Am 31. Dezember endet die einjährige Übergangsfrist, in der noch Euro-5-Motorräder zugelassen werden konnten. Ab 1. Januar 2025 müssen dann alle Motorräder der Euro 5+-Norm und der UNECE-Richtlinie R41.05 entsprechen. Für die Auspuffhersteller ein immenser Mehraufwand …
Das Thema, dass neue Motorräder aufgrund immer strenger werdender Lärmbestimmungen soundtechnisch einbüßen müssen, wird ja längst heiß diskutiert. Kaum beleuchtet wird dagegen der enorme Aufwand, den Auspuff- und Motorradhersteller betreiben müssen, um ihre Produkte street-legal und den gesetzlichen Vorgaben entsprechend auf den Markt zu bringen.
R41.05 – Normen, Regeln und Vorschriften
Mit der Einführung von Euro 4 auf Grundlage der Norm UNECE-R 41.04 (United Nations Economic Commission for Europe) mussten neue Fahrzeuge schon auf weitaus leiseren Sohlen gehen. Dabei erfolgten die Geräuschmessungen noch ohne Berücksichtigung von geöffneten oder geschlossenen Auspuffklappen. Das bedeutete, dass die Maschine während der Messung noch dezent flüsterte, im Straßenverkehr jedoch auf Knopfdruck laut losbrüllen konnte. Was damals durch den Einsatz von Auspuffklappen noch vergleichsweise einfach realisiert werden konnte, erfordert heute einen weitaus größeren technischen Aufwand.
Zwar wurden nun mit Euro 5+, beziehungsweise R41.05, keine neuen und niedrigeren Grenzwerte für Lärmemissionen festgelegt, dafür aber neue Prüfvorschriften definiert. Wie zuvor wird in drei Klassen eingeteilt, abhängig vom Leistungsgewicht, für die jeweils bestimmte Grenzwerte festgelegt wurden. Für etwa 80 % der Neuzulassungen liegt dieser Wert bei 77 Dezibel. Die Lautstärke wird nicht mehr bei einer festen Drehzahl gemessen, sondern willkürlich in jedem Gang, und zusätzlich bei Beschleunigung und Bremsvorgängen. Die Zahl der Messpunkte bei der Prüfung von Lärmwerten erhöhe sich durch R41.05 um das Drei- bis Vierfache. Diese Änderungen sollten unter anderem verhindern, dass Motorräder im Schiebebetrieb „nachknallen“ – so wie es manche Modelle zu tun pflegen. Das neue Verfahren lässt also kaum noch Spielraum für sexy Klänge ab Werk.
Barbarischer Aufwand für einen guten Klang
Für Auspuffhersteller wie Dr. Jekill & Mr. Hyde bedeutet dies einen enormen Mehraufwand. Deshalb mussten die Klappenvirtuosen in ein eigenes, zertifiziertes Testlabor mit modernster Messtechnik investieren. Im Mittelpunkt der Prüfprozesse steht ein Hightech-Roboter namens Sabrina. Richtig gehört, ein Roboter. Dieser gibt Gas, kuppelt und schaltet. Er arbeitet rund um die Uhr und führt unter präzisen Bedingungen Emissionsmessungen, Dauertests und Geräuschanalysen durch. Dank dieser Technologie konnte das Team von Jekill & Hyde ein extrem ausgefeiltes Klappensystem entwickeln, das sich dynamisch an das Fahrverhalten anpasst. Ganz einfach ausgedrückt: Die Klappe im Auspuff passt sich kontinuierlich dem Moment an. Ohne die Verfügbarkeit dieser Testeinrichtungen und Technologien ist es praktisch unmöglich, einen legalen Auspuff zu entwickeln …
Werden die Grenzwerte weiter verschärft, steigt der erforderliche Aufwand ins Unermessliche. Doch es scheint, als hätten wir hier eine Grenze erreicht. „Irgendwann bringt es nichts mehr, die Auspuffanlage noch leiser zu machen“, erklärt KTM-Entwicklungschef Habsburg. Die Abrollgeräusche der Reifen sowie jene des Endantriebs liegen bereits nahe am angestrebten Wert von 77 dB. Es ist also nicht nur unnötig, sondern schlicht unmöglich, moderne Auspuffanlagen weiter zu zuschnüren. Die einzige Möglichkeit, die Geräuschemissionen noch weiter zu senken, wären Motoren, die überhaupt keine Geräusche produzieren – und das ist letztlich ja auch keine Alternative.
Info | jekillandhyde.com