Eigentlich wollte Martin Becker von MB Cycles aus dem Rolling Chassis, das die Basis dieses Bikes bildet, einen Salzsee-Renner für sich selbst bauen. Doch es kam – mal wieder – anders.
Das ist beileibe nicht das erste Bike, das Martin für sich bauen wollte und ein Kunde um die Ecke kam und kaufinteressiert die Hand hob. Den im Softail-Stil gehaltenen HPU-Rahmen hatte der Heidelberger Customizer seinem Kumpel Markus, der den Motorradshop „Werk Mannheim“ betreibt, abgekauft. „Ich wollte aus dem Teil einen Renner bauen, um auf dem Salzsee in Bonneville damit anzutreten. Einmal in Bonneville zu fahren, ist einer meiner Träume“, verrät uns der Bike-Builder.
Rolling Chassis mit HPU-Rahmen
Doch daraus wird zunächst nichts. Dazu Martin: „Eines Tages kam Guido Sommer – ein Kunde und Freund – vorbei, um ein Bier zu trinken und ein anderes Projekt zu besprechen, an dem ich gerade für ihn arbeitete. Er sah das Rolling Chassis und verliebte sich sofort. Zwei oder drei Biere später hatte er es geschafft, mich zu überreden, es ihm zu verkaufen. Zu solch einem treuen Kunden kann ich unmöglich nein sagen und es ist schließlich ja auch mein Job, Motorräder zu bauen und zu verkaufen!
Wie bei den früheren Bikes, die ich für Guido gebaut habe, gab er mir, was das Design angeht, größtenteils freie Hand.“ Lediglich ein einziger Wunsch des Kunden stand im Raum: Das Bike sollte eine virile Anmutung haben und geradlinig sein, auf keinen Fall wollte Guido eine „verspielte Kirmesbude“. Martin machte sich an die Arbeit.
Satt im Antritt: 1850er S&S-V2 im Evo-Style
Als Antrieb wurde ein 1850 Kubikzentimeter großer Motor von S&S ausgewählt. Das schwarze Aggregat in Evo-Optik kommt einbaufertig aus den Staaten und drückt völlig ausreichende 100 Pferdestärken. Die Upside-Down-Gabel machte da schon mehr Arbeit. Die Gabelbeine stammen von einer Suzuki GSX 1000. Um diese in die gefrästen Brücken von Wunderkind hineinzubekommen, mussten deren Aufnahmeklemmlöcher zuerst größer gespindelt werden.
Nicht nur Zierde ist die ausnehmend hübsche Fairing, die im Grunde eine Miniversion der Batwing-Verkleidung darstellt. Es ist dies ein Originalteil von Harley-Davidson, denn es handelt sich hierbei um die serienmäßig verbaute Lampenmaske der Softail Sport Glide. Ein sehr spezielles Bauteil findet sich am Heck.
Typisch MB Cycles – Schmaler, langer, flacher Tank
Das Hinterrad wird nämlich geführt von einer JMC-Kastenschwinge mit martialischem Unterzug, die schon längst nicht mehr auf dem Markt erhältlich ist. Das Teil stammt aus den 90er-Jahren, Martin konnte die Schwinge vor einiger Zeit – man glaubt es kaum – in eBay-Kleinanzeigen schießen. Die Schwinge stützt sich in Softail-Manier auf Luftfederbeine von Legend ab, deren Kompressor der Erbauer zusammen mit einer Lithium-Ionen-Batterie unsichtbar im freien Innenbereich des Horseshoe-Öltanks untergebracht hat.
Etwas Typisches für die Bikes von MB Cycles ist der schmale, lange, flache Tank. Er stammt von einem deutschen Kleinkraftrad aus den 60er-Jahren. Lenker, Hydraulikgeber, Taster und Instrument: alles vom Feinsten. Besonders gut gefällt uns übrigens, dass Martin seiner Linie treu bleibt und die Finger weg lässt von überbreiten Heckschluffen.
Moderate Besohlung für gute Fahrbarkeit
Die „Bonneville“ ist mit ihrem 130 Millimeter breiten 21-Zöller vorne und einem 200er Reifen hinten einigermaßen moderat besohlt, was sich auf ihre Fahrbarkeit sehr positiv auswirkt. Umso mehr, weil an diesem bösen Dragstyler die hauseigenen, modisch hoch montierten Mid Controls verbaut sind, die für ordentlich Bodenfreiheit sorgen.
Bleibt nur die Frage, wann Martin sich endlich seinen Traum von der Rennerei auf dem Salzsee erfüllen kann. Andererseits hat er aber auch noch ein bisschen Zeit dafür, denn er ist gerade mal 47. Wird schon noch werden mit Utah!
Info | mbcycles.de
