Am Anfang waren da eine lange Internally-Sprung-Girder-Gabel von Harman, ein wirklich gut erhaltener Sitz von „Cheetah“ mit Tuck-and-Roll-Polsterung, eine hohe Rückenlehne, ein Harley-Davidson Pan-Shovel V2 – und Casey aus Rio Linda in Kalifornien.
Casey Smith hatte es sich in den Kopf gesetzt: Wieso eigentlich nicht so einen richtigen Long Forker bauen; so ein Teil, wie sie es in den 70ern fuhren? Einen passenden prismenförmigen Tank konnte er auf einem Swap Meet aufstöbern, und „ … glücklicherweise fand mein Freund John Barry einen originalen Harman-Rahmen in White Mikes Shop hier in der Gegend. Wir hatten zu dem Zeitpunkt bereits Kontakt zu Bill Holland, der schon damals diese Gabeln und Rahmen mit John Harman gebaut hat“, grinst Casey, als wir ihn in Bills Shop Executive Choppers in Roseville trafen.
„Bill Hollands eigene Historie, seine Arbeit mit dem verstorbenen John Harman, sein Wissen über die Harman-Gabeln und -Rahmen begeisterten mich“, erklärt uns der Chopper-Jünger. „Dieser alte Rahmen war allerdings nicht für meine Gabel gemacht; wir mussten den Lenkkopf und eigentlich die gesamte Vorderpartie abändern.“ Casey durfte Seite an Seite mit Altmeister Bill diese Arbeiten vornehmen und von dessen Wissen profitieren. Sogar die originalen alten Harman/Holland-Rahmenlehren waren noch vorhanden.
Harley-Davidson Pan-Shovel im Harman-Rahmen
Zu Gabel, Sitzbank, Tank und Rahmen, den bereits vorhandenen klassischen Aftermarket-Parts, fand sich bald noch eine Kiste Motorenteile: Die einer Shovelhead, oder eher einer Mixtur aus Panhead-Gehäuse und Shovel-Top-End. Und weil sein Motorinstandsetzer von der Wiederbelebung des alten Gehäuses abriet, baute dieser zunächst mal den Motor mit einem neuen Delkron-Gehäuse auf. Zusammen mit Freund John Barry baute Casey so nebenbei und peu à peu aus den alten, aufgearbeiteten Motorbrocken, wuchtigen Stroker-Hubscheiben von T&O und verchromten Zylindern (aus dem Lagerfundus von Bill Hollands Bruder Harry) einen klassischen Pan-Shovel-Motor auf. Doch sollten wir den Ereignissen nicht allzu sehr vorgreifen.
In über drei Jahren Bauzeit hatten sich die nach und nach zusammengekommenen Teile in ein Ganzes einfügen müssen. So waren anfangs auch Speichenräder geplant und bald vorhanden. Vorne stilgerecht mit einer kleinen Minibremse, die zwar keine großartige Wirkung zeigte, dafür aber den gesetzlichen Anforderungen genügte. Bei der winzigen Bremsnabe in Caseys-21-Zoll Speichenrad fehlte allerdings der Bremshebel, und dessen Beschaffung warf einige Probleme auf.
Harley-Davidson Pan-Shovel mit Delkron-Gehäuse
Doch dann kam ihm ein klassisches Invader-Hinterrad zwischen die Finger. Casey schlug in Sachen Räder komplett in eine andere Richtung um. Invaders waren in den 1970ern die trendigsten Chopper-Räder überhaupt. Mittlerweile stellte Casey nun seinen Rohbau in Internetforen und Blogs vor. Über diese Schiene suchte er auch nach einem passenden Invader-Vorderrad. Hilfreiche Tipps zur Glättung und Harmonisierung der Optik kamen – via Forum – nicht nur vom belgischen Custom-Guru Danny Fransen.
Fast gleichzeitig entwarf der holländische CAD-Designer Mark „Duckman“ van der Quaak sein 44tes CAD-Bike. Einen Chopper mit Harman-Gabel, den jemand – mit entsprechendem Link versehen – im Forum postete. Und weil Casey sein Geld bei der Stadt Roseville als Abwassertechniker verdient und ganz nebenbei auch noch Frau und Kinder hat, zog sich alles etwas hin. Sein Projekt musste irgendwann von Bill Hollands Hebebühne runter, was sich als glückliche Fügung herausstellte. Das Bike sah auf dem Boden stehend total anders aus.
Der Chopper ist wendiger als man denkt
Der ursprünglich geplante Stufensitz mit der hohen Rückenlehne passte überhaupt nicht zur ansonsten flach gehaltenen Linie. Ein neuer Sitz musste her. Der Motor mit dem viel zu modernen Delkron-Kurbelgehäuse wich schließlich dem selbst aufbereiteten Pan-Shovel-Aggregat. Mit dem noch unlackierten Rohbau bretterte Casey runter nach Los Angeles und zeigte das Gerät auf der Born Free Show.
Anders als die Optik vermuten lässt, fährt sich der Chopper unwahrscheinlich wendig, was wir während der Fotoaufnahmen anerkennend zugeben mussten. „Dieser Aufbau war für mich ein unglaubliches Erlebnis. Ich verbrachte so viel Zeit in Bill Hollands Werkstatt und lernte, wie die Kerle damals – back in the day – Chopper bauten“, erzählt Chris nach dem Shooting. Nebenbei bemerkt, wurden Bill und er gute Freunde, „doch wenn mir meine Familie nicht die Zeit gelassen hätte, wäre der Chopper wohl nie fertig geworden!“