Bereits vor bald vierzig Jahren hatte Willie G. Davidson eine zum Cafe Racer umgebaute Harley-Davidson Sportster präsentiert. Bike Hospital tat es ihm auf sehr spezielle Weise nach.

Die Norditaliener lieben amerikanische Zweizylinder, wollten aber für ein verbessertes Leistungsgewicht ihres Projekts sorgen. Dieses Ansinnen wurde auf zweierlei Weise erreicht. Zuerst kam der Motor dran. Der ehemalige 1200er verfügt nun über 1374 Kubikzentimeter Hubraum.

Harley-Davidson Sportster mit knapp 1400 Kubik

Dieser wird durch vergrößerte Zylinder und Schmiedekolben von Wössner realisiert. Den Zylinderkopf bearbeiteten die Schrauber aus Reggio Emilia ebenfalls. Die Versorgung mit zündwilligem Gemisch organisiert ein Mikuni-Vergaser im Zusammenspiel mit einem zylindrischen K&N-Luftfilter. Am anderen Ende der Reaktionskette sorgt ein selbst angefertigter 2-in-1-Auspuff mit Supertrapp-Endstück für die Entsorgung der verbrannten Gase in die oberitalienische Ebene.

Variabel: Die edlen Öhlins-Federbeine lassen sich in vier unterschiedlichen Winkeln an der Schwinge positionieren

Die generierte Mehrleistung soll natürlich auch vollständig am Hinterrad ankommen. Eine mit Barnett-Parts verstärkte Kupplung empfängt die frei galoppierenden Pferde via Belt. Auch der Sekundärtrieb ans Hinterrad funktioniert via Zahnriemen, das Hinterrad sitzt in einer mit Langlöchern versehenen Edelstahlschwinge aus eigener Fertigung.

Harley-Davidson Sportster mit bizarrem Backend

Der Rahmen weist ebenfalls einige gravierende Änderungen auf. Das vom Oberrohr zur Schwingenaufnahme verlaufende Teilstück wurde erweitert und birgt nun den Ölvorrat. Ein Schauglas erlaubt die Kontrolle der vorhandenen Menge. Durchblick bietet auch das Dreieck unter dem Sitz, was im Zusammenspiel mit dem recht fragwürdige Heckdesign ein recht bizarres Backend ergibt. Möglicherweise Geschmackssache …

Skelletierte Hebeleien, angebohrte Pulleys und Leichtbau sorgen für ein verbessertes Leistungsgewicht

Im Aluminiumhöcker hat die Batterie ihren Platz gefunden. Werkzeug kann dort ebenfalls noch gebunkert werden. Wie das Heck, sind auch Tank und Lampenschild aus dem Leichtmetall geformt. Das teillackierte Treibstoffreservoir folgt mit seiner Unterkante dem Verlauf der Zylinderdeckel. Die Einbuchtungen im hinteren Teil verschaffen dem Fahrer einen verbesserten Knieschluss.

Verbeugung vor den Vorbildern aus Großbritannien und Amerika

Ein so sportliches Bike verlangt natürlich auch nach einem passenden Fahrwerk. Gabel und Federbeine stammen daher von Öhlins. Die klassischen Speichenräder, vorn in 19, hinten in 16 Zoll, tragen moderate Reifengrößen. Für sicheres Einbremsen sind je zwei Sechskolben-Sättel zuständig. Unterstützung bei der Verzögerungsarbeit liefert hinten eine Zweikolbenanlage von ISR.

Italienischer Tribut an den Cafe Racer von Willie G.

Ihren Nationalstolz drücken die Italiener durch die dezente Farbgebung in den Nationalfarben aus. Das Bike ist dennoch eine stille Verbeugung vor den Vorbildern aus Großbritannien und Amerika – wenn auch optisch recht speziell und in Sachen Linienführung sicher kein Referenzwerk. Dennoch zeigt der Umbau Möglichkeiten auf, wie sehr sich eine Sportster verändern lässt.