Die Harley-Davidson Cruiser des Modelljahrs 2023 brachten wenig Neues: Lediglich die Breakout wurde stark überarbeitet, denn der spendierten die Ingenieure zum Modelljahr 2023 den mächtigen 117er-Motor, was 1923 Kubikzentimeter Hubraum bedeutet. Zudem erhöht ein größerer Tank die Reichweite des Power-Cruisers deutlich. Echte Bringer sind natürlich die beiden Low-Rider-Modelle, die als erste Softails mit dem 117er-Aggregat bestückt wurden.

Softail Standard 107

Noch im letzten Jahr für 14.995 Euro ein echtes Schnäppchen, ist die Softail Standard, die den Einstieg in Harleys Big-Twin-Welt bedeutet, ab dem Modelljahr 2023 mit einem Schlag um exakt 4.000 Euro teurer geworden. Der ambitionierte Preis für den Ex-Schnapper beträgt jetzt 18.995 Euro. Wohl dem, der noch im alten Jahr zugeschlagen hat – oder jetzt noch zuschlägt. Denn aktuell gibt’s die Standard-Softail bei einigen Harley-Händlern für 16.490 Euro.

Softail Standard 107

Nach wie vor gibt es das Softail-Basismodell nur in der Farbe Vivid Black, also Glanzschwarz. Der verbaute Milwaukee-Eight-Motor hat 107 Kubikinches, was 1745 ccm Hubraum gleichkommt. Mit 87 PS und 144 Newtonmetern Drehmoment ist der 107er zwar etwas schwächer als das 114er-Aggregat, im Alltag ist das jedoch kaum spürbar. Dafür läuft der kleinere Motor einen Hauch geschmeidiger.

Street Bob 114

Noch im vorletzten Jahr in Deutschland der Bestseller im Harley-Portfolio, musste die Street Bob in vergangenen Verkaufsjahr 2022 etwas Federn lassen. Sei es, weil sie eine Zeitlang nicht lieferbar war, sei es, weil andere Besen mitunter auch gut kehren (siehe den Erfolg von Sportster S und Pan America).

Street Bob 114

Gleichwohl bleibt die Street Bob ein attraktives Bike, vor allem, weil sie im neuen Modelljahr 2023 auch wieder mit Drahtspeichenrädern zu haben ist. Der Preis ist neuerdings aber nicht mehr sonderlich heiß: ab 19.495 plus Nebenkosten, aktuell als Aktionsmodell aber für unter 17.000 Euro zuzüglich Nebenkosten zu haben.

Sport Glide 107

Die Softail Standard und die famose Sport Glide teilen sich als einzige das technische Schicksal, noch mit dem 107er-Milwaukee-Eight-Motor bestückt zu sein, der in der Sport Glide 83 PS leistet. Das ist umso bedauerlicher, weil sie ein wirklich guter Cruiser ist, der mit einem stabilen Upside-Down-Frontend daherkommt und sich dank maßvoller Bereifung im Kurvengeläuf sehr handlich gibt.

Sport Glide 107

Und gerade deshalb würde ihr der drehmomentstarke 114er-Motor wirklich ausgezeichnet stehen. Erst Recht, wenn wenn man mit Sozia und Gepäck unterwegs ist. Zusätzlicher Gimmick: Das Bike lässt sich in Windeseile und ohne Werkzeug durch Entfernen der Fairing oder der Koffer in drei weitere optische Erscheinungsfomen verwandeln. Der Preis: ab 20.995 Euro plus Nebenkosten. Aktueller wird sie allerdings vielerorts etwa 2.500 Euro günstiger angeboten.

Heritage Classic 114

Bei dieser Classic-Softail ist der Name wahrhaftig Programm. Zusammen mit der Electra Glide verkörpert die Formensprache dieses Softail-Evergreens am besten das klassische Erbe von Harley-Davidson. Und was man der Heritage nicht ansieht ist die Tatsache, dass sie eine der am besten fahrbaren Harley-Davidons überhaupt ist.

Heritage Classic 114

Vier Farben stehen zur Auswahl, darunter auch Zweifarben-Lacke. Auch kann man wählen zwischen der Variante „Chrom“ oder „Blacked-out“. Hier im Bild die „Blacked-out“-Variante mit Glanzschwarz-Lack. Das in Windeseile abnehmbare Windschild verwandelt die Heritage vom Vintage-Tourer zum Oldschool-Cruiser. Der Preis: ab 25.995 Euro zuzüglich Nebenkosten.

Fat Bob 114

Sie war mal für eine kurze Zeit lang das Hooligan-Bike im Harley-Portfolio, wurde dann aber von der im Nachhinein als recht erfolglos einzustufenden FXDR abgelöst. Sei’s drum: Die unhandliche FXDR verschwand nach nur zwei Jahren wieder von der Bildfläche, die Fat Bob dagegen erfreut sich seit mehr als sieben Jahren einer stetigen Beliebtheit.

Fat Bob 114

An den Fahreigenschaften kann dies allerdings nicht liegen, denn der 16-zölliger 150er Pneu am Frontend sorgt nicht gerade für spielerisches Einlenkverhalten. Dafür ankert die Fat Bob als eines der wenigen Modelle mit vorderer Doppelscheibenbremse sehr ordentlich. Für 2023 gibt es neue Farben, technisch hat sich nichts geändert. Der Preis für das Modell, das es bereits viele Jahre lang als Dyna gab, beträgt ab 21.495 Euro plus Nebenkosten.

Low Rider S

Auch wenn die Fat Bob die geilere Bad-Ass-Optik hat, kommt sie gegen die überlegene Motorisierung der Low Rider S nicht an. Kein Wunder, kann die Low Rider S doch mit dem größten Harley-Motor wuchern, der je in Serie gebaut wurde, dem 117er Milwaukee-Eight. Allerdings hat die Company mit dem Erscheinen des 121er Milwaukee-Eight-V2 in den neuen CVO-Modellen ja nun nochmal einen drauf gesetzt.

Low Rider S

1923 ccm Hubraum, 105 PS und wahnwitzige 168 Newtonmeter Drehmoment, das sind Werte, die man nicht weiter zu kommentieren braucht. Das Böse-Buben-Bike gibt es nur in Glanzschwarz oder in Hellgrau, der Preis ist für eine 2-Liter-Granate heiß, er beträgt ab 22.495 Euro plus Nebenkosten.

Fat Boy

Der Modellname „Fat Boy“ ist ikonisch, seit der Terminator in Gestalt von Arnold Schwarzenegger das Bike im Hollywood-Blockbuster „Terminator II“ mit entschlossenem Gesichtsausdruck durch die Hochwasserschutz-Kanäle von Los Angeles gedroschen hat – das Gewehr stets im Anschlag.

Fat Boy

Seit der Milwaukee-Eight-Ära ist das Bike riesig geworden, leider mit einem zu breiten Reifen hinten, der jedwede Schräglage scheut wie der Teufel das Weihwasser. Wem Fahrdymanik egal ist, der bekommt mit der Fat Boy aber ein wunderschönes Bike, das von vorne bis hinten stimmig durchgestylt ist. Für 2023 gibt es drei Farben, darunter auch einen schicken Zweitonlack. Der Preis: 25.995 Euro plus Nebenkosten.

Low Rider ST

Sie war eine echte Überraschung im letzten Jahr. Bis auf die voluminöse Frontverkleidung und die Koffer, die denen der Sport Glide ähnlich sind, ist die Low Rider ST technisch mit ihrer Schwester Low Rider S identisch. Auch sie wird von dem bärigen 117er-Motor befeuert, der in allen erdenklichen Drehzahlbereichen mächtig Dampf bietet. Die Fairing ist dem Vernehmen nach von der Verkleidung der legendären FXRT Sport Glide von 1984 inspiriert, allerdings umgesetzt in einem moderneren 2.0-Design.

Low Rider ST

19 Kilo bringt die Low Rider ST mehr auf die Waage als ihre nackige Schwester, was sich aber ob ihres überbordend vorhandenen Drucks im Fahrbetrieb nicht auswirkt. Im Gegenteil, fahren macht mit der ST mehr Spaß, weil die Verkleidung aerodynamisch sehr ausgefeilt ist und viel Winddruck vom Fahrer fernhält. Ein genial motorisiertes Gerät in Clubstyle-Optik, der Preis: ab 23.495 Euro plus Nebenkosten.

Breakout 117

Hierzulande recht beliebt, fiel die Breakout im Heimatland USA in den Modelljahren 2021 und 2022 durch die Maschen. Für 2020 gab es dort zum letzten Mal die Breakout 114, danach war erst einmal Schluss. Doch jetzt hat man der Breakout mächtig Beine gemacht, die Ingenieure haben ihr den dicken 117er-Motor verpasst. So ausgestattet, wird der Power-Cruiser – jetzt verdient sie diese Bezeichnung wirklich – im Jahr 2023 auch wieder in den Staaten angeboten.

Breakout 117

Zusätzliche Änderungen betreffen Fahrwerk und Aufbau. Das Rolling Chassis mit dem superlangen Radstand von 1695 Millimetern steht jetzt auf neuen bildschönen Vielspeichen-Gussrädern, die ein wenig an die „Turbine“ Räder aus der P&A-Kollektion erinnern. Zudem hatte man in Milwaukee endlich ein Einsehen und verpasste dem großen Motorrad nun auch einen vernünftig großen Tank. Statt der dürftigen 13,2 Liter des alten Gefäßes passen in das neue 19 Liter Inhalt, das bringt draußen auf der Gasse einen erheblichen Gewinn an Reichweite.

Harley-Davidson Cruiser 2023

Schön auch, dass auf dem Spritgefäß jetzt ein geschmeidiges Dashboard thront. Aufgrund des neuen Tanks musste auch die Sitzbank entsprechend abgeändert werden, das Soziussitzbrötchen ist serienmäßig, taugt aber wegen seiner übersichtlichen Größe eher nur für den kurzen Trip zum Eiscafé. Kommen wir zum Preis: So viel Hubraum will bezahlt sein. Die grundrenovierte, erstarkte Breakout, die es in vier verschiedenen Farben gibt, kostet ab 28.195 Euro plus Nebenkosten.

Info | harley-davidson.com