Harley-Davidson S 125



Kleine Zweitakter von Harley? Ja, die gab’s, und zwar nicht wenige! Im Jahr 1948 kam die Harley-Davidson S 125 auf den Markt. Es war ein kleiner, leichten Einzylinder-Zweitakter mit 125 ccm Hubraum, dessen Technik eine 1:1-Kopie der deutschen DKW RT 125 war.

Die deutschen Konstruktionspläne gingen damals als Kriegsbeute als Reparationsleistungen an die Alliierten, und die hielten sich gütlich daran. Denn auch andere Hersteller wie die britische Firma BSA mit ihrem Model „Bantam“, die Russen mit der „Komet“, die Polen mit der „WSK“ und auch die Japaner mit der Yamaha YS-1 bauten die DKW fleißig nach. Heutzutage wird der Ausdruck „Hummer“ fälschlicherweise oft auch für die Modellserien Lightweight (S 125, ST 165), Super 10, Scat, Pacer und Ranger verwendet.

Harley-Davidson S 125 mit Trapezgabel

Das Basismodell S 125 hatte eine Leistung von 3,5 PS und eine gummigedämpfte Trapezgabel. Die Company warb mit einer Reichweite von bis zu 90 Meilen mit einer Gallone Sprit (was einem Verbrauch von 2,6 Litern auf 100 km entspricht). Dank ihres geringen Anschaffungspreises von 325 Dollar und den ebenfalls niedrigen Unterhaltskosten war diese 125er besonders beliebt bei Menschen mit geringerem Einkommen. Zeitungsjungen, Farmer, Berufsanfänger und sogar Kriegsheimkehrer mit eingeschränktem Einkommen schafften sich gerne diese Mini-Harley an.

Weist dieses Exemplar als „S 125“ aus: Tacho im voluminösen, verchromten Lampenhalter

1951 wurde die über Rollen laufende Gummiband-Federung durch eine hydraulische Telegabel ersetzt. Diese Gabel nannte Harley „Teleglide“. Mit dem Modelljahr 1953 kam im Herbst 1952 das hubraumstärkere Modell ST 165 dazu. Der größere Hubraum brachte eine Leistungssteigerung auf immerhin 5,5 PS. 

Die Nippon-Bikes machten Harley schwer zu schaffen

Ab 1955 spürte Harley-Davidson die Konkurrenz durch die jungen japanischen Motorradhersteller enorm. Honda und Yamaha überfluteten den amerikanischen Markt mit ihren Produkten. Darüber hinaus waren die Nippon-Mopeds verlässlich und billig. Das machte Harley schwer zu schaffen.

Seltsamer Platz: Zündschalter auf dem Tank

Noch im gleichen Jahr brachte die Firma unter maßgeblicher Mitwirkung eines Angestellten namens Dean Hummer das eigentliche Modell „Hummer“ heraus, im Prinzip die bekannte S 125, die aber auf das Allernotwendigste abgespeckt und preislich in der Lage war, mit den fernöstlichen Erzeugnissen zu konkurrieren. Das Modell „Hummer“ hatte im Gegensatz zur S 125 zum Beispiel keine Batterie mehr.

aus der Harley-Davidson S 125 wird die „Hummer“

Eine Magnetzündung sorgte für die Zündspannung. Solchen Luxus wie Vorderradbremse, Tacho, Hupe, Blinker oder Bremslicht suchte man vergebens; an Chrom erst gar nicht zu denken. Durch einen anderen Auspuff hatte die Hummer 4,8 SAE-PS. Dem niedrigen Preis dieser Modellreihe zum Trotz fielen die Verkaufszahlen dennoch in den Keller.

Fluffige 75 Sachen läuft das nur 3,5 PS starke Maschinchen

Harley-Davidson hat den Kampf um die Käufergunst zu diesem Zeitpunkt klar verloren. Japanische Bikes waren einfach zuverlässiger, boten ein komfortableres Fahrwerk, hatten niedrige Anschaffungs- und Unterhaltskosten und liefen problemlos und schnell. Die Hummer hielt sich mehr schlecht als recht in der Produktpalette, bis sie 1959 aus der Produktion genommen wurde. 

Liebevoll restaurierte Harley-Davidson S 125

Die Bezeichnung „Hummer“ wird inzwischen recht wahllos für alle amerikanischen Zweitakt-Leichtgewichte verwendet, die zwischen 1948 und 1966 in Milwaukee hergestellt wurden. Wie auch immer, technisch gesehen wurde die echte Harley „Hummer“ lediglich in der Zeitspanne zwischen 1955 bis 1959 produziert.

Die Parallelogramm-Gabel war gummibandgefedert. Erst 1951 bekamen die 125er eine Telegabel 

Das hier gezeigte Exemplar des Modelljahrs 1948 ist also eine ganz frühe S 125 und damit die besser ausgestattete Variante des kleinen Zweitakters. Das seltene Maschinchen gehört einem Hamburger Privatier, der sie einst aufs Liebevollste restauriert hat.


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Fotos: Dirk Mangartz
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