Harleys und Höhenluft – zwei Touren mitten durchs heimische Deutschland.

Unseren ursprünglicher Plan, mit Harleys und Zelt ins französische Vercors zu fahren, mussten wir leider verwerfen. In Corona-Zeiten war es uns zu ungewiss, mit kleinem Zelt zu reisen, da wir auch keine richtigen Informationen zur Lage auf den Campingplätzen hatten.

So kann man die Corona-Depression aushebeln: Kurztrips in kleinen Grüppchen

Außerdem hatte ich mir ein paar Wochen zuvor dummerweise das Handgelenk gebrochen und war dadurch bewegungsmäßig eingeschränkt. Also musste ein alternativer Plan her. Unsere Idee: Zwei kleine Touren mitten im heimischen Deutschland.

Die erste Tour

Die erste Tour führte uns nach Kassel. Dort wollten wir uns unter anderem den Wasserpark Wilhelmshöhe anschauen. Mittwochs morgens ging es bei „kühlen“ 18 Grad, aber mit tollem Sonnenschein los. Die Strecke führte uns quer durchs Sauerland. Unsere erste Etappe endete in Finnentrop. Trotz vieler Umleitungen und wirrer Streckenführung fanden wir ein hübsches Café für eine kurze Rest, bevor es weiter in die „Berge“ ging.

Wegen Corona verzichtete man zur Zeit unsereres Besuchs auf sprühende Wasserspiele auf der Wilhelmshöhe

Unser Ziel hieß: „Wilde Wiese“, ein uriger Ort mit Wintersportambitionen und einer -Atmosphäre wie auf einer bayrischen Alm. Leider verhinderten schon wieder Straßenbauarbeiten unseren Plan. Umleitung – das geflügelte Wort – sollte uns noch ein paar Mal begegnen. Unser Navi führte uns über kurvenreiche Strecken mit zum Teil traumhaften Ausblicken nach Winterberg.

Umleitungen inklusive

Nachdem wir uns in einem Burger-Laden gestärkt haben, ging es weiter nach Korbach. Den Edersee ließen wir rechts liegen und fuhren durch sommerliche Felder und über grasgrüne Hügel an fleißigen Bauern vorbei Richtung Kassel.

Das Hotel am Herkules liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Wasserparks Wilhelmshöhe

Da unser Hotel direkt unterhalb der Herkules-Statue lag, brauchten wir nicht in die Innenstadt – zum Glück! Denn Kassel verfügt über ein ausgiebiges Straßenbahnnetz, und blankpolierte Stahlschienen machen einem Motorradfahrer keinen Spaß. Am Donnerstag gab es Sightseeing. Bei strahlendem Sonnenschein gingen wir direkt vom Hotel in den Wasserpark Wilhelmshöhe. Wir verbrachten den ganzen Tag an diesem tollen Ort, der auch ohne das Wasserspektakel (Corona-bedingt) absolut sehenswert ist.

Mit der Harley durch Deutschland

Allerdings sollte man gutes Schuhwerk und ein bisschen Kondition mitbringen. Den Nachmittag relaxten wir in den Fulda-Auen, einen Abstecher dorthin sollte man unbedingt einplanen. Das Abendessen nahmen wir im parknahen „Route 66“ ein, was den Tag positiv und stilvoll abrundete. Für die Heimfahrt am Freitag hatten wir uns eine nördlichere Route ausgesucht. Unser Weg führte uns über Bad Arolsen und am Twiste-Stausee vorbei.

Beste Bedingungen, gute Straßen: Vorbei an sommerlichen Feldern und über grasgrüne Hügel

Bei wenig Verkehr und auf Harley-freundlichen Straßen ging es über die Briloner Höhe nach Brilon. Die weitere Strecke nach Meschede mit dem dortigen Autobahnende und den vielen Ampeln ist deutlich verkehrsreicher und nur bedingt spaßig. Weiter ging es durchs kurvenreiche Lennegebirge bis Werdohl. Leider eine Strecke mit einigen Großbaustellen und zahlreichen Umleitungen und dazu noch dem üblichen Feierabendverkehr. Da wir jetzt nur noch Richtung Heimat wollten, ging es schleunigst auf die B 229 – eine eigenwillige Strecke zurück ins Bergische Land.

Fazit: Drei Tage in Deutschland – schönes Motorradwetter – tolle Straßen – viel gesehen und erlebt … also Daumen hoch.

DIE ZWEITE TOUR: AUF ZUR WASSERKUPPE

Bei unserem zweiten Kurztrip standen der Vogelsberg-Kreis und die Rhön auf dem Programm, und natürlich durfte die Wasserkuppe nicht fehlen. Diesmal schlossen sich uns Rentnern zwei weitere Harley-Fahrer an. Bei strahlendem Sonnenschein trafen wir uns am Café Hubraum – eine attraktive Biker Location direkt an der Wupper an der Stadtgrenze von Solingen/Wuppertal.

Mit der Harley durch Deutschland

Die Tour führte durch das schöne, kurvenreiche, uns aber recht bekannte Bergische Land, vorbei an Much und Windeck. In Altenkirchen an der B 8 wurde ein kurze Verschnaufpause eingelegt. Weiter führte uns der Weg durch den Westerwald Richtung Gießen. Dummerweise leitete uns das Navi mitten durch die Innenstadt, was bei uns nicht gerade Begeisterungsstürme auslöste.

Auf der 950 Meter hohen Wasser­kuppe gab es von 2009 bis 2014 ein schönes Harley-Treffen, den „Friendship Ride“

Doch langsam kam der Vogelsberg-Kreis mit seinen lieblichen Hügeln und tollen Motorradstrecken näher. Unser Übernachtungsdomizil lag in Laubach, einem beschaulichen Städtchen mit Fachwerkcharakter und einem sehenswerten Schloss. Unser Hotel „Träumerei“ befindet sich direkt an der Schlossmauer und besticht durch individuell eingerichtete Zimmer.

Liebliche Strecken – zwei Touren mitten durchs heimische Deutschland

Genau vier an der Zahl – und somit hatten wir das Haus ganz für uns allein. Nebenan in der Seligmacherei wird reichlich und auch in Corona-Zeiten mit liebevollen Details gefrühstückt.Nach unserer Anfahrt von etwa 230 Kilometern machten wir noch einen kurzen Gang durch den Ort mit anschließender Schlossbesichtigung. Den Tag rundeten wir mit einem leckeren Abendessen im Steakhaus „Zur Eule“ ab.

Ein tolles Motorradland, in dem man durch spannende und abwechslungsreiche Gegenden cruisen kann

Am nächsten Morgen wurde ausgiebig gefrühstückt, danach brachen wir zur Wasserkuppe auf. Zuerst führte unsere Strecke über den Hohenrodskopf – ein lohnenswerter Abstecher mit toller Fernsicht bis nach Frankfurt. Eine besondere Gaudi bietet die Sommerrodelbahn, die in unser Touren-Repertoire aufgenommen wurde.

Urlaubsstimmung auf der Wasserkuppe

Danach ging es über kleine Straßen mit engen Kurven durch dichte Wälder und ausgedehnte Felder Richtung Wasserkuppe. Neben der Straße entdeckten wir Störche, Füchse und grasende Rehe – Naturidylle pur. Wir fuhren die Wasserkuppe über Poppenhausen an, denn auf der Rückfahrt wollten wir bei Gersfeld bei den „Eisheiligen“ einkehren und das legendäre Heueis probieren.

Das Schöne an Kurztrips ist, dass keine Eile geboten ist. Für ein Päuschen ist immer Zeit

Auf der Wasserkuppe herrschte Urlaubsstimmung. Überall gab es etwas zu entdecken und natürlich hat fast alles mit der Fliegerei zu tun. Was nicht verwundert, da die ersten deutschen Flugübungen hier stattgefunden haben. Einige Leser werden sich eventuell noch an die Harley-Treffen auf der Wasserkuppe erinnern; leider gibt es dieses Event nicht mehr, obwohl sich das Gelände hervorragend anbietet. Nach einer kurzen Wanderung erreicht man die Radon-Kugel oberhalb des Adlerdenkmals. Dort hat man einen spektakulären Fernblick. Nach kurzem Aufenthalt ging es mit den Bikes weiter an der Fulda-Quelle vorbei nach Gersfeld.

Zwei Touren mitten durchs heimische Deutschland

Für den Rückweg wollten wir einen Bogen schlagen, um in den Genuss weiterer toller Straßen zu kommen. Den Abschluss sollte der legendäre Motorradrennkurs bei Schotten bilden. Doch leider schafften wir das nicht mehr, da es doch schon recht spät geworden war und wir in unserem Domizil einen Tisch bestellt hatten. Nach einem leckeren Essen in der Seligmacherei fielen wir todmüde ins Bett.

Unsere tolle Truppe

Unsere Heimfahrt am nächsten Tag ging nördlich an Gießen vorbei, durch den Naturpark Lahn-Dill und nach Gladenbach. Von dort weiter nach Betzdorf und dann über Gummersbach Richtung Bergisches Land. Dank der Einstellung „kurvenreich“ auf dem Navi konnten wir tolle, kleine Straßen in Richtung Heimat genießen. In einem Eiscafé in Marienheide ließen wir es ausklingen, die Strecken und Eindrücke noch einmal Revue passieren.

Fazit: Bei gutem Wetter ist Deutschland ein tolles Motorradland, in dem man durch spannende und abwechslungsreiche Gegenden cruisen kann. Daumen hoch für diese Frankreich-Alternative.

 

 

ww.dream-machines.de