Dieser charismatische Höllenstuhl ist das private Schrauberprojekt zweier total motorradverrückter Zwillingsbrüder aus München. Als Basis diente eine Harley-Davidson Softail.

„Vor 10 Jahren konnten mein Bruder und ich uns den Traum einer eigenen, nicht kommerziellen, rein privaten Werkstatt hinter meinem Wohnhaus erfüllen. Wir haben die Werkstatt mit Motorradhebebühnen, Drehbank, Fräsmaschine und allem, was dazugehört, ausgestattet. Unsere Freizeit nutzen wir für neue Projekte und Ideen wie diese Harley-Davidson Softail“, erklärt Horst Nachtigall, der von Beruf Friseurmeister ist und eine Reihe von Friseursalons im Münchener Raum sein Eigen nennt.

Radikale Umbau zum Chrom Racer: Die Linie des Bikes mag speziell sein, in jedem Fall aber ist sie stimmig

Angefangen hat aber alles viel früher. Schon im milden Alter von zwölf Lenzen waren die eineiigen Zwillinge Horst und Helmuth auf motorisierten Zweirädern unterwegs. Damals war das noch ein Mofa der Marke Solo, aber schon bald verbesserte man sich auf eine 80-ccm-KTM. Die beiden waren von Kindesbeinen an bis hin zu ihrem 30. Lebensjahr aktiv im Moto-Cross-Sport unterwegs, ihre zweirädrigen Interessen lagen also denkbar weit weg von Cruiser-Motorrädern vom Schlage einer Harley-Davidson.

Ein Glücksfall: Motorschaden am Porsche

„Auf der Meisterschule für Friseurmeister lernte ich meinen Mitschüler Stefan Huber kennen. Der besaß schon damals einen Porsche und eine Harley; was mich allerdings überhaupt nicht beeindruckte, ich war damals halt ein Moto-Crosser. Nach der Meisterprüfung verloren wir uns zunächst aus den Augen. Ein Jahr später klingelte mein Telefon. Stefan war dran. Er erzählte, sein Porsche hätte einen Motorschaden und er müsse, um den richten zu können, seine Harley verkaufen.

Wahnsinns Eigenbau, mit eingelassenem Motogadget-Tacho, vollverchromt

Ich wollte zu der Zeit aber partout immer noch keine Harley besitzen. Das Telefongespräch aber war sehr nett und ich beschloss, Stefan einfach mal so zu besuchen. Bei Kaffee und Kuchen redeten wir über alte Zeiten in der Meisterschule. Stefan lotste mich in seine Garage, wo sein defekter Porsche und seine 89er Softail stand. Er fragte: Willste mal ’ne Runde mit der Harley drehen. Ich tat ihm den Gefallen. Was dann aber mit mir passierte, war unglaublich. Ich startete den Motor und ein dumpfes lautes Grollen kam aus den offenen Schalldämpfern. Wow!

Als Basis diente eine Harley-Davidson Softail

Mit einem lauten Klonk den ersten Gang eingelegt und los ging’s. Dieses Harley-Ungetüm rüttelte und schüttelte mich durch. Die erste Fahrt auf einem Milwaukee-Eisen war unbeschreiblich. Ich verspürte Freiheit und Abenteuer am ganzen Körper. Die Folge: Mit dem Preis wurden wir uns schnell einig und ich war plötzlich stolzer Besitzer einer Harley-Davidson.“

Bei dieser Harley handelt es sich in den Grundzügen um den hier gezeigten Chrom Racer, den Horst mittlerweile seit über zwanzig Jahren in seinem Besitz hat. In den Folgejahren musste sich die Softail mehrere Umbauten gefallen lassen, der radikale Umbau zum Chrom Racer, wie wir ihn hier sehen, stellt die letzte Stufe dar. Dabei trifft es sich gut, dass Horsts Zwillingsbruder Helmuth einen völlig anderen beruflichen Weg beschritt.

Ultima-Power für die Harley-Davidson Softail

Er ist Metallbaumeister. So erklärt sich auch, dass bis auf wenige käuflich erworbene Teile die wesentlichen stilbildenden Baugruppen wie etwa die lange Lampe, der Tank, die Sitzbank und die auffälligen Fender von den Brüdern handgefertigt sind. Selbst die Gabelbrücken und die komplette Edelstahl-Auspuffanlage samt den Töpfe-Innereien fertigten die Edel-„Hobby“-Schrauber selbst an.

Spritzschutz mal anders: Das Bike hat an beiden Rädern extrem weit herunterreichende Schutzbleche

Beim Motor gingen sie übrigens in die Vollen. Der alte Evo musste in Altersrente, er wurde ersetzt durch einen annähernd 2,1 Liter großen Power-Booster von Ultima. 140 PS gibt Horst als Leistung an, mehr braucht man zu diesem Thema nicht zu sagen. „Die Idee hatte ich schon vor vielen Jahren. Ich wollte etwas Schnelles auf Harley-Basis bauen. Die Optik sollte eine geschlossene Form in sich ergeben. Aber auch fahrbar!“, so Horst. Und das Bike wird auch wirklich gefahren. Vom TÜV wurde alles eingetragen, Trailer-Queens kommen für die Gebrüder Nachtigall nicht in Frage.