Da kann man sich nur ungläubig die Augen reiben, aber beim zweiten Mal hinschauen bestätigt es sich: Ja, dieses Bike war mal eine Harley-Davidson Street Rod. Beim Vertragshändler Harley-Factory Frankfurt entstand daraus ein rattenscharfes Gerät.

„Lass uns doch mal ein bisschen Remmidemmi mit dem Teil machen. Wär’ doch klasse, wenn wir mal so richtig Dreck fliegen lassen würden, auf ’nem entsprechenden Dirt-Track-Oval natürlich“, so der Vorschlag von Thomas Trapp von der Factory Frankfurt, und er rennt damit bei uns offene Türen ein.

Profifahrer Max Dilger testete für uns

Nach einem elendigen und langen Spätwinter ist es dann so weit. An einem Februar-Wochenende veranstaltet der MSC Diedenbergen (nahe Hofheim am Taunus) einen Frühjahrstrainingstag auf seiner Speedway-Strecke. Die Factory macht alles klar, der Street Tracker darf in der Mittagspause ins Oval.

Harley-Davidson Street Rod – Remmidemmi mit Speedway-Profi

Als Fahrer ist kein Geringerer als Max Dilger ausgeguckt, ein sehr sympathischer junger Mann, der nach eigener Aussage schon 30 Jahre (!) Rennen fährt. Max Dilger ist Speedway-Profi, das heißt, er verdient sein Geld mit Speedway fahren. Trotz seines überschaubaren Alters fuhr er bereits viele Jahre lang in der Europameisterschaft und Weltmeisterschaft mit, fast ein Jahrzehnt sogar als Profi im Speedway-verrückten England. Ein absoluter Topfahrer also.

Lucas Schmidt, seinerzeit noch bei der Factory in Frankfurt beschäftigt, hat den Tracker gebaut

An diesem Trainingstag aber sind die Umstände gegen uns. Tagelang hatte es geschüttet wie aus Kübeln, die Strecke ist total schlammig. Auch ein Ausnahmekönner wie Max Dilger ist da machtlos, zumal der Street Tracker nicht nur fast das Dreifache wiegt im Vergleich zu seiner Rennmaschine, sondern auch die falschen Reifen drauf hat. Die Sportmax Mutant von Dunlop sehen zwar umwerfend gut aus und funktionieren auf der Straße tiptop, aber hier im tiefen Schlamm geht fast gar nichts.

Die Harley-Davidson Street Rod wird ordentlich eingesaut

Max dreht trotzdem tapfer einige Runden, aber Schräglagen oder gar spektakuläre Drifts sind an diesem Tag nicht drin. Trotzdem nochmals herzlichen Dank an den Mann aus Lahr, der sich final bei einem leichten Wegrutscher des Hinterrads auch noch seine bis dahin waschmaschinensaubere Rennkombi ordentlich mit braunrotem Schlamm eingesaut hat.

Schicke Lampenmaske von Freespirits

Zum Bike selbst: Gebaut wurde es von Lucas Schmidt, zu dem Zeitpunkt einer der Customizing-Spezialisten der Harley-Factory Frankfurt. Basis war eine serienmäßige Harley-Davidson Street Rod. Zugegeben ein ziemlicher Ladenhüter und mittlerweile eingestellt, aber als Basisbike für diesen Umbau gut zu gebrauchen. Lucas hat jahrzehntelange Erfahrung als Rennmechaniker in der Motorradweltmeisterschaft gesammelt, dementsprechend sauber ist die Maschine technisch und optisch aufbereitet.

Harley-Davidson Street Rod – Etwas Customizing muss schon sein

Am Motor selbst wurde mechanisch nichts verändert, das Einspritzmapping ist aber mittels Super Tuner und Prüfstandsläufen optimiert. Dazu werten weiße Kühlwasserschläuche und orangefarbene Zündkabel die Optik bemerkenswert positiv auf. Rahmen, Gabel und Räder sind aus der Serie übernommen, die Räder kommen mit ihren dynamischen Lack-Graphix wahnsinnig sportlich rüber. Ansonsten stammt nur noch der Benzintank aus der Serie. Den aber hat Lucas etwas höher gelegt, um eine schön gerade Tankunterkante/Sitzbank-Linie zu erreichen.

Schicke Tanklinie und Farbdetails bis in die Drehgriffgummis

Sehr viel Arbeit steckt im selbst angefertigten Heckteil. Das sitzt auf einem eigens angefertigten Untergestell. Unter dem Sitzbankkörper ist nicht nur die ganze Elektrik, sondern auch der Ausgleichsbehälter für den Kühlwasserkreislauf versteckt. Auch die 2-in-1-Kümmer entstanden in der Factory. Ergänzt werden die Umbaumaßnahmen durch leckere Teile von Öhlins, Free Spirit, Rizoma, LSL, Kellermann und Co., ein Who-is-who des Aftermarkets.

Kontakt www.harleyfactory.de