Elektrisch kann auch Spaß machen – wenn man’s richtig macht. Die Harley-Factory Frankfurt hat die Harley-Davidson LiveWire in eine Clubstyler verwandelt.
Es war eine Schnapsidee, und das im wörtlichen Sinne. Auf den letztjährigen Hamburg Harley Days saßen die Jungs und Mädels von der Frankfurter Harley-Factory vor ihrem Zelt. Da schlenderte ein Besucher vorbei, und es war nicht der erste, der en passant über die LiveWires moserte: „Elektro geht ja so was von gar nicht.“ Dann aber schickte er noch hinterher: „Clubstyle rules!“
Clubstyle für die ganz Harten
Den Clubstyle, heißt es, hätten die Rocker erfunden, damit sie der Polizei auf schnellen und wendigen Bikes entfliehen können. Wer sich also mit dem Attribut „Clubstyle“ schmückt, der hat sich als einer der ganz Harten ausgewiesen. Aber ist es vorstellbar, dass ein Rocker ein Elektromotorrad fährt?
Die Frankfurter hatten jedenfalls schon ein paar Kaltgetränke gekippt, und weil Angelo sich selbst im stocknüchternen Zustand nichts sagen lässt, sprang er auf und rief dem Besucher nach: „Clubstyle geht auch mit Elektro. Kannst Du Dir am Faaker See anschauen!“ Frankfurt-Geschäftsführer Angelo, Factory-Group-Chef Matthias und Werkstatt-Mann Steven tauschten bedeutungsschwangere Blicke aus. Das Projekt war gestartet.
Voll elektrisch vom Naked Bike zum Clubstyler
So stand schon eine Woche später eine LiveWire in der Customizing-Area der Factory – und Steven raufte sich die Haare. Wie macht man aus einem elektrisch angetriebenen Naked Bike einen heißen Clubstyler? Nun ja, zum Clubstyle gehört erst einmal gute Performance, und die hat die LiveWire von Natur aus. Megaschnell beschleunigen und brutal wieder ankern kann sie, und das Handling ist über jeden Zweifel erhaben. Perfekte Voraussetzungen für eine Fluchtmaschine und damit kein Grund für irgendwelche Modifikationen am Antrieb.
Beim Look war das schon etwas anderes. Eine Verkleidung musste her, ein hoher Lenker mit ebenso hohem Wow-Faktor, eine amtlich gestufte Sitzbank, damit der Fahrer beim Beschleunigen Halt nach hinten bekommt, und natürlich zwei Koffer. Steven und Angelo machten sich ans Werk. Punkt Nummer Eins der To-Do-Liste war rasch abgehakt: Die Wahl fiel auf die Quarter Fairing aus dem H-D-Parts-and-Accessories-Zubehörprogramm, lenkerfest montiert und gewürzt mit einer hohen und getönten Scheibe von MRA Custom. Das sieht nicht nur gut aus, sondern das kann auch was.
Harley-Davidson LiveWire mit Quarter Fairing
Dahinter sollte an hohen Risern ein T-Bar-Lenker folgen. Schon in Hamburg hatte das Team die Idee, den „Road -Glide“-T-Bar zu verwenden, den das V-Team exklusiv für die Factory fertigt. Und das Teil passte tatsächlich an die LiveWire, als wäre es dafür entwickelt worden. Der Look wurde noch mit Dominion-Lenkergriffen aus dem Parts-and-Accessories-Programm verfeinert.
Dass man auch in Sachen Stufensitzbank im einschlägigen Zubehörhandel nicht fündig wurde, liegt auf der Hand. Schließlich war bislang noch keiner auf die Idee gekommen, eine LiveWire damit auszustatten. Also musste eine weitere individuelle Lösung her, bei der sich Mirko Drazic von der Sattlerwerkstatt in der Frankfurter Klassikstadt als kreativer Partner erwies. Er fertigte einen Sitz, der sich perfekt in die Silhouette der LiveWire einfügt. Die kompakten Koffer mussten dagegen nicht eigens hergestellt werden, die Frankfurter fanden sie bei Craftride im Web.
Harley-Davidson LiveWire mit Teufel-Subwoofer
Ehrensache, dass das Heck freigelegt wurde, wozu das Team den eigens für die LiveWire entwickelten Kennzeichenhalter mit 3-in-1-Blinkern von Delta Parts verwendete: Freie Sicht auf den Metzeler Sportec! Fehlten noch i-Tüpfelchen, wie etwa die kleinen Kellermann-Bullet-Blinker vorn und griffige Fußrasten von der Pan America.
Sogar an den Soundtrack hat Angelo gedacht: Das „Rockster Go“ mit zwei Vollbereichstreibern und integriertem Subwoofer baut herrlich kompakt und stammt vom Berliner Lautsprecherspezialisten Teufel. Der ebenso soundgewaltige wie kompakte Bluetooth-Stereo-Speaker im wasserdichten und stoßfesten Gehäuse verfügt sogar über eine Freisprechfunktion. Jetzt brauchte das Kind nur noch einen Namen und ein passendes Lackkleid. Das ganze Factory-Team brainstormte nicht lange, bis die naheliegendste Variante feststand: „ClubWire“.
Einzig elektrisch angetriebenes Custombike
Für den Lack musste sich BR Custom/Fancy Airbrush mächtig ins Zeug legen, denn zur European Bike Week sollte die Maschine fertig sein. Das wurde sie auch! Und in unserer Custombike-Sonderausstellung auf der Kölner Intermot hatte sie ihre Premiere in Deutschland – als einziges elektrisch angetriebenes Custombike. Manchmal wird aus Schnapsideen was richtig Hochprozentiges.
Info | factorygroup.de