Die amerikanischen Sinners wurden durch die Szene-Doku „Choppertown“ bekannt. Mit „The Sinners of Sweden“ gibt es auch einen skandinavischen Ableger. Manche der schwedischen Member haben regelmäßige Leser der DREAM-MACHINES bereits kennengelernt …
Einige von ihnen haben wir mit ihren Bikes schon in unserem Magazin vorgestellt. Wir trafen fünf der skandinavischen Customizer, um mehr über ihren Club zu erfahren. Dabei sind die Sinners kein Motorradclub im traditionellen Sinne. Es handelt sich vielmehr um eine Gemeinschaft von Schraubern mit der Passion für alte Bikes.
Treffen mit Chopper Dave auf dem Swap Meet
Diese führte unseren Ansprechpartner Thomas Corner zu einigen Swap Meets in den Vereinigten Staaten, wo er nach authentischen alten Parts suchte, die er für den geplanten Aufbau eines Choppers im Sixties-Stil benötigte. Auf einem der Märkte traf er 1997 mit Sinners-Member David „Chopper Dave“ Freston zusammen. Wieder zurück in seiner Heimat, kontaktierte Thomas den Kalifornier über dessen Homepage.

Weitere Treffen bei verschiedenen Veranstaltungen vertieften die Beziehungen und führten zu einer festen Freundschaft. „Ich mailte ihm Bilder unserer Bikes und Parts und er suchte sogar bei uns wegen bestimmter Ersatzteile Rat. Das war schon komisch, dass solch eine Custom-Legende bei uns Hinterwäldlern in Schweden nach Informationen über die Geschichte des Customizing in seinem Heimatland fragte.“
„The Sinners of Sweden“ gibt’s seit mehr als 20 Jahren
Gemeinsam mit einigen seiner Freunde erkundigte sich Thomas bei den Amerikanern, wie groß die Chancen für die Gründung eines Sinners Chapters in Schweden wären. Dave stellte die Frage seinen Kumpels, und da sich die Schweden als kompetente Schrauber und Oldschool-Enthusiasten heraus gestellt hatten, gaben die Amis ihr Okay. So haben die Sinners neben Chaptern in Los Angeles, Milwaukee, Nevada und Iowa nun seit mehr als 20 Jahren auch eine schwedische Dependance.

Mit ihrer Liebe zu Oldtimer-Ersatzteilen treiben es die Schweden aber manchmal auf die Spitze. Mehrmals im Jahr setzen sie zum Flug über den großen Teich an, um immer wieder neue Quellen für Parts aus alten Tagen zu finden. Bei manchem Amerikaner stoßen sie damit schon auf Ablehnung. In Internet-Foren beklagt so mancher Amerikaner den Ausverkauf des historischen Vermächtnisses. „Einer schrieb: Hier kommt immer wieder ein Volvo-Manager rüber, der all unsere guten Brocken aufkauft“, erzählt Per, „damit meinte er mich.“
„Manchmal wollen die Amis nicht mehr an Ausländer verkaufen“
Die schwedische Gruppe wird schon als „The Vacuum Cleaner“ bezeichnet, da sie alles, was ihnen in die Hände fällt, aufkauft. „Manchmal wollen die Amis schon gar nicht mehr an Ausländer verkaufen. Wir erklären unseren Akzent dann damit, dass wir aus Texas wären; manchmal klappt das“, erklärte uns Thomas Corner. In dessen Garage wurden wir von der Masse der dort gehorteten Teile schier erschlagen.

Noch nie ist uns eine solche Menge an Parts unter die Augen gekommen. Neben kompletten Bikes finden sich hier Rahmen, Gabeln, Räder, haufenweise Vergaser, Tankembleme und vieles mehr. Und alles wirklich altes und rares Zeug aus den 40er bis in die 70er Jahre. „Ja, ich glaube, man könnte uns „Part-Aholics“ nennen. Ich könnte ungefähr 18 Bikes aus Einzelteilen zusammensetzen. Vielleicht habe ich es mit der Sammelwut doch ein wenig übertrieben“, meint Thomas lachend.
Die „The Sinners of Sweden“ bestehen aus kaum zehn Member
Die Schweden sind eine kleine Gruppe von nicht mal zehn Mitgliedern. Schon viele Biker haben wegen einer Mitgliedschaft nachgefragt, doch momentan wollen die Jungs niemand mehr aufnehmen. Den letzten Neuzugang stellt Thomas Schuldt dar, der seit einigen Jahren mit den Jungs fährt und schraubt. „Ich komme aus der gleichen Stadt wie Per, und bin mit ihm schon auf einigen Runs und Veranstaltungen gewesen. Die anderen meinten dann, dass ich ganz gut zu ihnen passen würde und fragten mich, ob ich wollte. Natürlich habe ich ja gesagt. Wer würde das nicht tun?“ erklärt uns der zweite Thomas seinen Einstieg.

Dann haben die Schweden noch einen Italiener in ihren Reihen. Den kennen sie schon länger. Ein italienisches Biker-Magazin schickte seinerzeit einen Freelancer nach Schweden, um über die dortige Szene zu berichten. Das führte zu einer Einladung zur Padua Bike Show, zu der die Sinners einige ihrer Bikes mitbrachten.
Der eigentliche Sinn dieser Gemeinschaft …
Seither wurden sie noch öfter eingeladen und sind schon richtige Stars im Süden. „Die wollen mit uns fotografiert werden, unsere Autogramme und so. Das ist schon fast zu viel“, lässt uns Joakim Krantz mit einem Kopfschütteln wissen. Daraus erwuchs eine Freundschaft zu Ettore „Blaster“ Callegaro, einem Pinstriper und Custompainter, der gern auch für seine schwedischen Kumpels arbeitet. In seiner Heimat fährt er eine 59er Panhead im Bobber Stil.

Bei seinen Besuchen im kalten Norden darf er eines von Corners Bikes nutzen. Den Umstand, dass sich die Amerikaner und die Schweden zu selten sehen, findet Per traurig. „Schon so oft haben uns die Amis versprochen, mal in die Alte Welt rüberzukommen. Bisher hat es leider nicht geklappt. Doch dafür habe ich meinen fünfzigsten Geburtstag in Kalifornien gefeiert. Da wir unsere Bikes mit drüben hatten, konnten wir dann endlich mal mit unseren amerikanischen Freunden ausgiebig touren.“ Und das ist ja der eigentliche Sinn dieser Gemeinschaft.
Info | sinnerssweden