12.35 Uhr Ortszeit. San Francisco International Airport. Ein Airbus A 380 hat unsere Leser Andreas, Bernd, Michael und Peter ihrem amerikanischen Traum um 6000 Meilen näher gebracht. Die vier Suerländer haben amerikanischen Boden betreten, um sich die Reise ihrer Jugendtraum zu erfüllen: eine USA Harley Tour.

Der Trip läuft unter dem Motto „California Dreamin’“ – doch lassen wir Peter selbst erzählen: Es liegen 1600 Meilen Traumreise vor uns. Nach erledigten Einreise- und Zollformalitäten geht es mit dem Shuttle-Taxi Richtung Downtown San Francisco. Die ersten Eindrücke von dieser Metropole sind gigantisch. Sauerländer Jungs in der großen weiten Welt. Nachdem wir unsere Zimmer im Hotel bezogen haben, erledigen wir am Nachmittag noch den Vor-Check-in für unsere Motorräder bei Eagle Rider.

Vier sauerländer Jungs in der großen Welt

Der Weg dorthin erweist sich als leichter Kulturschock, denn die Filiale liegt nicht gerade in einer der besten Gegenden San Franciscos. Aber alles läuft gut, der Papierkram ist erledigt. Den Rest des Tages verbringen wir mit Sightseeing und dem teuersten alkoholfreien Bier unseres Lebens, zu elf Dollar das Glas. Aber selbst schuld, niemand hat vorher auf die Karte geschaut. An der Hotelbar lassen wir den Tag locker ausklingen.

Danach ging’s zum Pre-Check-In zur Harley-Vermietstation von Eagle Rider

Nach einem ausgiebigen Frühstück geht’s am nächsten Morgen per Taxi wieder zum örtlichen Stützpunkt von Eagle Rider, um unsere vier Heritage Softail Classic entgegenzunehmen. Nachdem alle die übliche Prozedur der Übergabe hinter sich gebracht haben, können wir endlich unsere Ladys aus Milwaukee satteln und unser Gepäck verstauen.

Motorräder gesattelt, die Reise geht los

Der lang ersehnte Moment war da, es ging los. Nach vorsichtigem Eingewöhnen testen wir die Hügel von San Francisco. Es ergeben sich fantastische Ein- und Ausblicke, Hügel hoch und Hügel runter. Nach zirka zwei Stunden verlassen wir die Metropole und nähern uns der ersten Traumstrecke der Tour, dem Highway Number 1 entlang des Pazifiks.

Die vier Jungs können ihr Glück kaum fassen

Als wir uns dem Pazifik nähern, sinken die Temperaturen rapide. Je näher wir dem Wasser kommen, desto kühler weht uns der Wind entgegen. Und dann ist es so weit. Nach Kilometern auf der Stadtautobahn der fantastische Blick auf die Pazifikküste. Wir waren endgültig angekommen, im American Dream von vor dreißig Jahren.

USA Harley Tour – Eine Reise zu den eigenen Träumen

Wellenumtoste Klippen, blauer Himmel, traumhafte Kurven. Das Herz schlägt höher. Nach einer halben Stunde ein erster Stopp. Vier erwachsene Männer können kaum fassen, was mit ihnen geschieht. Dieses Gefühl, durch die Kurven zu schweben, an Vergangenes und Zukünftiges zu denken und über den Dingen zu stehen, setzt sich die nächsten 160 Meilen fort.

Wellenumtoste Klippen, blauer Himmel, traumhafte Kurven

Immer entlang der traumhaften Küstenstraße fahren wir bis zu unserem ersten Etappenstopp im Küstenstädtchen Monterey. Blauer Himmel und strahlende Sonne begleiten uns bis dorthin. Nach einer heißen Dusche erkunden wir das sehenswerte Örtchen, das durch John Steinbecks Bestseller „Straße der Ölsardinen“ weltweit bekannt wurde und heute viele gastronomische und kulturelle Möglichkeiten bietet.

USA Harley Tour – Highway 1 entlang des Pazifik

Als am nächsten Morgen die Bikes gesattelt sind, führt unser Weg nach Santa Barbara. Wir fahren zurück auf den Highway 1 und erleben 73 Meilen Kurven pur, mit fantastischen Ausblicken entlang der Pazifikküste. Diese Strecke bis Morro Bay erweist sich als eines der Filetstücke des Highways.

Santa Barbara Pier

Von Morro Bay aus spulen wir den Rest der Strecke bis St. Barbara auf dem Highway 101 ab. Ein wenig spektakuläres, nur meilenfressendes Stück. St. Barbara präsentiert sich als tolle Stadt, die sehr viel Sehenswertes zu bieten hat. Eines der besonderen Highlights ist Stearns Wharf, eine sehr alte, gut ausgebaute Pier mit reichlich Gastronomie und Geschäften.

Frühstück bei Starbucks und der erste Kurvenspaß

Nach einer Nacht in den typisch amerikanischen Boxspring-Betten beginnen wir den dritten Tag im Sattel völlig entspannt. Ein ausgiebiges Frühstück bei Starbucks stärkt uns für den Trip in Richtung Kern River. Kurz hinter St. Barbara geht es auf der Route 33 sofort ab in die Berge. Der Kurvenrausch des Tages beginnt auf wenig befahrenen, abseits gelegenen Seitenstraßen.

Am Highway Nr. 1 zwischen San Francisco und Monterey gibt’s nicht nur grandiose Ausblicke, sondern auch Seelöwen-Kolonien

Die einzige Sorge, die wir in diesem Moment haben, sind die dunklen Regenwolken, die sich über uns ausbreiten. Doch wir haben Glück. Die Wolken verziehen sich und wir fahren im Trockenen über herrliche Pässe. Wir haben tolle Aussichten auf Bergseen, die unter unserer Strecke liegen. Es reiht sich auch talwärts Kurve an Kurve, bis wir schließlich im Central Valley ankommen.

USA Harley Tour – Reise fernab vom Tourismus

Die 80 Meilen geradeaus durch Erdbeerplantagen, Olivenhaine, Wüste und Farmland, bei immer steigenden Temperaturen, werden unterbrochen von einem Stopp auf einer an der Straße liegenden Farm. Fernab vom Tourismus rollen wir mit unseren vier fetten Begleiterinnen vor ein „Bauernlädchen“, das uns frischen Kaffee und Burger verspricht. Die Aktion endet aber mit Dosencola und Snickers; tja, dumm gelaufen … amerikanisches Landleben halt.

Mit dem Hut in der Hand ist die Birne schnell verbrannt

Nach dieser „exquisiten“ Pause rollen wir bei gleißenden 40 Grad Celsius weiter Richtung Bakersfield. Nach kurzer Mittagspause bei einer weltweit bekannten Fastfood-Kette geht es weiter in Richtung unseres Etappenziels Kernville. Zirka 30 Meilen hinter Bakersfield verengt sich die Straße und schlängelt sich entlang des Kern River bis hin zum Lake Isabella und dem gleichnamigen Ort. Überhängende Felsen, Findlinge im Fluss, Schluchten, Kurven satt und selbst Kojoten auf der Straße, alles, was des Bikers Herz höher schlagen lässt, wird auf dieser Strecke geboten.

Kernville, zu Hause

Von Lake Isabella biegen wir links ab auf die Route 55 und erreichen nach kurzer Zeit unser Ziel Kernville. Wir und unsere vier Raumschiffe sind in einer anderen Galaxy gelandet. Das Amerika der 1950er Jahre lässt grüßen. Wir vermuten, John Boy Walton kommt gleich um die Ecke. Wir haben „zu Hause“ erreicht. Doch der Reihe nach. Nach kurzem Durchfragen finden wir unser Hotel.

Kurz vor dem Lake Isabella

Wir parken am Ufer des Kern River und betreten danach das Kleinod des amerikanischen Westens. Empfangen von der First Lady und Queen Mum in einer Person, fühlen wir uns einfach nur wohl in dieser stillstehenden Oase des Lebens, dem „Kern River Inn“. Und wie es sich für den Westen Amerikas gehört, verbringen wir einen wundervollen Abend mit Budweiser und Steaks in der zünftigen Kneipe, die uns die Hotelwirtin empfohlen hat.

Hier geht’s weiter mit Teil II