Bei dieser Victory Hammer ist der Name, der auf dem Tank steht, wirklich Programm. Zumindest, was die Reifenbreite angeht, geht’s kaum fetter.
Zwar gibt es in Österreich eine Victory mit einem 300er-Vorderreifen, aber die hat hinten auch „nur“ einen 300er. Damit wollte sich Ralph Lindenmayr nicht zufriedengeben. Hinten sollte es bei seiner Vic die ganz fette Packung sein, die 360er-Superpusche von Vee Rubber mit dem Namen „The Monster“ kam da gerade recht. Um solch ultrabreites Gummi verbauen zu können, müssen Gabel und Schwinge umfassend abgeändert werden. Ralph benutzt von der originalen Victory-Gabel nur die Gabelbeine, die deutlich breiteren Brücken und die Gabelverkleidung sind Eigenanfertigungen. Das Gleiche gilt für die Schwinge. Die äußeren Schwingenkörper sind die originalen Gussteile von Polaris, verbunden mit einem eigenen breiteren Mittelstück.
Sowieso ist von der Serien-Hammer nicht mehr viel übrig. Lediglich den Hauptrahmen und die Elektrik lässt der Erbauer im Serienzustand, um Ärger mit den Graukitteln vom Dampfkessel-Überwachungsverein zu vermeiden. Alles andere ist modifiziert oder neu konstruiert. Die mächtigen dreiteiligen Felgen sind ebenso Eigengewächse wie die Pulleys. Der ziemlich „edgy“ gestylte Tank mit der außenliegenden Benzinstandsanzeige besteht aus Dichtigkeitsgründen aus Stahlblech. Der Frontfender, das Lampengehäuse, der Spoiler, die Seitendeckel und der Heckbürzel samt Sitzbankplatte sind aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) laminiert. Selbst die „Käseecken“ (das sind die V-förmigen schwarzen Abdeckungen zwischen den Zylindern) hat man aus GFK neu geformt.
Von der Victory Hammer blieb nicht viel übrig
Bei den Bremsen vertraut der Bayer auf edles Material aus dem Badener Land. Die Firma bigb aus dem beschaulichen Achern baut dort ganz unbeschauliche wilde Verzögerungsinstrumente mit innenbelüfteten Scheiben und selbst gefrästen Zangen. Einen völlig anderen Weg als sonst üblich ging Ralph bei der Fußrastenanlage. Normalerweise verbauen alle Customizer Vorverlegte. Sobald irgendwo eine mittige platzierte Fußrastenanlage an einem Cruiser gesichtet wird, heißt es: Ab nach vorn! Vorverlegen! Doch bei der Big-Vic machte Ralph das genaue Gegenteil. Er hat eine original vorhandene Vorverlegte mit eigenen Teilen zurückverlegt auf eine mittige Position.
Und weil Ergonomie beim Motorradfahren neben dem Sound so ziemlich das Wichtigste ist, finden wir diesen Schritt richtig gut. Wobei das mit der Ergonomie hier so eine Sache ist. Denn dieses vor Testosteron triefende Hooligan-Bike mit seinen ultrabreiten Reifen und ordentlich Druck im Kessel dürfte fahrdynamischer Harakiri sein. Geradeaus bestimmt ein übler Reißer, aber nach dem ersten Alpenpass könnte man stark ins Grübeln kommen …