Grün vor Neid müssen Sie nicht unbedingt werden; das ist bloß der Name des Bikes. Die „Green with envy“ entstand in totaler Eigenleistung in einer heimischen Garage. Im ellenlangen Eigenbau bollert ein Harley-Davidson Twin Cam B.
Allerdings ist der Erbauer Mike zwar kein gelernter, aber doch ein geübter Schrauber. Seit Jahren steht er aushilfsweise in der Werkstatt von Santiago Chopper in der Tampa Bay Area, Florida. Dieses Bike hier hat er aber nicht bei Santiago gebaut, sondern zuhause in seinem hübschen Eigenheim. Den Rahmen und die Schwinge musste er selbst entwickeln, denn ein Rohrwerk mit einem Radstand von sage und schreibe 2,18 Meter gibt es schlichtweg nirgendwo zu kaufen.
Auch sonst sind die meisten Bauteile entweder von Mike selbst gemacht oder nach seinen Vorgaben hergestellt worden. Die fünfspeichigen, CNC-gefrästen Räder sind Einzelstücke; sie wurden nach seinen Design-Maßgaben beim Spezialisten Eggo Trip gefertigt. Was die Peripherie angeht, merkt man an Mikes Produktauswahl, dass sein Arbeitgeber Santiago Chopper einem französischen Auswanderer-Pärchen gehört.
Harley-Davidson Twin Cam mit Jims Sechsganggetriebe
Ob Gabel (SJP), Handgriffe (OMP), Fußrasten (Accutronics) oder Bremszangen (TechnoPlus), all diese Komponenten stammen aus Europa. Der Motor ist jedoch uramerikanisch. Mike setzt auf ein originales Harley Twin Cam B-Aggregat, das mit einem Screamin’ Eagle-Kit auf 103 Kubikinch (1.690 ccm) gepusht wurde. Kombiniert ist der großvolumige V2 mit einem Sechsganggetriebe von Jims; bärige Performance ist also garantiert.
Die „Green with envy“ besitzt keinen Ständer. Unter den unteren Rahmenzügen sind Platten angebracht, auf die das Bike zum Parken elektropneumatisch abgelassen wird. Fürs Fahren wird die Fuhre per Airride hochgepumpt, mit annähernd 13 Zentimeter Bodenfreiheit lässt es sich dann sogar halbwegs ordentlich um die Kurven zirkeln. Indes, ein Handlingswunder darf man angesichts des Kleinwagen-ähnlichen Radstands und der 300 mm breiten Superschluffe hinten nicht erwarten.
Kein Gramm Chrom am Bike
Ganz untypisch für ein amerikanisches Custombike ist die Tatsache, dass an der „Green with envy“ kein Gramm Chrom zu finden ist. Mike hat viel Zeit und Geld investiert, damit außer dem Lack nichts glänzt. Allen metallenen Oberflächen wurde deshalb mittels Glasperlenstrahlen eine Satin-Oberfläche verpasst.
Wer sich fragt, ob da am Hinterrad nicht was fehlt, hat durchaus recht. Keine Bremse zu sehen. Doch diese existiert, nur eben unter die Sitzbank verlegt, wo die konventionelle Scheibenbremse bei Bedarf das Abtriebs-Pulley verzögert. Ein extravagantes Einzelstück also, dieses Bike. Ob wir wirklich grün vor Neid werden? Hmm …