Weil die originalen alten Gehäuse nicht selten gerissen, ganze Ecken ausgebrochen oder geschweißt sind, entstand die Idee, hochwertige Knucklehead-Gehäuse selbst anzufertigen.

Langsam aber sicher versiegt der Nachschub. Oldschool ist nach wie vor hipp, und in der letzten Zeit sind in den USA nur noch Schrottgehäuse zu überteuerten Preisen erhältlich. Speziell die rechte Kurbelgehäusehälfte des Knuckle-Motors ist oftmals in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand.

Von einem originalen, alten Gehäuse wurde die Form abgenommen. Mittels einer aufwändigen Materialanalyse wurde die Originalzusammensetzung nachvollzogen

„Meist ist das „Breather“-Loch eingelaufen und zwischen der Nockenwellenbüchse und der Pinion-Büchse gibt es häufig Ermüdungsrisse, die auf Belastung und schlechten Guss zurückzuführen sind“, so ein Entwickler. „Man muss sich ganz einfach bewusst machen, dass diese originalen Gussteile schon um die 70 Jahre alt sind. Früher haben sie ihrer Sache gut gedient. Heutzutage will aber keiner mehr auf Power verzichten, auch nicht in einem Knucklehead-Motor. Also geht man hin und baut in die uralten Gehäuse scharfe Nockenwellen oder Stroker-Kurbelwellen ein, die das alte, müde Material hoffnungslos überfordern.“

Knucklehead-Gehäuse neu gegossen

Das und die insgesamt sehr schlechte Verfügbarkeit von vernünftigen Originalgehäusen war der Ansatz für die im oberpfälzischen Wernberg-Köblitz angesiedelte Firma Motortechnic Mfg. (Mfg. steht für Manufacturing). Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Weltmarkt neue Knucklehead-Gehäuse anzubieten, neu gegossene linke und rechte Hälften zu einem vernünftigen Preis.

Auch die Steuerräder fertigt Motortechnic Mfg. selbst

Wichtige Vorgabe: Die neuen Gehäuse sollten absolut authentisch aussehen. Und tatsächlich lassen sie sich – anders als CNC-gefräste Ware – praktisch nicht von den Originalen unterscheiden, davon konnten wir uns auf einer Messe überzeugen. Im Vorfeld war es recht schwierig, die Gehäuse im selben dunkelgrauen Material herzustellen wie die von Harley-Davidson, doch mittels einer Materialanalyse eines originalen alten Gehäuses fand man die passende Rezeptur für die authentische Aluminiumguss-Anmutung heraus.

Formenbau, Guss und Bearbeitung – Alles made in Bavaria

Die Gussformen für die Gehäuse werden in Bayern von einem renommierten Formenbauer angefertigt. Auch die Rohgussformen entstehen in einem Betrieb in Bayern. Nach dem Guss werden die Gehäuse bei Motortechnic mit hochmodernen 4-Achsen-CNC-Maschinen bearbeitet. Die Dichtflächen sowie sämtliche Achsführungen, Lagerbuchsensitze und Gewinde fallen selbstredend durch die heutigen hochpräzisen Bearbeitungsmethoden um ganze Welten genauer aus als in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Das Angebot umfasst einzelne Gehäuse, aber auch komplette Motoren

Die neuen Gussgehäuse lassen sich mit verschiedenen Varianten von Kurbelwellen bestücken, darunter z. B. solchen von Truett & Osborn (Tourque Monster), S&S, aber auch originale Kurbelwellen von Harley-Davidson passen. In Verbindung mit den ebenfalls von Motortechnic gefertigten geschmiedeten Halbdom-Kolben und der Truett & Osborn Tourque Monster-Welle ist eine Leistungssteigerung von 100 Prozent möglich, ohne dass der Motor Schaden nimmt. Auf Wunsch liefern die Enthusiasten nicht nur die Gehäuse, sondern bauen auch komplette, einbaufertige, auf die Kundenwünsche zugeschnittene Knucklehead-Motoren auf. Und auch Flat- und Panhead-Freunde werden bedient. Ein Jahr Garantie gibt’s dazu.

Info | harleymotoren.de