Laurent Dutruel ist ein vielseitig begabter Designer und Schrauber. Vor über 30 Jahren begann er seine Karriere an japanischen Bikes. Seit langem bilden aber die Dampfhämmer aus Milwaukee die Grundlage seiner Schöpfungen – wie diese Harley-Davidson XR 1200 Turbo.

Das hier gezeigte Bike basiert auf einer XR 1200, an der der Meister jedoch heftigst Hand anlegte. Sowohl das Fahrwerk als auch der Motor wurden nach Dutruel-Art tiefgreifend modifiziert. Der Schwinge verpasste der Franzose kräftige Unterzüge, sie stützt sich jetzt – ähnlich wie bei den Softails – auf zwei unter dem Getriebe platzierten Federbein ab.

Harley-Davidson XR 1200 mit Garret-Turbo

Der komplette Heckrahmen ist ein filigraner Eigenbau. Er dient gleichzeitig als Träger der Sitzbank, bietet aber auch einem Garret-GT-Turbolader Platz. Nachdem sie die Turbine angetrieben haben, entweichen die Abgase über einen kunstvoll gestalteten Endtopf an der rechten Seite des Hecks. Mit dem Einsatz des Turboladers und eines 45-mm-Mikuni-Flachschiebervergasers erzielt Salzsee-Fan Dutruel nach eigener Aussage eine Leistungsausbeute von 150 PS. Mit der entsprechenden Übersetzung sollte sein Bike eine Geschwindigkeit von über 250 Kilometer pro Stunde erreichen.

Racelook: Wo es geht, sorgen Löcher im Material für geringeres Gewicht. Was nicht vorhanden ist, muss auch nicht beschleunigt werden

Wie schon in den vergangenen Jahren möchte Laurent seine neue Kreation auf dem Salzsee in Bonneville einsetzen. Dort hat er bereits mit anderen Bikes mehrere Rekorde aufgestellt, denen er weitere hinzufügen möchte. Dabei ist das Bike für die Salzsee-Tortur fast zu schade. Das aggressive Salz wird den vielen Eigenbauteilen sicher nicht guttun.

In der XR-Gabel steckt das 19-Zoll Vorderrad einer V-Rod

Jedoch: Da Dutruel mit seinem Salzsee-Projekt, der „Tribute to Hagakure“ einst zum Vizeweltmeister der AMD-WM gekürt wurde, verbleibt die Hoffnung, dass der Franzose sehr genau weiß, wie er ein mit den aggressiven Mineralien verdrecktes Fahrzeug wieder sauber bekommt. Nutzen wir also die Gunst der Stunde und lassen unsere Blicke über das zum Zeitpunkt der Fotoaufnahmen noch jungfräuliche Bike wandern.

Spektakulärer Einblick: Durch das Schauglas ist ein Schaufelrad des Turboladers zu erkennen

In der weitgehend serienmäßigen XR-Gabel steckt das Vorderrad einer V-Rod mit 19 Zoll Umfang. Da sich nur der Außendurchmesser geändert hat, darf die serienmäßige, erstaunlich gute Bremse der XR ihren Job weiter erledigen. Scheinwerfer, Tank, Öltank und der Sitz tragen eindeutig die Züge ihres Schöpfers, eines begnadeten Metallkünstlers. Den Abschluss bildet das Scheibenrad aus einer Softail Deuce in der modifizierten Schwinge. Bezogen mit einem schlanken 150er-Reifen, der den serienmäßigen 180er ersetzt, macht der schmale Heckpneu die XR agiler auf dem Salz.

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