Auch wenn die Evo Sportster wegen ihrer schwergewichtigen Bauweise keine supersportlichen Ambitionen hat – die magere Leistungsausbeute der 883er-Versionen ist selbst für gemütliches Cruisen nicht sehr üppig. Wir zeigen euch, wie Sportster Tuning für kleines Geld funktioniert.
Harley-Davidson verlangte für eine quasi baugleiche 1200er-Sportster einiges an Aufpreis gegenüber der 883er-Version. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Warum sollte ein Kunde knapp 2.500 Euro mehr bezahlen für größere Löcher? Löcher sind schließlich so etwas wie nichts. Ein Loch ist die Abwesenheit von fester Materie, die Eminenz der Totalität. Warum also sollte man für nichts so viel mehr Geld bezahlen.
Der heftige Mehrpreis für die 1200er ist nicht erklärbar
Selbstverständlich ist uns bewusst, dass es ganz so einfach auch nicht ist. Immerhin muss beim Motor das größere Loch durch einen größeren Kolben ausgefüllt, der Vergaser anders bedüst beziehungsweise die Einspritzanlage anders programmiert werden. Und sinnvollerweise der Sekundärtrieb – man hat ja mehr Schmackes – geändert werden. Der heftige Mehrpreis für die 1200er gegenüber den kleinen 883ern war damit alleine aber nicht erklärbar.
Deshalb sind wir einen anderen Weg gegangen. Wir haben eine Serien-883 des Baujahrs 2002 aufbohren lassen uns auf diese Weise die 1200 Kubik geholt. Jetzt haben auch wir größere Löcher in den Zylindern. Und sogar feine Schmiede-Kolben in den Laufbuchsen. Die Bedüsung wurde der Hubraum-Aufstockung angepasst und die Sekundärübersetzung wurde exakt auf das Verhältnis geändert, das auch die Ingenieure in Milwaukee ihrer 1200er verpasst haben. Nur mit einem feinen Unterschied: Diese Operation hat alles in allem nur knapp 1.000 Euro gekostet, elf PS und unglaubliche dreißig Nm mehr Drehmoment inklusive.
Sattes Sportster Tuning für knapp 1.000 Euro
Und so funktionierte die Aufbohr-Aktion. Die Maschine wurde komplett zum ausführenden Fachbetrieb gestellt und war nach fünf Tagen fahrfertig und mit TÜV-Eintrag versehen abholbereit. Vor Übergabe gab’s noch die obligatorische Leistungsmessung auf dem Rollen-Prüfstand und breit grinsende Gesichter bei Macher und Kunde. Jeder Leser wird hoffentlich verstehen, dass der umbauende Betrieb die genauen Bedüsungsdaten geflissentlich für sich behalten will. Es gibt ja schließlich so was wie Know-how und geldwerte Betriebsgeheimnisse. Wer den Hubraum nicht gleich aufstocken lassen will, kann auch weniger invasive Tuningmaßnahmen in Betracht ziehen.
Wie bei einem Baukastensystem kann der geneigte Harley-Fahrer, der mehr Leistung will, quasi Stufe für Stufe, Stück für Stück aufrüsten. Dabei ist es so, dass die höheren Tuning-Stufen auf den niedrigeren aufbauen. Man kann also ganz unten anfangen und es dabei belassen, oder sich, je nach Geld oder Lust und Laune, im Jahr darauf die nächsthöhere Stufe aufsatteln lassen. Nach oben sind fast keine Grenzen gesetzt, oder hättet ihr für möglich gehalten, dass man in eine 883er auf bis zu 1600 ccm stecken kann, aus denen dann zusammen mit anderen High-End-Bauteilen sagenhafte 120 PS gezaubert werden?
Sportster Tuning – Von 883 auf 1200 ccm Hubraum
Fazit: Man kann auch für deutlich weniger Geld als bei der Company durch das Aufstocken einer 883er zu einer 1200er Harley kommen. Dafür gibt’s dann sogar die besseren, hochwertigeren Kolben und eine höhere Mehrleistung als beim Konzern. Echtes Risiko hat sowas auch nicht mehr. Den Umbau sollte ein fachkundiger Betrieb vornehmen, also Leute, die ihr Handwerk und vor allem etwas von Harley-Tuning verstehen. Gute Handwerksbetriebe geben über die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistung hinaus zusätzlich Garantie auf ihre Arbeit.