Auf der gerade zu Ende gegangenen Intermot 2022 in Köln gab es nur wenige Weltpremieren zu sehen – immerhin zwei davon hatten wir im Gepäck.
Nach zehn Tagen in Köln sind wir reichlich im Sack. Ein paar der gut 100.000 Besucher hatte bösen Viren dabei, die sich mit uns auf den Weg nach Hockenheim gemacht haben und sich nun auch bei uns im Verlag ausbreiten. Aber das war ja abzusehen. Wenn wir wieder alle ausgehustet haben, dürfte unser Imunsystem fit für den Winter sein. Soweit, so schlecht. Kommen wir also zur Messe, die nach vier Jahren Zwangspause nun erstmals wieder stattfand. Und das ohne Ducati, Harley-Davidson, Indian, KTM und Yamaha. Aus ehemals sieben Messehallen wurden drei. Eigentlich sogar noch weniger, wenn man die E-Bike-Parcours und die Trennwände berücksichtigt.
Intermot 2022 – Gesalzene Preise für Besucher und Aussteller
»Scheiß-Messe ist das, Yamaha ist ja überhaupt nicht da« quoll es aus einem Hater bei uns am Stand heraus. Dabei hätte er besser auf seine japanische Lieblingsmarke geschimpft, die scheinbar keinen Bock auf Köln hatte. Da kann ja der Veranstalter nichts dafür. Wobei wir diesen nicht in Schutz nehmen wollen. Den Besuchern 4,90 Euro für einen Cafe abzurippen ist schon nicht mehr dreist, sondern unverschämt. Und die Preise für die Aussteller sind nicht weniger gesalzen. Ob man am Ende des Tages soviele Motorräder mehr verkauft, dass sich so ein Aufriss rechnet? Kawasaki glaubt das wohl, denn was Team Green in der Domstadt für einen Auftritt hingelegt hat, war schon sehr beeindruckend. Und das, obwohl sie außer einem Hybrid-Prototypen und neuen Farben nichts wirklich Neues zu zeigen hatten.
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Wie dem auch sei: Wirklich Premieren gab es nur in Gestalt der Honda Hornet, der Horex Regina und der Royal Enfield Hunter zu bewundern – wobei Letztere schon vorher im Netz gezeigt wurde (nährer Infos zu den Neuheiten in der Bildergalerie). Und sonst? China, China, China und E-Bikes, E-Bikes, E-Bikes. Beides nicht unser Kern-Metier und deshalb an dieser Stelle brutal außen vor gelassen. Die große Neuheiten-Show wird also erst auf der EICMA in Mailand stattfinden, wobei auch dort – wie man im Vorfeld hört – alles mindestens eine Nummer kleiner ausfallen wird.
Intermot 2022 – »Unique Motorcycles« auf 1700 Quadratmetern
Für die Freunde individueller Motorräder hatten wir uns was Schönes einfallen lassen: Auf 1700 Quadratmetern präsentierten wir in Halle 7 knapp 90 Bikes, für die allein sich das Kommen auf die Messe gelohnt haben sollte. Aufgeteilt in zehn Kategorien gab es Bobber, Chopper, Cafe Racer, Cruiser, Scrambler, Sportsbikes, Tracker, Roadster, Halbstarkes und Radikales zu bewundern. Eine bunte Mischung aus Klassikern wie Captain America bis hin zu frisch Fertiggeschraubtem wie der Yamaha MT-07 von Wayders aus Belgien (Portrait in CUSTOMBIKE 06-22).
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Die eingangs erwähnten Weltpremieren, die wir im Gepäck hatten, waren von sehr unterschiedlicher Natur. Zum einen das Terminator Sculpture Bike, an dem Bernd Meyer zehn Jahre gearbeitet hat und das mit Sicherheit das meistfotografierte Bike der Intermot war (Portrait in CUSTOMBIKE 04-22). Der gute Bernd hat sechs Tage lang breitwillig alle Details des unfassbar aufwändigen Aufbaus erklärt und war am Ende der Messe trotzdem noch so frisch, als wäre unter seiner menschlichen Hülle ein T-800 verborgen. Ach was, ein T-1000!
Replika der Holzhütte der Herren Harley und Davidson von 1903
Die andere Premiere hingegen war aus massivem Holz, knapp eine dreiviertel Tonne schwer und mit mehr als 90 Kilo Brandschutzfarbe benetzt. In Vorbereitung auf die Messe hatten wir in den letzten drei Monate gesägt und geschraubt wie die Blöden, um einen halbwegs detailgetreuen Nachbau der legendären Holzhütte der Herren Harley und Davidson von 1903 zu bauen. Schön ist sie geworden und wird uns künftig auf Messen als Zeitschriften- und Bier-Lager dienen. So zum Beispiel auf der diesjährigen CUSTOMBIKE-Show, die vom 2. bis 4. Dezember wieder in Bad Salzuflen stattfinden wird. Dort gibt’s auch ein Wiedersehen mit Terminator-Bernd (der hoffentlich sein Sculpture-Bike im Gepäck haben wird).
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Ein riesiges Dankeschön mit fetter Schleife obendrauf an alle Customizer und Privatschrauber, die ihre »Unique Motorcycles« nach Köln auf die Intermot 2022 gebracht haben. Ohne Euch wäre alles nix gewesen! Und an die unkaputtbare John Doe-Bande, die in ihrem Flagship-Store am Kölner Neumarkt Abend für Abend für gut gefüllte Tassen, geile Mucke und lässige Party-Laune sorgte. Großartige Performance!
![DSC_4036 Die einzige wirklich Messesensation: Horex Regina Evo mit 600er Eintopf und Carbonrahmen. Man munkelt, der Preis soll bei mehr als 30.000 Euro liegen. Wird sicherlich ein Bestseller. Zumal die Gussqualität der Motorkomponenten auf einen chinesischen Kaufmotor schließen lässt. Eine Königswellenoptik wie beim Original gibt’s auch nicht. Dafür aber ein sensationell niedriges Gewicht von 133 Kilo trocken. Und eine wirklich hübsche Digitalanzeige, die aussieht wie ein analoger Tacho. Über das Design lässt sich vorzüglich streiten.](https://i0.wp.com/dream-machines.de/wp-content/uploads/sites/8/2022/10/DSC_4036.jpg?w=276&h=207&ssl=1)
![23YM HONDA CB750 HORNET Angekündigt war sie schon seit Längerem, jetzt darf sie endlich brummen: Honda Hornet mit brandneuem 755er Prallel-Twin. 92 PS treffen auf 190 Kilo fahrfertiges Gewicht. Das hört sich gut an. Optisch hingegen ist die Hornet so dermaßen 08/15, dass sie auch von einem der aufstrebenden chinesischen Massenherstellern sein könnte. Die Ausstattung umfasst 5 Zoll-TFT-Bildschirm, LED-Lichttechnik und natürlich volle Konnektivität mit dem Smartphone](https://i0.wp.com/dream-machines.de/wp-content/uploads/sites/8/2022/10/415464_23YM_HONDA_CB750_HORNET.jpg?w=276&h=206&ssl=1)
![AA10rz0Q Das hier könnte tatsächlich ein Verkaufsschlager werden: Die neue Royal Enfield Hunter 350. Ein hübsch-schlichtes Einzylindermotorrad mit bescheidenen 350 Kubik und noch bescheideneren 20 PS. Mit 190 Kilo allerdings auch ein echter Brocken für die paar Pferdchen. Aber Entschleunigung liegt ja im Trend, Bescheidenheit sowieso. Und bei einem Basispreis von 4.490 Euro kann man wirklich nicht meckern. Zumal das Möppchen auch nett anzuschauen ist](https://i0.wp.com/dream-machines.de/wp-content/uploads/sites/8/2022/10/AA10rz0Q.jpg?w=276&h=207&ssl=1)
![DSC_3805 Am Pressetag zog Kawasaki für 30 Minuten das Tuch von diesem Prototypen, der schon bald zur Serienreife gelangen soll. Typisches Neo-Z-Design, Kettenantrieb, aber voll elektrisch. Eventuell mit Wechselakku. Mehr haben wir nicht verstanden, weil in der Enge der Pressemeute die Corona-Viren so laut geblubbert haben](https://i0.wp.com/dream-machines.de/wp-content/uploads/sites/8/2022/10/DSC_3805.jpg?w=276&h=207&ssl=1)
![DSC_3863 Unique Motorcycle: Die Customszene in Deutschland und dem Rest der Welt lebt nicht nur von großen Firmen und riesigen Zubehör-Giganten, sondern vor allem auch von Kleinstbetrieben, die oft eine One-Man-Show sind. Mit viel Liebe und Handarbeit entstehen dort Motorrad-Einzelstücke. Die Brückner Manufaktur aus Magdeburg ist ein solcher Betrieb, der sich vor allem dem Aufbau sportlicher Bikes verschrieben hat. Durch die Hand von Manuel Brückner liefen schon mehrere Yamaha XV 750. Der Mittelklasse-Japaner galt früher als asiatische Antwort auf Harley-Davidson, auch wegen des hübschen V2-Motors. Die Basis kann in viele möglichen Richtungen umgebaut werden, in Magdeburg entstand ein Cafe Racer. Der neue Heckrahmen ist handgefertigt und verschweißt, auch die Heckbeleuchtung ist eingeschweißt, der Tank wurde an den Rahmen angepasst. An der Front arbeitet eine Upside-down-Gabel. Teile wie Kennzeichenhalter, Lampenhalterung, Sitzbank und vieles mehr sind selbst gebaut. Alle Anbauteile wurden zunächst glasperlengestrahlt und anschließend lackiert, das Motorrad verfügt über eine Straßenzulassung](https://i0.wp.com/dream-machines.de/wp-content/uploads/sites/8/2022/10/DSC_3863.jpg?w=276&h=207&ssl=1)
![DSC_3955 Unique Motorcycle: So geht traditioneller Look mit moderner Technik bestens zusammen. Man nehme einen Harley-Davidson Softail-Rahmen mit Twin Cam-V2. Beides stammt in diesem Fall von 2005 – da waren Harleys Big Twins tatsächlich noch mit Vergaser bestückt, was beim Umbau wegen all dem nicht vorhandenen Injektions-Geraffel sehr vorteilhaft ist. Somit hat man eine solide Basis für einen amtlichen Oldschool-Bobber. Am Frontend verbaute Bikebuilder Christian Gietl eine VL-Springer-Replika-Gabel. Benzin- und Öltank, Lenker und Schutzbleche fertigte er selbst. Dazu gesellt sich ein Solosatel, ein Frontscheinwerfer im Bates-Style und ein PW mono Rücklicht. Und er zog Ballonreifen von Shinko auf 40-Speichenfelgen mit 16 Zoll vorne wie hinten. Viel mehr braucht es bei einem Bobber nicht. Auch der V2 erfuhr eine optische Aufwertung in Form von Motor- und Zylinderkopfdeckeln im Panhead-Style – jendem legendären Harley-Motor, der von Ende der 40er Jahre bis Mitte der 60er Jahre die Bikes aus Milwaukee befeuerte und für viele der schönste Big Twin ist. Dazu passt ein Luftfilter von S&S sowie eine MCJ-Auspuffanlage, die mit einem aufsehenerregenden Krümmer-Arrangement in Szene gesetzt wurde](https://i0.wp.com/dream-machines.de/wp-content/uploads/sites/8/2022/10/DSC_3955.jpg?w=276&h=207&ssl=1)