„Was zählt, ist die Intensität des Lebens“ – und genau diese genießt der gelernte Mechaniker Francis Garnier schon seit vielen Jahren in vollen Zügen. Eine Geschichte über unzählige Trips und eine Reise, die eine seltene und starke Persönlichkeit formte. Die wiederum diesen Country-Scrambler auf Basis einer Sportster 883 schuf.

Jahrzehnte lang lebte Francis als Vagabund. Inzwischen hat er den Lebensabschnitt „Dakar & Grand Prix“ hinter sich gelassen und ist ein glücklicher Familienvater, der sein Werkzeug nur noch in der eigenen Garage in die Hand nimmt. Ein Mechaniker, der scheu, reserviert, aber auch passioniert und akribisch ist. So viel Wissen und Erfahrung findet man in keinem Technikbuch.

Als MotoGP-Mechaniker ging es durch die ganze Welt

„Die Rallye Dakar zeigt dir, wie man mit Nichts ein Motorrad repariert, die MotoGP dagegen arbeitet nur mit den besten Teilen und dem neuesten Stand der Technik. Ich habe beides mitgemacht.“ Man könnte Stunden damit verbringen, Francis zuzuhören. Er ist eine faszinierende Persönlichkeit, er zeiht einen in seinen Bann.

Die verlängerten Federwege sorgen für ordentliche Geländetauglichkeit. Wäre die Sportster nicht so schwer, ginge sie schon fast als Trial-Moped durch

1987 investierte er sein gesamtes Geld, um auf einer Suzuki DR 600 an der Algerien Rallye teilzunehmen. Danach folgte eine zehn Jahre andauernde Reise durch den Sand, während der Francis genügend Erlebnisse für ein ganzes Leben sammelte. Nach der Offroad-Zeit verdingte er sich als Mechaniker in nacheinander mehreren MotoGP-Rennteams. Es ging durch die ganze Welt, auf die unterschiedlichsten GP-Rennstrecken. „Ich reiste von Ort zu Ort und sah Dinge, die ich mir nicht einmal im Traum vorstellen konnte.“

Sportster 883 als Basis für den Country-Scrambler

Auch heute ist er noch Mechaniker der besonderen Sorte. Nichts ist seiner Meinung nach unmöglich, und lieber arbeitet er selbst an einer Lösung, statt den Aftermarket nach Teilen zu durchforsten. Die hier gezeigte Scrambler-Kreation auf Basis einer Harley-Davidson Sportster 883 hat er für seine Frau Celine gebaut.

Die 6-Kolbenzange ankert deutlich besser als das müde Seriengelumpe

Die Basis für den Umbau fand er unter einer Plane auf einem Bauernhof. Sieben Jahre nagte dort der Zahn der Zeit an ihr – und lediglich gutes Mechanikergespür holte die Maschine aus ihrem unverdienten Ruhestand. Francis wollte so viele Teile wie möglich aus seinem eigenen Lager verbauen, um die Kosten überschaubar zu halten.

Sportster 883 mit Megaton-Auspuff

Zuerst musste aber der Motor zerlegt, grundgereinigt und Stück für Stück wieder zusammengebaut werden. Als nächstes verbaute er einen 40er-Mikuni-Vergaser. Motor und Fahrwerk sind fast im Originalzustand, aber etwas mehr gehört schon dazu, um aus einem „City-Sportster“ eine „Country-Scrambler“ zu machen.

Der hoch gelegte Megaton-Auspuff ist nicht nur optisch ein Volltreffer

Francis kennt sein Fach und wählte daher überlegt die Teile aus: 19-Zoll-Felgen, Reifen im Retro-Stil, die Fender von einem alten britischen Motorrad, XLX-Tracker-Lenker und ein Megaton-Auspuff. Wie es sich für ein geländetaugliches Motorrad gehört, sitzen an der Schwinge spezielle Federbeine mit extralangem Federweg.

Am meisten Arbeit machte der Benzintank

All diese Teile gaben dem Motorrad ein völlig neues Gesicht. Am meisten Arbeit machte der Benzintank, der Unmengen an Zeit und Aufmerksamkeit verschlang. Francis streckte, presste und formte ihn, bis er endlich auf das Hauptrahmenrohr der Harley passte. Eine schöne kleine Maschine, mit der man Abenteuer auf und abseits asphaltierter Straßen suchen kann.