Basis dieses Powercruisers ist eine Harley-Davidson Road King, die dank eines 1850er V2-Aggregats von Patrick Racing anreißt wie ein wildgewordener Bulle.

Begonnen hat das Ganze – man kann es kaum glauben – mit einer total heruntergewirtschafteten Harley-Davidson Road King des Baujahres 2001, Luis sagt dazu „ready to junk“, also reif für den Müll. Eigentlich wollte er daraus einen coolen Cafe Racer bauen, aber das Projekt entwickelte irgendwann eine Eigendynamik, die sich der in Miami geborene und dort auch aufgewachsene Luis am Anfang nicht einmal im Traum hätte vorstellen können. Schon mein ganzes Leben lang begeistert mich alles, was Räder und einen Motor hat. Als junger Kerl stand ich mehr auf Autos. Ich machte eine entsprechende Ausbildung und arbeitete viele Jahre als Kfz-Mechaniker. Eher durch Zufall stolperte ich über das, was ich jetzt mache.

Ich war in Harley-Dingen ein ziemliches Greenhorn“

Im Jahr 2002 hatte ich mich entschieden, mir eine Harley aufzubauen. Allerdings war ich in Harley-Dingen ein ziemliches Greenhorn. Eines Tages fuhr ich zur Firma Heaven Cycle hier in Miami, um mir Teile für meine Harley zu besorgen. Ich traf dort auf Pablo Rodriguez, der dort Verkäufer und Schrauber war. Wir fanden schnell einen Draht zueinander und ich begann, oft dort herumzuhängen; mir gefiel die Atmosphäre in diesem Laden, das war genau mein Ding. Eines Tages fragte mich Pablo, ob ich ihm bei einem Kundenbike helfen könnte; das legte die Saat zu meinem jetzigen Leben.

Dieser abgelutschte Schrottvogel bildete die Basis für das Custombike

Inzwischen habe ich schon lange meinen eigenen Shop, der auch so heißt: „The Shop“. Wir machen hauptsächlich Service und Reparaturen an Harleys, aber manchmal geht mir der Gaul durch, dann muss ich was kreieren.“ So war das auch mit der zerschossenen Road King. Eigentlich wollte Luis sie einfach halten, aber es kam anders. Eines Tages kreuzte nämlich ein Motor von Patrick Racing seinen Weg und es war um ihm geschehen: „Ich habe noch nie einen schöneren Motor gesehen, so etwas musste ich unbedingt haben.“

Harley-Davidson Road King mit Patrick Racing Motor

Und wie es der Zufall wollte, kam eines Tages ein Kunde in den Shop, der Luis ein unvollendetes Chopper-Projekt zum Kauf anbot. Im Rahmen saß ein, na was wohl, 1850 Kubikzentimeter großer Motor von Patrick Racing. Luis schlug sofort zu! Allerdings bedingte der Einbau des Patrick-Racing-Aggregats eine Menge Änderungen am Originalrahmen der Road King, umso mehr, weil Luis ein Sechsganggetriebe von Baker als Schaltbox vorsah. Aggregat und Getriebe werden mechanisch verbunden durch den Primärtrieb einer 1993er FXR. Die Trittbretter mussten weichen, stattdessen schweißte Luis die mittig sitzenden Fußrastenhalter einer Dyna an das Chassis. Ab da nahm das Projekt Fahrt auf.

Das Ding rennt los – kein Wunder bei dem Motor

Wegen des edlen Motors musste auch alles andere jetzt edel werden. Räder, Bremsen, Tank, Fender, Sitz, all das musste auf ein hohes Level gehievt werden. Die Blecharbeiten und die Schrauberei erledigte der gelernte Kfz-Mann natürlich selbst. Bloß von der Lackierung ließ er komplett die Finger. Die erledigte kein Geringerer als Mo von Mo’s Image Customs, eine geniale Szenegröße, die in Miami nicht nur Motorräder verschönert, sondern auch Custom-Cars, Renn-Yachten und Flugzeuge der Superreichen. „So etwas in dieser Qualität habe ich noch nie gebaut. Alle Teile sind High-End und auch der Lack stammt von einem der besten seiner Zunft“, lässt Luis mich während des Fotoshootings wissen.