyin’ Racer ist ein gutes Beispiel für die Detailverliebtheit des Ex-Israelis. Sei es die über dem Tank mittig verlaufende Halterung mit ihren liebevoll ausgeführten Beschlägen, der filigrane zweiarmige Lampenhalter oder die erhabene Fender-Finne inklusive des dreidimensionalen, flügelartigen Abschlusses aus Edelstahl – das ist die Art, wie Yaniv Motorräder baut. All das entsteht unter seinen Händen. Teile aus dem Katalog oder pompöser Glitter-Kram ist nicht das Ding des Old Style-Fans. In der Werkstatt ist das Schweißgerät sein liebstes Instrument.

Yaniv Evan hat es aus eigener Kraft und mit viel Wille und Talent geschafft

Was das Fahrgestell angeht, zeigt sich der Metall-Artist aber erstaunlich pragmatisch. An den Drahtspeichenrädern – was sonst!? – sitzen auffällig moderne Scheibenbremsen; dies ist wohl ein Kompromiss, der einzugehen ist, will man sich und das Bike im 12-Millionen-Moloch L.A. einigermaßen sicher über die Runden bringen. Yaniv Evan hat es aus eigener Kraft und mit viel Wille und Talent geschafft. Er ist ein Typ, ein zu hundert Prozent authentisches Original – und zusätzlich zu seiner Stilsicherheit ist er auch noch ein hervorragender Kunsthandwerker. Vermutlich ist er deshalb zu Recht einer der gefragtesten Customizer in Kalifornien.

Info | powerplant.co