Der eine baut Motorräder, der andere veredelt vorzugsweise amerikanische Muscle-Cars. Und beide sind Spezialisten auf ihrem Gebiet. Was liegt da näher, als die Kräfte zu bündeln und endlich mal was zusammen zu machen? Das Ergebnis ist eine Indian Scout von Walzwerk, die durchaus an alte Dragstyle-Zeiten erinnert …

»Der Karl und ich kennen uns eigentlich schon sehr lange, aus einer Zeit, als ich noch selbst auf Ami-Cars stand und mit Corvette und Camaro unterwegs war. Seitdem laufen wir uns immer wieder auf Veranstaltungen über den Weg und haben immer lose Kontakt gehalten«, erklärt Marcus die Verbindung zum »Boss of Big Blocks« wie ihn ein selbsternannter Männersender nennt.

Leidenschaft für alles, was Räder und einen Motor hat

Es ist die Leidenschaft für alles, was Räder und einen Motor hat, die die beiden verbindet. Was für ein glücklicher Umstand, dass Karl Geiger auch offizieller Indian-Händler in München ist. Die Gelegenheit ist günstig und so nimmt er Kontakt zu Marcus auf. 

»Back to the roots« oder etwa »Hardcore reloaded«? Die Indian Scout von Marcus Walz erinnert ein wenig an den Dragstyle

»Er hat mich irgendwann einmal gefragt, ob wir nicht zusammen ein Projekt machen wollen. Er baut ein Auto, ich ein Motorrad und dann präsentieren wir beides zusammen«, so Marcus über den Beginn des Projekts. Eigentlich nichts Neues für den  gestandenen Customizer.

Walzwerk Indian – Nicht das erste Gemeinschaftsprojekt

Hardcore-Fans werden sich bestimmt noch an den Namen »TuNero« erinnern. In Zusammenarbeit mit der Firma Novitec entstanden ein schwarz-böses Dragstyle-Bike und ein ebenso gestylter Ferrari F 430. Ein Projekt, an das sich Marcus heute noch gerne erinnert. 

Flache Linie, tiefe Sitzposition und ein dominanter Hinterreifen: Die Indian Scout Bobber hat definitiv Umbau-Potenzial

»Um die Einzelheiten zu besprechen, haben wir uns getroffen und beschlossen, dass er einen Camaro LT 1 umbaut und ich eine Indian Scout Bobber.« In der Gestaltung wollen beide frei bleiben. Marcus verliert keine Zeit und kontaktiert Designer Nuno Capelo, um ein paar Entwürfe zu gestalten. Die Vorgabe: sportlich mit Dragstyle-Anleihen, tiefer Sitzposition und natürlich mit Stummellenker.

Walzwerk Indian – Überschaubares Aftermarket-Angebot

»Sein Designvorschlag war so gut, dass wir ihn eins zu eins übernommen haben. Bis auf die Lampenmaske, die aus zeitlichen Gründen nicht mehr realisierbar war. Deshalb haben wir die originale drangelassen und leicht modifizirt.« Verschmerzbar, denn weitaus schwieriger gestaltet sich die Suche nach entsprechenden Anbauteilen, erinnert sich Marcus: »Es ist ein kleines Drama, denn auf dem Aftermarket sind nicht wirklich viele Teile für die Indian-Scout-Modelle verfügbar. Die wenigen, die es gibt, sind nur mit langen Wartezeiten lieferbar.«

Mit Spezialist SC-Project arbeitet Marcus schon seit ein paar Jahren zusammen

Was nichts anderes bedeutet, als das Netzwerk zu aktivieren und auf Einzelanfertigungen zu setzen. »Wenigstens bei den Rädern gab’s was. Doch die Einzigen, die einen Satz in der von mir bevorzugten, sportlichen 17-Zoll-Größe hatten, waren Custom Chrome.« Auch beim Fahrwerk setzt Marcus auf Sportlichkeit, installiert speziell angefertigte Stereo-Stoßdämpfer von Black-T am Heck und kürzt an der Gabel die Standrohre um fünf Zentimeter, bevor neue Federelemente installiert werden.

Beim Bodywork kommt ausschließlich Metall zum Einsatz

Durch die Tieferlegung wirkt das Bike nun optisch flacher und länger. Vor allem aber bringen die neuen Stoßdämpfer den Heckfender so nah ans Hinterrad wie möglich. Ganze fünfzehn Millimeter Federweg sind der einzige Komfort, wie Marcus grinsend zugibt. Beim Bodywork kommt ausschließlich Metall zum Einsatz. Heckfender, Sitzbank, Frontfender, Tank – alles Einzelanfertigungen. Selbst die Stummellenker sind nicht von der Stange. »Zum Glück hat uns ABM welche anfertigen können. 

Die Black-T-Stoßdämpfer sind eine Sonderanfertigung mit gerade mal fünfzehn Millimetern Federweg. Komfort? Braucht kein Mensch

Kopfzerbrechen hat uns auch die Fußbremse bereitet.« Da die Scout Bobber über eine vorverlegte Fußrastenanlage verfügt, Marcus aber eine mittig platzierte installieren will, muss die Fußbremspumpe weichen. Doch wohin damit, bei dem ganzen Platzmangel? »Da haben wir uns echt lange den Kopf zerbrochen. Letztlich haben wir einen speziellen Adapter angefertigt und konnten so den originalen Bremszylinder beibehalten und  wie vorgesehen Midshifts montieren.«

Walzwerk Indian – Der Auspuff war ein heißes Thema

Um das Bike clean zu halten, sind Änderungen an der Elektrik unumgänglich. »Aber da haben wir wieder das CAN-Bus-Thema. So einfach geht das nicht. Doch letzten Endes haben wir alles in Verbindung mit Motogadget-Komponenten hinbekommen.« Ein heißes Thema bei jedem Umbau bleibt wie immer der Auspuff. Die dicke Serienanlage ist keine Option. Da Marcus schon lange eine Partnerschaft mit den italienischen Auspuffspezialisten von SC-Project pflegt, fährt er extra nach Mailand, um seinen Entwurf umsetzen zu lassen.

Originalbike – Die Umbaubasis bildet eine Indian Scout Bobber und die ist alles andere, nur nicht sportlich. Allein beim Auspuff spart der WalzWerk-Umbau fast 20 Kilo ein

»Das war für mich als Rennfahrer und Motorsport-Fan schon etwas Besonderes. Schließlich baut SC-Project Auspuffanlagen für die MotoGP und Moto2. Das sind absolute Profis. Die haben meinen Entwurf in rund drei Tagen komplett aus Titan umgesetzt. Die ganze Anlage inklusive einem Superbike-WM-Endschalldämpfer wiegt gerade einmal 1,8 Kilogramm.« Gegenüber dem zwanzig Kilogramm schweren Serienmonster ein echter Gewichtsvorteil. Zulassungsfähigkeit stand übrigens nicht im Vordergrund.

Walzwerk Indian – »Über eine Zulassung könnte man nachdenken«

Auch ist die Anlage nicht so laut, wie man meinen könnte. Aber sie klingt richtig gut und mit einem dB-Eater und Katalysator könnte man sogar über eine Zulassung nachdenken«, greift Marcus weiteren Fragen vor. Das Grande Finale bildet die Lackierung. Hier haben sich Karl und Marcus entschieden für Motorrad und Auto jeweils den gleichen Farbton zu verwenden. Marcus bevorzugt ein kräftiges Blau in Verbindung mit Metalflakes.

An die sportlichen Motorräder von WalzWerk-Motorcycles hat man sich inzwischen gewöhnt. Umso überraschender nun dieses Indian-Projekt bei dem Marcus seinen und seinen Dragstyle selbst zitiert und uns ein ganz klein wenig wehmütig an die wilden Hardcore-Zeiten erinnern lässt

»Eigentlich wollte ich das klassische Indian-Rot nehmen. Aber in jedem Fall sollte die Scout nach dem Umbau auch noch als Indian erkennbar sein. Deshalb auch die weißen Seitenteile mit dem Indian-Logo am Tank.« Umgesetzt hat das alles Lackkünstler Chiko, auf den Marcus bei solchen Projekten gerne zurückgreift. 

Walzwerk Indian – Beim nächsten Mal mit Upside-down-Gabel

Natürlich hatte sich während der Umbauphase auch der Mutterkonzern Indian eingeklinkt. »Doch die haben uns in allem freie Hand gelassen«, betont Marcus. »Übrigens, wenn mehr Zeit geblieben wäre, hätten wir das Bike noch cleaner gestaltet und auch ein paar Performance-Parts mehr eingebaut. Ich hätte gerne noch eine Upside-down-Gabel ins Frontend gesteckt. Vielleicht beim nächsten Mal.«

Info | walzwerk-motorcycles.de