Motorräder von Shinya Kimura sind allesamt Skulpturen aus Metall. So auch die „Spike“ auf Basis einer Harley-Davidson EL.

Denjenigen, die schon etwas länger in unserer Szene unterwegs sind, werden bei dem Namen Shinya Kimura etliche Glocken im Kopf läuten. Ja, da war doch was, den Namen hat man doch schon öfter gehört. Und tatsächlich war der gebürtige Tokyoter über 14 Jahre lang praktisch das Synonym für die Bikes von Zero Engineering.

Der Verwendungszweck „Salzseerennen“ gab die geduckte Form vor

Wer Zero sagte, meinte Shinyas Stil, Shinya war Zero. Dann, vor einigen Jahren, genügte es den Anteilseignern von Zero Engineering (die Firma gehörte einem Investoren-Pool) nicht mehr, dass dort unter den begnadeten Händen von Shinya Kimura absolut einmalige Bikes entstanden, die Zero in der ganzen Custombike-Welt berühmt gemacht haben. Die Geldgeber wollten endlich mehr Rendite sehen, das Zauberwort hieß Kleinserienfertigung.

Der Bruch mit Zero Engineering war unvermeidlich

Doch dies hätten die Anteilseigner besser nicht beschließen sollen, denn es war das Ende der Liaison Kimura und Zero. Shinya, ein Freigeist, der an der Universität von Okinawa Insektologie studiert hatte, hatte sehr genaue Vorstellungen, welche Art von Bikes er bauen wollte. Den Bruch mit Zero nutzte der Japaner für einen ganz großen Sprung im Leben.

Kimura geht es nicht um Schönheit, sondern um Authentizität

Er verließ Japan und ließ sich in Azusa, einem östlichen Vorort von Los Angeles nieder, um in seinem eigenen kleinen Reich endlich nur noch diejenigen Motorräder zu bauen, auf die er Lust hat. Seit 2006 arbeitet er dort als Einmann-Show in seinem Shop, der Chabott Engineering heißt. Die hier vorgestellte Knuckle namens „Spike“ baute er für einen Landesmann, den weltweit agierenden Börsenmenschen Akira Tsukagawa.

Basis für die Spike war eine Harley-Davidson EL

Motor und Rahmen stammen aus dem Jahr 1946. Beides wurde umfassend modifiziert. So wurde der Lenkkopfwinkel geändert, um die kurze Springer in Zero-Manier schön flach anlenken zu können. Auch die originalen Knuckle-Zylinderköpfe bekamen ordentlich ihr Fett weg. Shinya schweißte Ansaug- und Auspufftrakt kurzerhand komplett um. Ganz untypisch für einen Harley-Motor sitzen jetzt zwei Einzelvergaser des Typs Linkert M74B auf der linken Fahrzeugseite.

War tatsächlich schon auf dem Salz: Die „Spike“ in Bonneville/Utah

Der 2-in-1-Auspuff ist denkbar knapp und knackig gehalten, sein „Endtopf“ besaß ein Vorleben als Auspuffkrümmersammler an einem Automotor. Soviel zur Technik. Viel wichtiger ist die für Shinya typische, ureigene Formensprache der Blechteile. Betrachtet man etwa die Frontverkleidung von schräg vorne, wird klar, dass sich der Japaner beim Gestalten von seiner Leidenschaft für Insekten leiten lässt. Auch das handgedengelte Heck erinnert eher an das Hinterteil einer Gottesanbeterin als einen Motorradbürzel.

Harley-Davidson EL – Mit der Skulptur auf dem Salzsee

Fahren kann man übrigens mit dieser Metallskulptur auch. Und zwar ganz schön schnell. Der Besitzer Tsukagawa trat mit der „Spike“ sogar schon auf den Salzseen in Bonneville an. Zu einem neuen Klassenrekord hat es zwar nicht gereicht, aber allein der Mut und Wille ist aller Ehren wert.

Info | chabottengineering.com