Die Idee hatte uns fasziniert: Eine Woche lang unbeschwert Motorrad fahren auf einer der schönsten Küstenstraßen der Welt, und das Hotel schwimmt immer hinterher. Wir haben es ausprobiert und sind mit der Harley durch Kroatien getourt.
Die Sache ist ganz einfach: Kein Mensch will ständig sein ganzes Gerödel auf dem Motorrad mit sich herumschleppen und jeden Abend in ein fremdes anderes Hotel einchecken. Also sollte das „Hotel“ nur ein einziges Mal bezogen werden müssen, und danach folgt es seinen Gästen. Und exakt so läuft das während der „Croatia Bike Cruise“.
Feine Sache: Das Hotel schwimmt hinterher
Das Hotel ist ein Schiff namens „Vapor“ und es folgt während der geführten Reise entlang der kroatischen Adria dem Motorradtross und erwartet seine Gäste in dem vorher vom Reiseveranstalter „Motorrad und Urlaub“ festgelegten Hafen. Eingecheckt wurde im Bootshafen von Opatija, dem altehrwürdigen Seebad der K.-u.-k.-Monarchie nahe Rijeka. Die Anreise bis dorthin erfolgte individuell.
Die schwimmende Herberge ist ein junges Schiff von 33 Meter Länge und 7,6 Meter Breite. Es verfügt über 18 Schlafkabinen mit Doppelbetten, jede Kabine hat eine eigene private Toilette und Dusche. 10 Kabinen befinden am Hauptdeck, 8 sind unter Deck, haben aber Frischluftzufuhr durch ein Bullauge. Der Speiseraum ist urgemütlich in viel Holz geschalt, außen gibt es an Bug und Heck gemütliche Aufenthaltsflächen.
Von Markenlastigkeit konnte keine Rede sein
Die Reise begann Samstagnachmittags mit dem Ankommen und Einchecken aufs Schiff. Der Organisator und Veranstalter der Reise, Patrick Unterhuber, begrüßte alle Ankömmlinge persönlich und sorgte dafür, dass ihr Gepäck von der Schiffscrew in die jeweilige Kabine gebracht wurde. Nachdem die eigene Kabine bezogen war, ging es natürlich raus auf den Kai, um die Menschen und Bikes, die bereits eingetroffen waren, ein bisschen zu beschnuppern.
Es stellte sich heraus, dass die Bikertruppe ein wohltuend bunter Haufen war, von Markenlastigkeit konnte keine Rede sein. Zwar waren Harleys unter den insgesamt 21 Motorrädern ganz leicht in der Überzahl, aber es fuhren auch acht BMWs mit, darunter mehrere GS, 9T, Sechszylinder und F 800. Aber auch eine Honda, eine KTM, eine schick gemachte Ducati Monster, eine Triumph Speed Triple und ein dicker Suzuki-Chopper waren mit von der Partie.
Mit der Harley durch Kroatien – Eine Woche Motorradspaß pur
So bunt wie der Fuhrpark war auch das Biker-Völkchen: Es bestand aus Deutschen, Schweizern und Österreichern, es waren einige Solofahrer dabei, etliche hatten Sozias hintendrauf, und auch fünf Frauen gaben selbst Gas. Alles deutete darauf hin, dass dies, sofern das Wetter mitspielen würde, eine schöne Woche werden könnte. Und die wurde es dann auch. Zwar hat das Wetter nicht immer so mitgespielt, wie wir alle das gerne gehabt hätten, das tat der prächtigen Stimmung unter den Teilnehmern aber keinen Abbruch.
Der Veranstalter Patrick Unterhuber erwies sich einerseits als minutiöser Vorausplaner, hatte andererseits aber auch stets das richtige Gespür dafür, unmittelbar und sehr flexibel auf veränderte Bedingungen (Wetter, Regen, Nässe) zu reagieren. Und so saß man dann auch mal wegen eines durchziehenden Unwetters dreieinhalb Stunden beim Mittagessen, die an diesem Tag vorgesehene Tour ins gebirgige Hinterland wäre viel zu gefährlich geworden.
Mit der Harley durch Kroatien – Inselhopping und Gewitter
Aber den größeren Teil der Woche hatten wir eh schönes Wetter. Wir tourten auf der Küstenstraße der Kvarner Bucht entlang Richtung Süden, machten ein Inselhopping und übernachteten im Hafen der Stadt Rab auf der gleichnamigen Insel. Den nächsten Tag ging es per Fähre wieder aufs Festland und dann runter nach Zadar. Das war der Tag, an dem wir wegen schlechten Wetters den Schlenker ins Velebit-Gebirge streichen mussten. Übernachtet wurde im Hafen von Zadar, in unmittelbarer Nachbarschaft der zauberhaften Altstadt, wo das im Übrigen stets leckere Abendessen uns über das tobende abendliche Gewitter hinwegtröstete.
Am nächsten Tag waren die Straßen noch leicht feucht, aber über uns blauer Himmel. Beim Losfahren legte sich Ingo aus Bremen nach ein paar hundert Metern mit seiner Softail auf die Nase, zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert, verbogenes Blech kann man richten. Nach einem kurzen Abstecher auf die Insel Vir machten wir uns auf den Weg auf die Insel Pag, wo unser Schiff im Örtchen Mandre schon in einer putzigen Seeräuberbucht wartete.
Die Motorräder durften direkt auf dem Kai vorm Schiff abgestellt werden
Am Nachmittag gab es einen Schiffsausflug mit der Möglichkeit, rund um das Schiff in der Adria zu baden. Am vierten Fahrtag stand die längste Strecke an. Von Pag aus ging es 240 malerische Küstenstraßenkilometer nach Norden, wo wir spätnachmittags schließlich über die Mautbrücke auf die Insel Krk fuhren. Die Vapor lag bereits im Hafen desjenigen Ortes, der der Insel den Namen gab.
Patrick hatte beim Bürgermeister eine Sondergenehmigung besorgt und wir durften unsere Motorräder direkt auf dem Kai vorm Schiff abstellen. Der Donnerstag fiel leider komplett ins Wasser, die ganze Truppe beschloss, einfach im Hafen zu bleiben und es sich gut gehen zu lassen, schließlich waren die Reiseteilnehmer nicht auf der Flucht, sondern im Urlaub. Freitag war letzter Fahrtag und das Wetter spielte wieder mit. Die für den Donnerstag angedachte Strecke wurde freitags in Ansätzen nachgeholt, und dann ging es per Fähre aufs istrische Festland. Mittagessen im idyllischen Bergörtchen Buzet, danach noch ein besonderes Schmankerl.
Mit der Harley bis auf den Gipfel des Ucka-Gebirges
Patrick hat wieder mal eine Sondergenehmigung erwirkt, wir dürfen in Begleitung eines Parkrangers mit unseren Motorrädern ausnahmsweise hinauf bis zum Gipfel des Ucka-Gebirges fahren, der 1396 Meter misst. Auf der Aussichtsplattform kann man über ganz Istrien und die Kvarner Bucht blicken, bei klarer Sicht kann man abends von dort sogar die Lichter von Venedig sehen. Der kurvenreiche Abstieg vom Ucka-Gipfel in Richtung Opatija ist die letzte offizielle Fahrstrecke der organisierten Reise.
Gut 1000 Kilometer haben wir in den letzten sechs Tagen auf der Tour zurückgelegt, die meisten in atemberaubend wilder Landschaft. Der letzte Abend auf dem Schiff war fröhlich, aber nicht allzu spät und allzu feucht, denn samstagmorgens hieß es, nach dem Frühstück auszuchecken und sich auf die Heimreise zu machen. Wehmut kam auf, man hatte viele nette Leute kennengelernt, und einige sogar ins Herz geschlossen. Aber gibt es ein schöneres Kompliment für eine Reise, als wenn man inniglich bedauert, dass sie schon zu Ende ist?
Info | motorrad-und-urlaub.at