Hätte die Harley-Davidson V-Rod Muscle auch zum Bagger getaugt? Speed Department aus der Schweiz hat’s ausprobiert!

Es ist eigentlich verwunderlich, das Harley-Davidson nie versucht hatte, den 121 PS starken 60°-Twin auch in ein Touring-Chassis zu setzen. Hatten die Marketingstrategen in Milwaukee auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, der offensichtlich nie kam? Oder wagte man den Schritt nicht, weil die V-Rod Baureihe in den USA bei weitem nicht so gut lief wie erhofft? Auch der „Touring Kit“ für die V-Rod von Drag Specialties war in den Staaten kein Erfolg.

Harley-Davidson V-Rod Muscle als Speed Bagger

In Europa hingegen war das Interesse an einem „V-Rod Bagger“ schon größer – und Speed Department in der Schweiz bot gar einen heißen Kit für V-Rod-Fahrer an. Allerdings heißt „Bagger“ neben zusätzlicher Gepäckkapazität immer auch mehr Gewicht – und schon die nackte Muscle drückt laut Datenblatt fahrbereit 307 kg auf die Waage.

Packtaschen, Heckteil und Frontverkleidung sind auf schnelle „Bolt-On“-Montage ausgerichtet

Die Schweizer redesignten die Muscle nicht komplett, passten aber Frontverkleidung und Packtaschen geschickt an das vorhandene Muscle-Design an. Dazu ein Schuss Nostalgie – und ganz offensichtlich Anleihen bei den kantigen Formen des amerikanischen Tarnkappenbombers Stealth Fighter F 117 „Nighthawk“. Man beachte nur die Abschlußform der Packtaschen!

Harley-Davidson V-Rod Muscle mit 23-Zoll-Vorderrad

Radarabsorbierendes Fahrzeugdesign wäre in der Schweiz nicht schlecht: Ein guter Teil des Erfolgs von Harley-Davidson bei den Eidgenossen beruht auf dem Umstand, dass es die Motorradfahrer dort leid sind, mit schnellen Bikes von einer Radarfalle in die nächste zu rauschen. Aufrecht sitzen und bequem cruisen und touren ist deshalb schon seit vielen Jahren angesagt.

Durch die vor den Koffern endenden Auspuffe steht der komplette Rauminhalt zur Verfügung

Mit dem 23-Zöller vorne bietet die Maschine eine verbesserte Bodenfreiheit. Was auf den Bildern nicht zu sehen ist: Wegen eines besseren Aussehens im geparkten Zustand ist das luftgefederte Fahrwerk für die Fotosession auf minimales Niveau abgesenkt. Zum Fahren pumpt ein Arnot Airride das Heck auf Fahrhöhe. Die Frontverkleidung ist mit Gabel und Lenker verbunden und bewegt sich entsprechend: Das zweigeteilte Sichtfenster erzeugt eine nostalgische Optik.

Der Speed-Bagger wirkt wie eine moderne Version der Vincent „Black Knight“

Die Serieninstrumente der VRSCF blieben erhalten und mussten nicht versetzt werden. In ihrem schwarzen Kleid wirkt diese Touren-Muscle wie eine moderne Version der Vincent „Black Knight“ – ein Bike für den nächsten „Batman“-Kinofilm oder den nächsten „Dick Tracy“-Streifen. BSL fertigte zwei spezielle Schalldämpfer für den Speed-Bagger: Kürzer als die wuchtigen Zwei-in-Zwei-Serienmonster, enden die Sidepipes vor den Packtaschen, was zusammen mit mehr Platz in den Taschen auch die leidige Erhitzung des Tascheninhalts vermeidet.

Die Serieninstrumente bleiben an ihrem Platz und sitzen nun hinter dem Windschild

Die hauseigenen Billet-Räder – vorn 3.75 x 23 Zoll, hinten 8.5 x 18 Zoll – mit den dazu passenden Bremsscheiben machen auch luftgekühlten Bagger- & Custom-Fahrern den Mund wässrig. Wenn man sieht, welches Potential in einem V-Rod-Bagger steckt, ist es umso bedauerlicher, dass das Modell eingestellt wurde und Milwaukee die Chance mit einer Touring-Version zu punkten, ungenutzt ließ.