Wer keine Koffer am Bike hat oder haben will, braucht für große Touren Motorrad Gepäcktaschen. Wir haben uns mobile Gepäcksysteme vom Rucksack über die Gepäckrolle bis hin zur starren Hecktasche angeschaut und ausprobiert.
Die nächste Tour ist geplant, das Ziel gesteckt und das Motorrad bereits fit gemacht für die kommenden Kilometer. Schließlich besteht die Freiheit auf zwei Rädern nicht nur aus der abendlichen Hausrunde. Gerne darf es auch etwas länger und vor allem weiter weg sein. Spätestens jetzt fängt das große Grübeln an, wohin mit dem Gepäck mangels Koffern, die zwar oft klobig wirken, aber komfortabel sind, wenn es ums Reisen geht. Aber nicht jeder hat oder will ein Koffersystem an seinem Bike.
Den zur Verfügung stehenden Raum maximal einnehmen
Was und wie viel man mitnimmt, bestimmt letztlich darüber, welches Gepäcksystem am besten für die eigenen Ansprüche geeignet ist. Natürlich gibt es die Minimalisten, die mit extrem wenig Gepäck auch eine Wochentour locker fahren, aber sie bilden eher die Ausnahme. Denn der Mensch verhält sich, wenn es ums Packen seiner Urlaubssachen geht, meist wie Gas: Er nimmt jeden zur Verfügung stehenden Raum maximal ein. Oft genug liegt dann der Berg Klamotten, Schuhe und andere Utensilien vor einem, und es stellt sich die bange Frage, wie man das alles unterbringen soll.
Hier hilft vor allem eine genaue Planung. Die fängt am eigenen Motorrad und den vorhandenen oder fehlenden Befestigungsmöglichkeiten an. Gibt es Möglichkeiten, eine Hecktasche oder Gepäckrolle zu verzurren oder bleibt am Ende doch nur der Rucksack, weil die Optik des Bikes wichtiger war als ein Rest an Funktionalität? Das Gepäcksystem selbst ist daher nur die halbe Miete, egal wie viel Volumen es hat.
Klamotten für eine Woche müssen reinpassen
Wir haben uns zwei Rucksäcke, fünf Gepäckrollen, zwei Hecktaschen mit fester Struktur und eine Sissybar-Tasche genauer angeschaut und mit dem gepackt, was an Klamotten für eine Woche reichen könnte. Sicher wird jeder dabei aufgrund seiner Vorlieben eine andere Wahl treffen und mal mehr oder weniger mitnehmen. Alle Bewertungen findet ihr übrigens in der Bildergalerie …
Abhängig von den Befestigungsmöglichkeiten und der Dauer der Tour bieten Rucksäcke eine einfache und schnelle Alternative, wenn auch mit Einschränkungen. Zwar können sie schnell auf den Rücken geschnallt werden, doch meist bieten sie nicht ausreichend Volumen, um das Gepäck für eine Woche unterzubringen. Vollgestopft bringen sie außerdem durchaus einige Kilos auf die Waage, die stundenlanges Fahren zu einer Herausforderung werden lassen.
Ab vierzig Liter Stauraum nehmen die Platzsorgen ab
Etwas entspannter geht es mit Gepäckrollen zu, der modernen Variante des Seesacks, die sich bequem auf die Soziusbank, den Heckfender oder den Gepäckträger schnallen lassen. Hochkant geht das auch prima für die Sissybar. Zudem bieten die Rollen meist mehr als ausreichend Platz, um Klamotten, Schuhe und was auch immer unterzubringen. Die einfache Bauweise und der Rollverschluss machen sie zu einem beliebten Gepäcksystem, das nur einen Nachteil hat. Ohne Gepäckträger bleibt die Sozia zu Hause oder fährt selbst.
Wer dagegen Komfort liebt, zielgenau packen kann, Wert auf Ausstattung und Optik legt und nicht auf den Preis schaut, sollte sich Hecktaschen mit fester Struktur genauer anschauen. Da bleiben meist keine Wünsche offen, gerade, wenn es um die Unterbringung kleinerer Gegenstände geht. Denn im Gegensatz zu vielen Gepäckrollen mangelt es hier nicht an zusätzlichen Außentaschen.
Motorrad Gepäcktaschen mit Regenschutz
Ein wichtiges Thema bei allen Gepäcksystemen ist der Wetterschutz. Gerade auf langen Touren ist Trockenheit logischerweise nicht garantiert, da kann es auch mal richtig nass werden. Es ist ärgerlich, wenn Wasser eindringt und sich die Klamotten vollsaugen. Die Hersteller gehen hier unterschiedliche Wege.
Während Gepäckrollen in der Regel aus wasserdichtem PVC geschnitten sind, kommen bei Rucksäcken oder Hecktaschen meist wasserdichte Inlays zum Einsatz. Dann wird die Hülle zwar nass, aber wenigstens bleibt der Inhalt trocken. Unkomfortabel ist der Einsatz von Regenhüllen. Zwar ist damit der Wetterschutz gewährleistet, doch sollte man sich schon vor Fahrtantritt entscheiden, die Hülle überzuziehen. Im Wolkenbruch bleibt dafür oft keine Zeit mehr. Ein schneller Zugang zum Gepäck ist außerdem nicht mehr gegeben.
Eigene Zurrgurte sind auf jeden Fall zu empfehlen
Erfreulich auch, dass bei fast allen Herstellern Befestigungsgurte im Lieferumfang enthalten sind. Die funktionierten im Test mal richtig gut, aber auch mal weniger gut. Eigene Zurrgurte sind auf jeden Fall zu empfehlen, denn es gibt nichts Schlimmeres als wackelndes Gepäck. Die Verarbeitung aller Artikel war durchweg gut bis sehr gut.
Auch hier gab sich kein Testkandidat eine Blöße. Lediglich beim PVC entfaltete die billigste Gepäckrolle beim Auspacken starke, nach Chemie riechende Ausdünstungen, die aber recht schnell verflogen. Bei den anderen Produkten war dergleichen nicht wahrnehmbar. Offenbar spielen hier die Qualität des Materials und auch der Preis doch eine Rolle.
Motorrad Gepäcktaschen mit einem Sortiment für eine Woche
Beim Packen haben wir ein kleines Sortiment zusammengestellt, das für eine Woche reichen sollte. Das bestand aus einem Badetuch, zwei kurzen Hosen, zwei langen Hosen, zwölf T-Shirts, neun Unterhosen, neun Paar Socken, einem Kulturbeutel, einem Hoodie, einem Paar zusätzlicher Schuhe und einer Sonnenbrille.
Unsere Fracht haben wir dann versucht, vollständig in den jeweiligen Gepäckstücken unterzubringen, was überraschenderweise meist gelang. Natürlich waren die Behälter mit einem Volumen unter vierzig Litern eingeschränkt. Hier heißt es Verzicht zu üben, die Auswahl der Klamotten zu ändern oder die Tour kurz zu halten. Darüber hinaus gibt es kaum Platzprobleme, und mit 89 Litern sollten auch satte zwei Wochen Urlaub drin sein.
Motorrad Gepäcktaschen – Gute Planung ist alles
Damit sind wir wieder bei der Planung, welches Gepäcksystem sich am besten eignet und wie viel Gepäck man am Ende tatsächlich braucht. Bei Fernreisen bleibt einem sowieso nichts anderes übrig, als zwischendrin mal zu waschen. Alternativ kann man es auch so machen, wie es unser Tester vorgeschlagen hat: die Schmutzwäsche einpacken, nach Hause schicken und sich vor Ort mit neuer Wäsche eindecken. Auch das spart unheimlich Platz.