Im äußersten Nordosten Italiens, zwischen Dolomiten und Adria, liegt der Ort „Roveredo in Piano“. Dort ist die kleine feine Firma Stile Italiano beheimatet, die diese außergewöhnliche Harley-Davidson Sportster auf die Räder gestellt hat.

„Non solo moto“ ist das Motto der acht Mitarbeiter großen Firma, das sie auf ihrer Website gleich unter den Firmennamen platziert haben. Die Jungs um Gianluca und Cristian sind nämlich in vielen Sparten aktiv. Neben dem Handel und der Restauration von Motorrädern und dicken Autos steht die Werkstatt auch für ganz profane Servicarbeiten zur Verfügung. Und immer wieder mal entstehen dort auch außergewöhnliche Custombikes, so wie diese Harley-Davidson Sportster.

Die Sportster mit starrem Heck wurde zum großen Teil aus Komponenten italienischer Anbieter zusammengestellt

Auf der Motor Bike Expo in Verona präsentierten die Jungs von Stile Italiano mit der „Bullet 1200“ ein ganz spezielles Fahrzeug, das als Reminiszenz an die italienische Motorradszene der 80er Jahre gedacht ist. Hier treffen Elemente aus den Bereichen Cafe Racer auf Zutaten von sportlichen Race Bikes und Scramblern. Sie alle vermengen sich zu einem ganz besonderen Stil, wie er wohl nur aus Italien kommen kann. Wobei ein 1200er Sportster-Motor in einem hinten starr gelegten Originalrahmen eigentlich nichts Neues ist.

Eine Harley-Davidson Sportster im „Italian Style“

Jedoch: Die Lösung am torpedoähnlichen Heck haben wir so noch nirgends gesehen. Dort ist nämlich ein einstellbares Monofederbein aus einer Bimota DB4 linker Hand seitlich so platziert, dass es den Sitz samt ellenlangem Höcker federt. Abgeschaut haben die Jungs das dem eigenen Bekunden nach bei der Ducati TT2, die 1981 vorgestellt wurde und mit der zahlreiche Meistertitel eingefahren werden konnten. Dort war das Zentralfederbein allerdings mittig verbaut, und es stützte sich auf eine Schwinge ab.

Die Lösung am Heck haben wir so noch nirgends gesehen: Dort ist ein einstellbares Monofederbein aus einer Bimota DB untergebracht

Viele weitere Detaillösungen zeugen von der Kreativität der Norditaliener. Der S&S-Vergaser saugt die Luft durch einen formvollendeten gelochten Trichter. Nachdem das Gemisch im Inneren des Motors seinen Job getan hat, strömen die gasförmigen Endprodukte durch kunstvoll geschlungene Krümmer dem Endtopf von Virex entgegen, der von seiner Lage her eher an einen Scrambler passt. Die generierte Leistung wird per Kette an das Hinterrad weitergeleitet. Dabei fällt der wohlgestaltete Kettenschutz auf.

Salzsee-Rennmaschinen als Vorbild für diese Harley-Davidson Sportster

Für die negative Beschleunigung ist eine Doppelscheibenbremsanlage von Brembo verantwortlich, die Gabel stammt – was sonst – von Paioli. Die fünfspeichigen, goldfarben lackierten Gussräder lieferte OZ, ihr Design ist sehr stark an das der legendären Magnesium-Räder von Campagnolo angelehnt. Für sportliches Feeling sorgen nach hinten verlegte Tarozzi-Fußrasten sowie tief angeschellte Lenkerstummel. Die Sitzposition geriet entsprechend „fahraktiv“, was nichts schadet, denn die Bullet hat langgestreckte Salzsee-Rennmaschinen als Vorbild.

Der Lufteinlass ist eine schicke Sonderanfertigung der kreativen Stile-Italiano-Jungs

Ein großer Drehzahlmesser thront weit oben über dem Scheinwerfer. Nettes Detail: Der Behälter für die Bremsflüssigkeit versteckt sich in der oberen Gabelbrücke. Auch an anderer Stelle zeigten sich die Erbauer kreativ. Die Halter für den Scheinwerfer sind nicht etwa verschraubt, sondern mit über den über die Standrohre geschobenen Hülsen verschweißt. Eine tief hinter dem Getriebe im Rahmen platzierte Batterie senkt den Schwerpunkt. Darüber ist der eckige Öltank zu finden, den eine Plakette ziert. Schnellverschlüsse an Tank und Auspuff lassen Rennsport-Atmosphäre aufkommen, was Wunder, die Jungs kommen ursprünglich aus der Racer-Szene.

Kontakt | www.stileitaliano.com