Bei Mainhattan Choppers entstand auf Basis einer Harley-Davidson Sportster der aufsehenerregende Prototyp eines Café Racers, der ebenso futuristisch wie retrospektiv ist und unzählige Gestaltungsmöglicheiten bietet.

Angefangen hat die Story dieses Motorrads vor ein paar Jahren an einem Freitagabend. Es war bereits Feierabend und die Mainhattan-Jungs hatten sich in geselliger Runde um ihre Handle-Bar eingefunden, um welt- und werkstattverbessernden Gedanken freien Lauf zu lassen, frei nach dem Motto: „Man müsste mal, man könnte mal …“ oder: „Darauf hätte ich mal Lust …“. Eine der Ideen war: „Ein Café Racer auf Sportster-Basis in Kleinserie, das wär’s doch! Wir sind nämlich total auf Bobber-, Bagger- und Chopperbau fixiert, da wäre mehr Café Racer und mehr Sportster doch sinnvoll.“ Die Antwort kam prompt: „Nicht reden! Machen!“

Harley-Davidson Sportster – Gestaltungsidee Rakete

Mit dieser Ansage ging Ian Alderton ins Wochenende. Viel zu müde, um ins Bett zu gehen, dachten Ian und seine Frau Brigitte darüber nach, was genau Café Racer für sie bedeutet. Ian, gebürtiger Engländer, hat 20 Jahre Motorraddesignerfahrung bei Honda und brauchte zunächst ein Designkonzept. Das Ergebnis des Brainstormings des Pärchens war die Gestaltungsidee „Rakete“. „Das ist Geschwindigkeit, Beschleunigung, vorwärts streben … das ist modern, futuristisch und hat Retro-Geschmack“, waren sich beide einig. Zu dieser Grundidee entwickelten sich weitere Assoziationen: Flügel wie Raketen und Flugzeuge, Flossen wie ein Haifisch oder ein Ami-Schlitten.

In Fahrt: Selbst mit dem montierten Stummel ist die Sitzposition noch moderat

So entstand das Konzept und in der Umsetzung war Ian bestrebt, die verschiedenen Aspekte auch gestalterisch darzustellen. Die erste Skizze entsteht noch am initialen Wochenende. Die Rakete-Idee war da, aber wie konnte man sie an der Maschine in Design umsetzen? Ian war in seinem Element – nicht nur als Motorraddesigner, sondern als Experte auch noch ganz bei seiner besonderen Vorliebe für Café Racer. Bei der hausinternen Vorstellung der Skizze in Nieder-Eschbach fand das Design sofort regen Zuspruch: Die Balance zwischen „etwas Besonderes, aber nicht total verrückt“ war gelungen. Jeder hatte sofort seine Ideen und Assoziationen. Auch dieses Ziel war erreicht. Man beschloss, einen Prototypen zu bauen, und zwar dergestalt, dass später eine Kleinserie daraus werden kann.

Harley-Davidson Sportster – Heckbürzel als Öltank

Die praktische Umsetzung startete mit dem Kauf einer  XL 1200 Sportster. Dann ging es ans Modellieren von Tank, Sitz und Heck. Während Ian mit Ton modellierte, liefen parallel dazu seine Detailgestaltungen für den speziellen Auspuff, denn es sollte eine besondere Auspuffanlage geben. Im Eigenbau wurde die Auspuffanlage mit Schalldämpfern als Prototyp gebaut – immer mit dem Hintergedanken, auch diese für eine Kleinserie möglich zu machen. Weil beim Prototypen das Rahmendreieck unterm Sitz clean bleiben sollte, wurde der Heckbürzel als Öltank konzipiert. Die Batterie wurde unter die Schwinge verlagert, die Elektrik ist unter der Sitzbank versteckt.

Die schlichte Farbgebung lenkt nicht von der Form ab

Änderungen und Weiterentwicklungen am Design entstanden in der Modellierphase: Der Tank erhielt einen Zacken, der die Flächen aufbricht und mehr Dynamik zeigt als die erste Skizze. In der Fortsetzung kamen die farblich abgesetzten Kanten als grafisches Element verstärkend hinzu. Das zunächst schlichter gestaltete Heck erhielt auf Anregung des Mainhattan-Azubis ebenfalls „Flossen“, was dem Gesamterscheinungsbild richtig gut tut.

Die Tonvorlagen wurden abgeformt und in Glasfaser laminiert

Irgendwann stand es da, das Projekt. Gestaltet, aber noch ohne Namen: Ein Café Racer, eine Kaffeemaschine … ein Meister der Kaffeezubereitung wird in der Gastronomie „Barista“ genannt. Das war es: BAR!STA. Der Name folgt dem heutigem Trend zu gutem Kaffee und knüpft an die Historie der Café-Racer-Szene an. Immerhin war es Sinn und Zweck, sich mit seinem Bike am Café zu treffen und (illegale) Wettrennen zu fahren. Die Tonvorlagen wurden dann abgeformt und in Glasfaser laminiert.

Die Lampe ist lediglich an der oberen Finne befestigt

Anfang Februar rollte der Prototyp um 18 Uhr von der Bühne. Letzte Handgriffe: Öl und Sprit einfüllen, Gasgriff ein paar Mal drehen, Zündschlüssel auf „Ignition“ und dann der Druck auf den Startknopf. Innerhalb von drei Sekunden sprang sie an: „Wramm!“ Der Ton aus den beiden Auspuff-Enden erwies sich als dezent, die Elektrik funktioniert. Sie lebt!

Info | www.mainhattan-choppers.com