Nicholas Pensabene war uns kein Unbekannter. Schon vor ein paar Jahren war er uns mit einer ungewöhnlich lackierten Harley-Davidson Shovelhead aufgefallen, die wir prompt fotografiert haben. Mit diesem Bike hat er uns jetzt restlos davon überzeugt, dass er wirklich alles bauen kann.
Nick ist ein junger Kerl, der zusammen mit seinem jüngeren Bruder in seiner Freizeit einen kleinen Garagen-Custom-Shop namens Madpen Cycles in Edgewater/Florida betreibt. Ihre Brötchen verdienen sich die beiden mit der Anfertigung und Reparatur von Zäunen, Gattern und Toren. Gute handwerkliche Fähigkeiten sind den Geschwistern also schon von Berufs wegen zu Eigen. Und mindestens im Falle von Nick kommt auch noch eine große Portion Kreativität und guter Geschmack hinzu.
Harley-Davidson Shovelhead im Starrrahmen
Allerbestes Beispiel dafür ist die hier präsentierte Shovelhead. Lässig, ein wenig verspielt und dennoch super clean. Wobei sich die Verspieltheit angenehm in Grenzen hält und zum Beispiel in der Form und bei der Gestaltung der Stufensitzbank aufblitzt und am Heckfenderhalter samt Linsenrücklicht fortgeführt wird. Vordergründigstes Showobjekt ist zweifelsohne der vordere Zylinderkopfdeckel von Throwback. Der ist herrlich querverrippt und poliert, und es macht stylistisch totalen Sinn, dass Nick diesen Hingucker nur am vorderen Zylinder verbaut hat, denn an genau diesem Bike würde ein Pärchen Throwback-Deckel überladen wirken, wäre schlichtweg des Guten zuviel.
Interessant ist auch die Gabel, die dank der Brücken vom bayrischen Spezialisten Müller sehr schmal daherkommt. Die Standrohre hat Nick in einem Goldton nitrieren lassen, die Tauchrohre hat er auf der Drehbank verschönert. Die goldfarben lackierten neunspeichigen Gussräder sind OEM-Teile von Harley-Davidson, es sind vorne und hinten die originalen Vorderräder einer Sportster Iron. In den USA oft gesehen, weil schlichtweg erlaubt: Der Erbauer verzichtete bewusst auf eine Bremse im Vorderrad, was wiederum erklärt, weshalb er die Gabel so unverschämt schmal und den Lenker so unfassbar clean halten konnte.
Ungewöhnliche Schwingenkonstruktion
Sehr ungewöhnlich kommt auch das Rahmenheck daher. Optisch ist es eine Melange aus Starrrahmen, Softail-Heck und Kastenschwingenrahmen, denn von einem nahezu senkrecht stehenden Versteifungsrohr hinten hinter dem ausgesprochen wohlgeformten Öltank geht eine waagegerecht stehendes Rechteckrohr ab, das aussieht wie der Schenkel einer Kastenschwinge. Solch ein Arrangement haben wir so auch noch nie gesehen.
Bei alldem erklärt sich von selbst, dass „Kleinigkeiten“ wie der Lenker, die Fußrasten, die beiden vorhandenen Fußhebel, der um 90 Grad klappbare Kennzeichenhalter und die rotzigste und am frechsten verlegte Auspuffanlage der Welt Eigenanfertigungen des sympathischen jungen Mannes sind, der übrigens nicht aus Florida stammt, sondern aus New Yorks Badehalbinsel Long Island.
Ein Schaltknauf mit Geschichte
Wie sehr er an seiner alten Heimat hängt, zeigt der Schaltknopf des obligatorischen Jockeyshifts. Den nämlich hat ihm ein ehemaliger Schulfreund geschenkt, der den Messingknopf bei der Auflösung desjenigen alten Schulgebäudes geborgen hat, in dem Klein-Nick lesen und schreiben gelernt hat. Der Knopf ist ein Ausziehknopf von einem alten Schrank, der in dieser Schule stand und der auf den Sperrmüll kam. Nicks Augen haben geleuchtet, als er uns die Story zur Herkunft und Bedeutung dieses Knopfs erzählte und spätestens ab diesem Zeitpunkt waren wir endgültig „buddies in mind“.