Customizer haben in der Regel wenig Zeit. Meist bauen sie für andere. Doch wenn sie mal Hand anlegen und etwas für sich bauen, dann toben sie sich aus, setzen um, was ihnen schon lange vorschwebte. So wie bei dieser Harley-Davidson Fat Boy.

Die Zeit läuft konstant, aber unerbittlich, manchmal mehr, als uns lieb ist. Vor über zwei Jahren entscheidet sich Waldemar Bittner für ein neues Projekt – ein Bike für sich. Über seine Kontakte in den USA besorgt er sich eine Harley. »Es sollte eine Softail sein, kein Starrrahmen. Und mit Evo-Motor. Das waren meine Anforderungen«, klärt Waldemar Bittner von BSB Customs im hessischen Büttelborn auf.

Harley-Davidson Fat Boy – Frisch importiert

»Wir haben dann eine 1995er Fat Boy in sehr gutem Zustand gefunden und nach Deutschland gebracht.« Doch kaum auf heimischem Boden angekommen, musste sich das Umbauprojekt dem Kundengeschäft unterordnen und wird auf zunächst auf Eis gelegt, bis sich ein kleines Zeitfenster ergab und der Umbau beginnen konnte. 

Ein Starrrahmen kam für Waldemar nicht in Frage, etwas Komfort durfte es angesichts des Zustands deutscher Straßen dann doch sein. Als Basis für seinen Umbau dient eine 1995er Harley-Davidson Fat Boy

Es folgt der übliche Stripdown, bei dem das Bike komplett zerlegt wird. Gleichzeitig überlegt Waldemar, in welche Richtung der Umbau überhaupt gehen soll. Am Ende setzt sich der Bobber durch. Wichtigste Maßgabe: Es soll so viel wie möglich in Handarbeit entstehen, ganz klassisch eben. Und so wird als Erstes der Softail-Rahmen modifiziert, die Struts abgeschnitten und neue Schutzbleche geformt.

»Ich wollte keine CNC-gefrästen Teile verwenden«

Viel Arbeit nimmt der Tank in Anspruch, der durch die umlaufend gelochte Unterkante ein völlig anderes Aussehen bekommt. Sämtliche Halterungen werden aus Metall neu geformt, natürlich von Hand, poliert und verchromt. »Ich wollte keine CNC-gefrästen Teile verwenden, auch wenn der Aufwand erheblich größer war.« Eine Arbeit, die sich gelohnt hat, denn die neuen Halterungen passen so bestens zum individuellen Look des Bikes und fügen sich harmonisch ein. 

Das Bike ist übersät mit zahllosen Details, die die Blicke auf sich lenken und den Betrachter gefangen nehmen. So wie der Velocity-Stack-Luftfilter von Vity‘s Design

Bei anderen Parts wie Fußrastenanlage und Luftfilter greift Waldemar auf Teile des italienischen Designers Vity‘s zurück. Nicht ganz ohne Hintergedanken, wie er zugibt. »Ich mag den Stil seiner Teile. Außerdem sind sie in Deutschland weitgehend unbekannt, aber demnächst in unserem Onlineshop erhältlich.« 

Harley-Davidson Fat Boy – Mäßige Chromqualität

Dank der erfahrenen Mannschaft verläuft der Umbau reibungslos und das » … obwohl wir wirklich jede Schraube an dem Motorrad angefasst, erneuert und verchromt haben. Die Chromqualität der Originalteile von Harley-Davidson entspricht halt nicht meinen Ansprüchen, deshalb hat mein Bruder, der als Galvaniseur arbeitet, diesen Part übernommen.«

Bei diesem Umbau hat Waldemar mit seiner Firma BSB Customs sehr viel Wert auf Handarbeit gelegt. Auch wenn es nicht so scheint, sämtliche Halterungen für Heckfender oder Tank sind nicht CNC-gefräst, sondern von Hand gefertigt

Auch der Motor muss sich einer Auffrischungskur unterziehen und wird leistungsmäßig auf ein stärkeres Niveau gehoben. Die Zylinderköpfe werden bearbeitet, größere Zylinder installiert, eine Screamin‘-Eagle-Nockenwelle verbaut, die Kanäle poliert und die Kolben keramikbeschichtet. »Das macht sie widerstandsfähiger und hitzebeständiger.«

Auch bei bei der Elektrik wurden keine Kompromisse gemacht

Leistung und Drehmoment dürfte das Aggregat jedenfalls mehr als genug haben. Selbstredend, dass auch bei der Elektrik keine Kompromisse eingegangen werden. Der alte Kabelbaum fliegt raus, wird neu konstruiert und eine Dyna-S-Dual-Fire-Zündung installiert. Zu guter Letzt baut die Mannschaft noch neue Krümmer für die Auspuffanlage, die mit Trumpet-Mufflers bestückt wird – passend zum Stil des Bikes.

Der Sitz ist wesentlich bequemer, als er aussieht

Die Lackierung folgt dem alten Gesetz: »The paintjob can make it or break it.« Waldemar gibt den Job außer Haus, nach Portugal zu Joe’s Garage – und lässt dem Künstler völlig freie Hand. Einzige Vorgabe, es soll oldschool werden. »Allerdings habe ich mich am Anfang an dem vielen Rot gestört, mittlerweile nicht mehr.«

Info |  bikershop-bittner.de