Diese Harley-Davidson Night Rod im Military-Style zeigt, dass dieser Stil auch im Jahr 2023 noch ins Schwarze trifft. Oder besser gesagt ins Olivgrüne …

Es könnte an den vielen Militär-Basen der Amis liegen. Im Frankfurter Raum hatte jeder eine vor der Tür, in den Zeiten des Kalten Krieges stand man dort in permanenter Alarmbereitschaft. Der Russe konnte doch jederzeit durch das Fulda Gap brechen, und wer springt dann als erster auf? Die Air Force! Und wer erfreute sich nicht an ihrem martialischen Outfit, am Nosepainting, an metallischem Glanz und den Wohlgerüchen ihrer Brennstoffe?

Abheben mit 125 heißen Hengsten

„In den Pfützen schwimmt Benzin, schillernd wie ein Regenbogen, Wolken spiegeln sich darin, ich wär gern mitgeflogen“ – So sang einst Reinhard Mey, ganz sicher mit friedlicheren Ambitionen. Aber mitfliegen, das wollten wir doch nicht in der Cessna von Mey. Ein Starfighter oder eine Phantom, das wär’s gewesen. Oder hätte es damals schon diese V-Rod gegeben: Abheben mit 125 heißen Hengsten in den Himmel der Biker! Nur leider hat Bullock die V-Rod für einen einzigen Piloten vorgesehen. Es ist eine „Airforce for One“.

Achtung, das Rad könnte sich drehen!

Oliver Ochs von Bullock Custom Bikes bei Limburg weiß nicht, was ihn dazu brachte, seine V-Rod im Design der Air Force zu gestalten. Erst einmal wollte er einfach nur nicht den hunderttausendsten Totenschädel auf eine Harley kleben. Wenn er dann aber nebenher von seiner Jugend im Wiesbadener Raum erzählt, und wenn wir an die dortigen Airbases denken, wundern wir uns nicht.

Harley-Davidson Night Rod mit 280er Walze im Heck

Oliver liebt es heiß, in jungen Jahren war er als Biker auf zahllosen Renneisen unterwegs. Irgendwann professionalisierte er seine Leidenschaft für Motoren, sattelte aber um aufs Motortuning von Autos. Motorräder wiederum sattelte er ab, weil er sich in seiner Freiberuflichkeit keinen Ausfall wegen eines Unfalls leisten wollte. Bis er im Jahr 2019 rückfällig wurde und die Night Rod auftat, um sie im Winter 2020 umzubauen und sich so die langen Winternächte zu vertreiben.

Feuerstuhl – abheben kann schneller gehen, als gedacht

Der ungewollte Nebeneffekt seines Winterprojekts: Die Kunden sprangen drauf an, so etwas wollten sie auch. Seit dem Frühjahr 2021 macht Oliver nun noch in Motorrad-Customizing. Der Laden läuft, und der Blick auf seine „Air Force for One“ erklärt alles. Es ist ja nicht nur das optische Tuning, es sind die versteckten Werte, die seine V-Rod so gefechtstauglich machen. Da ist ein Breitreifenumbau von 240 auf 280 Millimeter. Das erforderte eine Verbreiterung der Felge von 8 auf 9.5 Zoll – und damit eine Verbreiterung der Schwinge mit Versatz des Abtriebs-Pulleys.

Harley-Davidson Night Rod mit Solositz

Der Heckmodifizierung war das nicht genug. Oliver rüstete mit einem Airride nach, damit zwischendurch auch mal ein bisschen Schräglage geht, zunächst ohne optische Druckkontrolle. Damit flog seine Air Force aber auch unterm Radar des Fahrers. Ein Ausflug mit seiner Lady brachte das zutage. Nachdem ein Schlauch sich gelöst und das Heck sich auf Anschlag gesenkt hatte, standen die beiden plötzlich mit qualmendem Reifen an der Ampel.

Das Schaltgestänge ist stilgerecht mit leeren Patronen aufgehübscht

Damit bot sich eine gute Gelegenheit für eine weitere Nachrüstung, und so wurde Oliver eine nächste der Patronenhülsen los, die das Bike allenthalben schmücken. Diesmal brachte er darin die Druckanzeige unter, so nun immer im Blick des Fahrers. Und weil der Flug mit Co-Pilot nicht unbedingt Glück brachte, reduzierte er den Mannschaftsbestand auf einen Piloten. Das müssen wir einem richtigen Biker nicht lange erklären. Solo sieht eben immer besser aus.

Die Tankattrappe kommt aus den USA

Wer mitfliegen will, muss sich nun eine eigene Air Force bauen lassen. Wenn das mal nicht geschäftsfördernd ist! Leider dürfte sie nicht mehr die gleiche Tankattrappe bekommen. Oliver hatte die für seine persönliche „Air Force for One“ mal in den USA gekauft, und er weiß beim besten Willen nicht mehr, wer der Hersteller war.

Die Schalldämpfer von Bad Boy Customs sorgen für den akustischen Druck

Wenn ihr genau dieses Exemplar haben wollt, werdet ihr mit Oliver lange verhandeln müssen. Für 50.000 Euro hätte er sie schon mal loswerden können, aber sie war ihm zu sehr ans Herz gewachsen. Er würde euch aber gerne was anderes bauen, was eigenes, denn erst die Einzgartigkeit zeichnet das Customizing aus. Auch damit könnt ihr abheben, und dafür muss ja nicht immer gleich der Russe vor der Tür stehen.

Info |  bullock-style.de