Hier erzählt unser Leser Christoph Konerow, wie es zu diesem selbstgebauten West Coast Chopper mit Ultima-V2 kam.

Für alles, was sich zerlegen und möglichst schöner wieder zusammensetzen lässt, habe ich mich schon immer interessiert. Sukzessive habe ich daher in Werkzeug und Material investiert. Irgendwann stöberte ich auf der internationalen ebay-Seite nach Harley-Teilen, im Kopf hatte ich, ein Bike selbst aufzubauen.

Zum Auslandspraktikum nach Florida

Beim Durchstöbern des Internets fiel mir die US-Firma Demon‘s Cycle durch moderate Preise auf. Auf meine Frage, ob der Versand nach Deutschland möglich sei, bekam ich eine deutsche Antwort. Ich war ein wenig verdutzt und griff zum Hörer. Tom „the German“ Steinbacher erzählte mir, er sei ausgewandert und habe in Amerika sein Glück gemacht. Das klang spannend.

Ein Motorrad selbst aufzubauen ist der Traum vieler Biker. Unser Leser Christoph ging dafür ziemlich lange Wege

Der Gedanke an ein „Auslandspraktikum“ schoss durch den Kopf. Tom willigte ein, mein Vater ermöglichte mir die Reise (denn ich war noch Lehrling) und wenige Wochen später saß ich alleine im Flieger Richtung USA. Doch als ich in New York meinen Anschlussflug erreichen wollte, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass die Auskunft in Berlin nicht stimmte und zudem mal wieder ein Hurricane die Ostküste getroffen hat. Mein Anschlussflug nach Fort Lauderdale war auf unbestimmte Zeit verschoben worden und so entschloss ich mich zum nächstmöglichen Airport zu fliegen und mich von dort durchzuschlagen.

Überlebensequipment besorgen statt schrauben

Orlando war nun mein nächstes Ziel. Dort angekommen konnte ich nach Tagen zum ersten Mal mit Tom telefonieren, der mir berichtete, dass der Hurricane unglaubliche Verwüstung an der Küste angerichtet hatte und er nicht daheim sei, sondern in Orlando, um Verpflegung, Benzin, Notstromaggregate und weiteres Überlebensequipment zu besorgen. Welch ein Zufall, er war tatsächlich in derselben Stadt wie ich. Er pickte mich auf und ab ging die wilde Fahrt zurück an die Ostküste. Es folgten spannende Tage.

Spinnennetz: Das typische West Coast Choppers-Motiv des Versteifungselements am Lenkkopf …

Wir waren ständig unterwegs auf der Suche nach Wasser, Benzin und Essen. Meine Pläne, was über das „Motorräder aufbauen“ zu lernen, waren schnell verblasst. Wenige Tage vor meiner Abreise kam ich doch noch dazu, etwas zu lernen. Wir fingen mit einem neuen Bike an. Allzu schnell waren meine vierzehn Urlaubs-/Praktikumstage rum und das kalte Deutschland hatte mich wieder.

Eine Palette voll Teile für den West Coast Chopper

Tom und ich waren Freunde geworden. So ziemlich genau ein Jahr später fragte Tom mich, ob ich nicht wieder rüberkommen und arbeiten wolle. Doch ich war immer noch Lehrling, hatte schlicht die Kohle nicht und sagte schweren Herzens ab. Daraufhin schickte Tom mir Flugtickets, der Runde Zwei stand nun nichts mehr im Wege. Es war zwar schon wieder Hurricane-Saison, aber nicht so schlimm wie im Jahr davor.

… findet sich auf dem Solositz wieder

Tom (ein großes Dankeschön an dieser Stelle) und ich bauten an diversen Projekten, wobei er versuchte, mich mit so viel Wissen vollzustopfen wie es nur ging. Die Zeit verging wie im Flug. Auch die Zeit, bis wir uns auf meinem Trip durch Florida wiedertrafen – ich war inzwischen verheiratet, hatte ausgelernt und Dollars im Gepäck. Es dauerte nicht lange und ich war mein ganzes Geld los, aber die Palette Richtung Germany war vollgepackt und mein Traum vom ersten eigenen Custombike war zum Greifen nah.

West Coast Chopper mit 2,1-Liter Ultima V2

Wieder zurück in Deutschland, dauerte es nur ein paar Tage, bis die Lieferung mein Heim erreichte und los ging es. Einen ganzen Winter und ein Frühjahr lang schraubte ich abends an meiner Traummaschine und Anfang Juni fuhr ich mein Werk schließlich zum ersten Mal Probe. Der Ultima-Motor heißt nicht umsonst „El Bruto“. Aus den riesigen Zylindertürmen stampft der 2.1 Liter-Motor fast 140 PS. Vortrieb ohne Ende!

Der gebogene Luftfilterträger samt den Entlüftern ist Eigenbau

Die Klippen der Deutschen Zulassungsbehörden konnte ich mit Hilfe eines Freundes umschiffen. Die Erstzulassung geschah in Polen, also handelt es sich jetzt um ein in der EU zugelassenes Fahrzeug. Einer Umschreibung auf deutsche Zulassung sollte demnach nichts im Wege stehen. Doch so oder so: Ich habe endgültig Blut geleckt. Der nächste Aufbau ist im Kopf schon in der Planungsphase.