Der Auftrag an Prüfstands-Hoheit Armand Mottier lautete schlicht und einfach: Bitte weg mit der peinlichen Leistungsbeschneidung der Indian Chieftain unter 2700 Umdrehungen. Ein neues Mapping muss her!

Man kann es kaum fassen! Da haben die Polaris-Jungs in ihren großen Indians eine Wuchtbrumme von einem Motor, nicht nur zum Malen schön, sondern auch ein Urviech, was das Drehmoment im Drehzahlkeller angeht. Und was tun sie: Sie drücken dem bärenstarken Aggregat softwaremäßig unter 2700 U/min dermaßen die Kehle zu, dass fast nichts mehr geht. Abhilfe für die Indian Chieftain kommt in Form eines neuen Mappings.

Läppische Performance trotz Urviech-Motor

Wer, wie wir, diesen Motor seit Jahren ganz anders kennt, ist entsetzt angesichts der geradezu läppischen Performance, die der dicke V2 bis zu dieser ominösen Drehzahl an den Tag legt. Unmittelbar danach geht dann die Post ab. Wie mit einem Schalter umgelegt, fängt der Motor an zu pushen. Das ganze Elend zuvor ist natürlich den immer strengeren Euro-Normen geschuldet …

Armand in seinem Element

„Ja, ja, die gute alte Manipulation mittels entsprechender Programmierung“, klärt Armand auf, „unter der Schwelle von 2700 kannst Du so viel Vollgas geben, wie Du willst, unter dieser Drehzahl werden die Drosselklappen vom Steuergerät nur zu einem Drittel geöffnet. Das ist so vorgegeben, die Prüfmodi bei der Homologation sind schuld.“ Das ist zwar eine korrekte Erklärung, indes, glücklich macht sie nicht. Also baten wir Armand, das Mapping zu optimieren und, wenn möglich, diese unsägliche künstliche Drosselung zu eliminieren.

Magisches Mapping für die Indian Chieftain

Das weiße Dickschiff kam also auf Armands Dynojet-Rolle und der Meister des „New Mapping“ versank schon bald in sein für ihn typisches, fast schön ätherisch wirkendes Mess-Universum, gleichsam wie nicht von dieser Welt. Armand, ein paar Monitore vor sich, Tastaturen, Knöpfe, die gebremste Rolle und der Gasgriff – ihm bei den Messläufen zuzuschauen macht Spaß, hat seine eigene Magie.

Gerade aus den Ecken heraus fehlt der Punch

Und natürlich hat er es hingekriegt, und zwar perfekt. Erst beim Anblick der ersten Messung, die den Serienzustand dokumentiert, wird der ganze Wahnsinn, das ganze Ausmaß der Drosselung sichtbar. Der Motor kommt überhaupt nicht aus dem Quark, bei 1950 Umdrehungen kackt er gar auf ein Leistungs- und Drehmomenttief ab. Vergleicht man die Werte mit denen nach Armands heilendem Eingriff, wird deutlich, wie dramatisch der Motor untenherum eingebremst ist.

Indian Chieftain dramatisch eingebremst

Das Mapping-Diagramm zeigt es deutlich: bei 1950 U/min fehlen ihm stattliche 11 PS und unglaubliche 41 Newtonmeter Drehmoment, am Hinterrad der Indian Chieftain wohlgemerkt! Man sieht es auch: Bis 2700 kann sich der Motor gar nicht richtig berappeln, erst dann kommt der Sprung nach oben. Kurz vor 3000 Umdrehungen sind die Kurven dann zumindest angenähert, obschon das neue Mapping sich über das gesamte Drehzahlband als sichtbar überlegen zeigt.

Kurven vor (blau) und nach (rot) dem Mapping. Die Unterschiede sind immens. Die schwarze Linie Markiert den Moment, ab dem die Drosselung aussetzt

Und dann der Aha-Effekt

Auf der Straße folgte dann das große Aha-Erlebnis. Wo das vollgetankt fast acht Zentner schwere Gerät vorher tröge vor sich hin dilettierte, gibt’s jetzt reichlich Druck ab Standgasdrehzahl. Bei 1300 U/min stehen bereits prächtige 100 Newtonmetern an, und es geht weiter steil bergauf. Erst bei 146 Nm am Hinterrad ist Schluss, das sind mal eben schlanke 160 Nm an der Kurbelwelle; eine Menge Holz für einen Serienmotor, und das alles unter 3000 Umdrehungen. Ein herrlicher V2, der jetzt endlich wieder das macht, was er am besten kann: Im Keller ganz dicke Muckis machen.

Info | micronsystems.de